Papst Leo XIV. ist für die deutschen Katholiken ein Glücksfall

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Die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst ist zuerst einmal eine faustdicke Überraschung: Ein Amerikaner als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche galt lange als kaum wahrscheinlicher als die Priesterweihe für die Frau.
Prevost wurde zwar vor Beginn des Konklaves durchaus als Favorit gehandelt. Aber er war ein Kandidat der Insider. Bis zuletzt erschien es fraglich, ob die Kardinäle aus jenen Ländern, die traditionell nicht gut auf die Vereinigten Staaten zu sprechen sind, über seinen amerikanischen Pass hinwegsehen würden, zumal mit einem Präsidenten Donald Trump.
Ein Zeichen für den Glauben an das gute Amerika
Daher lässt sich die Wahl auch als ein Signal der führenden Repräsentanten der katholischen Kirche an Trump deuten, ein Zeichen für den Glauben an das gute Amerika. Damit ist diese Entscheidung auch ein posthumer Triumph von Franziskus über den amerikanischen Präsidenten und die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten, in der seine größten Widersacher saßen.
Prevost gehörte zu den wenigen führenden Kirchenleuten jenseits des Atlantiks, die treu zu Franziskus standen. Die Kardinäle haben mit diesem Kardinal allerdings einen Mann gewählt, der als der „unamerikanischste Amerikaner“ beschrieben wird, den man sich vorstellen könne. Dafür spricht auch sein Lebenslauf mit Stationen als Bischof in Peru und Leiter des Augustinerordens in Rom.
Kein Franziskus der Zweite
Für die katholische Kirche in Deutschland hätte die Wahl wohl besser kaum ausfallen können. Prevost gilt als derjenige im Vatikan, der zuletzt maßgeblich dazu beigetrug, den Konflikt zwischen der reformwilligen Mehrheit der deutschen Bischöfe und dem Vatikan zu entschärfen. Mit ihm als Papst dürfte manches einfacher werden. Wenngleich auch Prevost nicht jede Reform des „Synodalen Wegs“ absegnen dürfte. Aber er gilt als Mann der pragmatischen Lösungen.
Prevost ist kein Franziskus der Zweite. Das machte er bei seinem Auftritt auch optisch deutlich. Anders als Franziskus trug er wie Benedikt XVI. und Johannes Paul II eine Stola mit den Porträts der vier Evangelisten zu seinem ersten Auftritt. Aber in seiner ersten kurzen Ansprache ließ er keinen Zweifel daran, wie stark er sich dem Erbe seines Vorgängers verpflichtet fühlt.
Insofern ist seine Wahl dann doch keine Überraschung. Es hatte sich vor dem Konklave abgezeichnet, dass eine Mehrheit der Kardinäle einen Seelsorger im Stile von Franziskus als Papst bevorzugt. Ein Schlagabtausch zwischen konservativen und progressiven Kardinälen, wie er so viele Papstwahlen geprägt hat, war vor diesem Konklave nicht wahrzunehmen.
So sehr Prevost die Kontinuität zu Franziskus betont hat, so bringt er doch auch etwas mit, was Franziskus fehlte: Erfahrung in der Führung von weltweit tätigen Verwaltungsapparaten. Als ehemaliger Oberer eines großen Männerordens und Leiter des vatikanischen Dikasteriums für die Bischöfe, einer Art Personalabteilung für kirchliche Führungskräfte, verfügt er über eine Expertise, die ein Ortsbischof nicht hat.
Das hat die katholische Kirche nach drei Päpsten, die sich nicht sonderlich für den Leitungsapparat interessiert haben, dringend nötig. Nur so sind nachhaltige Reformen in der katholischen Kirche möglich.
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