Nachrichten

#Ort der Experimente

Inhaltsverzeichnis

Ort der Experimente

Seit Jahren stehen die Zeichen auf Abriss oder Umwidmung von Kirchen. Das Bistum Limburg ist da keine Ausnahme. Doch am Sonntagnachmittag durfte Bischof Georg Bätzing in Frankfurt das Gegenteil tun – und die Kirche St. Johannes der Täufer einweihen. Ein Termin mit Seltenheitswert in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen, leerer Gotteshäuser und verkleinerter Immobilienbestände. In den vergangenen 15 Jahren sind im Bistum Limburg nur vier Kirchen neu geweiht worden. Die Hoffnung auf eine Trendwende liegt auch auf Gotteshäusern wie dieses in der Schwanheimer Siedlung Goldstein, dessen Architektur zugleich steingewordener Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses zwischen Tradition und Moderne sein und somit neue Zielgruppen ansprechen soll.

„Neue Zeiten erfordern neue Wege“, sagte der Bischof in Anwesenheit von – coronabedingt – rund 60 Gästen in der kürzlich fertiggestellten, durch die Ziegelsteinoptik hell und einladend wirkenden Kirche. Viele weitere Zuschauer konnten die Kirchweih im Livestream oder vom „Public Viewing“ im benachbarten Goldsteinpark aus mitverfolgen. Auch für traditionellere Kirchgänger hatte der Bischof eine Botschaft oder vielmehr ein vermittelndes Angebot zu unterbreiten: Nichts vom Guten der alten Zeit gehe einfach so verloren, „aber es soll uns auch nicht so binden, dass wir nicht fähig wären, den Menschen heute Angebote des Glaubens, der Lebensdeutung und der Gottesbegegnung zu machen“.

Eine Komposition aus Alt und Neu

Der helle Bau, der innen nicht verputzt ist, empfängt die Gläubigen je nach Lichteinfall dank der Ziegelsteinoptik, den großen Fenstern und dem Glasdach mit ungewohnt warmen Farben. Neben der eigentlichen Kirche bietet er noch Veranstaltungsräume und eine Küche. Das Baptisterium, die Taufkapelle des Vorgängerbaus, wurde erhalten und gekonnt in den Neubau integriert, sodass das Betonglas des Malers und Bildhauers Joachim Pick in neuer Umgebung eine Aktualisierung erfährt. Auch das goldene Altarkreuz, die Kreuzgang-Bilder sowie die aus Muschelkalk gefertigte Madonna stammen aus der früheren Kirche, die bis 2017 am selben Ort stand und abgerissen wurde. Der schwebende Tabernakel und der aus Stampfbeton gefertigte Altar fügen sich harmonisch in diese Komposition aus Alt und Neu ein.

Termin mit Seltenheitswert: Bischof Bätzing bei der Weihe


Termin mit Seltenheitswert: Bischof Bätzing bei der Weihe
:


Bild: Michael Braunschädel

Die Entstehungsgeschichte der neuen Kirche war hingegen alles andere als harmonisch, zumal sich die Gläubigen mit einer radikalen Schrumpfkur ihrer Kirche abfinden mussten. Mit einer Fläche von rund 550 Quadratmetern ist der eingeweihte Bau nur noch knapp halb so groß wie die Vorgängerkirche, die 1961 nach einem Entwurf des Architekten Hans Busch erbaut worden war. „Das gab am Anfang einen Riesenaufstand“, sagte Pfarrer Werner Portugall, der gemeinsam mit seiner Gemeinde seit Jahren für die eben auch architektonisch und beim Inventar sichtbaren Reformen wirbt.

Eine davon ist der Verkauf der Orgel, die mittlerweile ihren Dienst im französischen Nizza tut. Mit dem Erlös sowie einer professionellen Fundraising-Kampagne bringt die Gemeinde ihren Eigenanteil von rund 600.000 Euro auf, während das Bistum in Limburg den Großteil der 5,6 Millionen Euro Baukosten übernimmt. Nach den ersten Planungen in der zweiten Jahreshälfte 2015 hatte sich das Vorhaben wegen Lieferschwierigkeiten, gestiegener Preise im boomenden Bausektor sowie der Corona-Pandemie verzögert, eigentlich war eine Eröffnung bereits 2020 geplant gewesen. Dass durch den Verkauf der Orgel künftig auch die Kosten für die aufwendige Wartung entfallen, ist als Nebeneffekt erwünscht.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!