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#Pro und Contra: Frage der Woche: Jetzt verzichten?

„Pro und Contra: Frage der Woche: Jetzt verzichten?“




Diät machen, keinen Alkohol trinken, weniger am Handy daddeln: Verzichten lässt sich auf vieles, gerade in der Fastenzeit. Aber braucht es das?

Pro: Wirkliches Fasten ist individueller als ein Dry January

Es ist wie mit Weihnachten: Man muss kein Christ sein, um zu erkennen, wie sinnhaft sich Fest- und Besinnungsanlässe (meist in Anlehnung an zuvor den Kalender prägende „heidnische“ Rituale) ins Jahr einfügen. Nach dem weihnachtlichen Hoffnungslicht am Wendepunkt des Winterdunkels und dem abgesegneten, fasnachtsgeregelten Ausbruch aus dem irdischen Regularium zu Beginn des Jahres folgt unmittelbar vor dem österlichen Frühlingsfest der Erneuerung, der Fruchtbarkeit, des (Wiederauf-)Lebens, weil es zusammengehört: die karfreitägliche Konfrontation mit dem Tod. 

Und das wiederum braucht Besinnung, braucht Gedenken zur Asche, Fasten, Verzicht. Diese Sinnhaftigkeit versuchten sich ewig Diäten, versuchen sich nun Lifestyle-Trends anzueignen, vom fleischlosen „Veganuary“ bis zum alkoholfreien „Dry January“ – allerdings mit zwei Fehlern: Erstens münden diese im Jahreszeiten-Zyklus noch im Winter in den Faschingsrausch und verpuffen unerlöst und unnachhaltig; zweitens gibt es dabei Vorgaben des irgendwie eigentlich besseren, gesünderen, vernünftigeren Lebens wie als Anstoß zu einer Bekehrung. 

Genau das ist das Fasten aber eben nicht. Dieses Verzichten im klassischen Sinne ist eine in der Wahl des Mittels viel individuellere, im Ziel jedoch viel universellere Besinnung. Beispielhaft heraus aus den Ritualen des Ich-Seins, aus der Alltagspolsterung der Weltwahrnehmung durch Gewohnheiten, ein willentlicher Bruch, der Selbstverständlichkeiten wieder spüren, Endlichkeit wieder bewusst macht. Um am Ende, österlich, womöglich auch einfach nur durch die freudig bejahte Rückkehr zum davor Gewohnten, das eigene Sein und das Leben an sich zu feiern. Dann erst ist wirklich Frühling. (Wolfgang Schütz)

Contra: Nachhaltiger Verzicht gelingt nicht anhand des Kalenders

Was haben der Beginn eines jeden Jahres und die Fastenzeit gemeinsam? Klar, gestorbene Vorsätze. Jedes Mal aufs Neue trieft man pathetisch vor sich hin: „Dieses Jahr aber wirklich“, und was folgt, ist ein Monat der Schande. Die fünf Sporteinheiten pro Woche schrumpfen auf null, aus null Abenden mit Süßigkeiten werden dafür fünf; anstatt fünf Kilo abzunehmen, nimmt man zehn zu. Und man lernt natürlich nicht dazu: Nicht einmal zwei Monate nach dem Jahreswechsel beginnt das Theater von vorne, die Fastenzeit naht. Das muss doch nicht sein!

Im Grunde ist das Verzichten schon vorher zum Scheitern verurteilt: Wenn man sich selbst die „40-Tage-keine-Süßigkeiten/-Zigaretten/-Alkohol“-Einschränkung setzt, reagiert die Psyche fast kleinkindlich mit einem „Jetzt-erst-recht“-Jo-Jo-Effekt, aus „weniger ist mehr“ wird „mehr ist mehr“.

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Dazu ist diese ganze Verzichten-Chose doch ohnehin reine Heuchelei, am Ende geht es nur darum, sich besser mit sich selbst zu fühlen. Sollte es aber nicht eher zum Standard werden, den eigenen Konsum einmal unabhängig von völlig veralteten Bräuchen zu reflektieren? Denn so könnte tatsächlich der nachhaltige Wandel funktionieren, den man sich unterschwellig als Ergebnis dieser Vorsätze wünscht. Losgekoppelt von kalendarischen Erscheinungen und Fristen steht man plötzlich ganz und gar selbst in der Verantwortung für das eigene Handeln.

Und selbst wenn es dann nicht gelingen sollte, zu verzichten, muss man die Last des Scheiterns nicht auf den Schultern tragen. Frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Darum geht es ja, nichts müssen müssen. Sondern frei und ungezwungen zu erkennen, dass es sich an der ein oder anderen Stelle lohnt, mal eine Stufe zurückzuschalten. (Dominik Durner)

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