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#Überall ist nicht geheizt

Überall ist nicht geheizt

Wir sind es gewohnt, Franz Kafka als Autor der Weltliteratur zu lesen, so wie er sich selbst, nicht we­niger selbstverständlich, auch als Leser in der Welt­literatur bewegte, indem er Homer und Cervantes, Goethe und Flaubert studierte. Aber was wenig wahrgenommen wurde, ist die Reichhaltigkeit, mit der Kafka die Leitvorstellung der Welt in seinen eigenen Texten umgeschrieben und erweitert hat. „In Deinem Lehnstuhl regiertest Du die Welt“, heißt es in dem berühmten „Brief an den Vater“. Hermann Kafkas Gebote wurden dem Sohn „das wichtigste Mittel zur Beurteilung der Welt“, nur dass der Vater sich selbst nie daran hielt: „Dadurch wurde die Welt für mich in drei Teile geteilt, in einen, wo ich, der Sklave, lebte“, dann in die zweite Welt des Vaters, beschäftigt „mit dem Ausgeben der Befehle“, und schließlich in eine „dritte Welt, wo die übrigen Leute glücklich und frei von Befehlen und Gehorchen lebten“. Es verwundert nicht, dass Kafka daher „die Welt“ als eine un­sichere und unzuverlässige Größe wahrgenommen hat, etwa wenn es in „Das Schloß“ heißt: „Die Widerstände der Welt sind groß.“ So ist bei ihm auch von „Teufelei“ und „Gegnerschaft“ der Welt die Rede, von ihrer Lüge und Blindheit, ja von ihrer Unabsehbarkeit: „Die Welt ist voll Möglichkeiten, aber ich kenne sie noch nicht“, schreibt er an Milena.

Aber wie in anderen Fällen gilt auch hier, dass Kafka durch das Wörtlichnehmen des vermeintlich Selbstverständ­lichen neue Dimensionen und Abgründe sichtbar macht, indem er die Welt als eine Macht wahrnimmt, deren Negativität schon der junge Mann bei seinen ersten Schreibversuchen in der Familie erfährt: Sie werden von einem Onkel vor ver­sammelter Familie als „das gewöhnliche Zeug“ diskreditiert, und der Autor bekommt, laut Tagebuch, „selbst innerhalb des Familiengefühls einen Einblick in den kalten Raum unserer Welt, den ich mit einem Feuer erwärmen mußte, das ich erst suchen wollte“. Diese Sicht be­stätigt noch jener späte Brief an die Lieblingsschwester Ottla, in dem er davon spricht, dass die Welt nicht geheizt sei. Da liegt auch die Vorstellung vom Aus­geschlossensein nahe – „was willst du in unserer Welt?“, heißt es in den Oktav­heften, und noch ein später Brief an Max Brod handelt davon, dass Kafka sich „an einem solchen lärmvollen Tag wie aus der Welt ausgewiesen“ vorkomme, „nicht einen Schritt wie sonst, sondern hunderttausend Schritte“.

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