#Präsident Biden prüft Ökonomin Lisa Cook
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„Präsident Biden prüft Ökonomin Lisa Cook“
Der amerikanische Präsident Joe Biden erwägt mehreren Medienberichten zufolge, die Ökonomin Lisa Cook in den Gouverneursrat der Federal Reserve, dem Führungsgremium der amerikanischen Zentralbank, zu berufen. Biden hatte zum Beginn seiner Amtszeit erklärt, Führungspositionen so zu besetzen, dass die betroffenen Institutionen die Diversität der Bevölkerung spiegeln: Cook wäre die erste schwarze Fed-Gouverneurin. Das Weiße Haus kann die Vakanz besetzen, nachdem es Donald Trumps Personalvorschlag für die Fed, die Goldstandard-Befürworterin Judy Shelton, ohne langes Federlesen zurückgezogen hatte.
Cook, die Professorin an der Michigan State Universität in East Lansing ist, ist in Washington und seinen Denkfabriken bestens vernetzt. Sie sitzt im Lenkungsgremium der progressiven Denkfabrik Washington Center for Equitable Growth, deren frühere Chefin Heather Boushey nun im Weißen Haus Biden berät. Mit Adam Posen, dem einflussreichen langjährigen Chef des Peterson Institutes, ist sie befreundet. In der Denkfabrik Brookings hat sie in ihren frühen Jahren geforscht. Finanzministerin Janet Yellen kennt sie gut aus ihrer gemeinsamen Zeit im Exekutivkomitee der American Economic Association. Sie leitet das Sommerprogramm der Vereinigung, das ausgewählten jungen Wissenschaftlern helfen soll, in der akademischen Forschung Fuß zu fassen und die Diversität der Disziplin erhöhen soll. Bekannter wurde sie durch prägnante Aussagen zur Black-Live Matters-Bewegung und zum Rassismus an Ökonomiefakultäten.
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Cook in der Kritik
Ihre mögliche Berufung ist nicht unumstritten. Gleich mehrere Ökonomen, die nicht namentlich genannt werden wollen, sagten dieser Zeitung, sie hielten eine Beförderung für fragwürdig angesichts ihrer akademischen Leistungen. Schon ihre Ernennung zum ordentlichen Professor an der Michigan State University war nicht unumstritten, wegen eines Kriterium, das in den Vereinigten Staaten für eine Beförderung in der ökonomischen Forschung von zentraler Bedeutung ist: Veröffentlichungen in einem der rund fünf bedeutenden Wissenschaftsjournale. In dieser Hinsicht hat Cook wenig vorzuweisen.
Sie setzte ihre Fakultät mit der Aussage unter Druck, dass schwarze Ökonominnen allzu oft auf Assistenz-Professor-Stellen steckenblieben. Schließlich ergatterte sie die volle Professur mit weniger Artikeln in den wichtigen Journalen als Kollegen, die zu gleicher Zeit diese Position an der Hochschule erreichten.
Cook hat Forschungsarbeiten über das Lynchen verfasst, über afroamerikanische Erfinder und Innovatoren, über das postkommunistische Russland und über Entwicklungshürden in Afrika. Ihre Dissertation an der Universität von Berkeley war unter anderem vom renommierten Forscher Barry Eichengreen betreut worden, der erst jüngst lobende Worte für sie fand.
Ob die Veröffentlichung in ausgewählten Fachjournalen als Voraussetzung für die akademische Karriere ein gutes Kriterium ist, wird schon längere Zeit bezweifelt. Einer der Vorwürfe lautet, dass die Themenpräferenz der Journale zu eng sei und Autoren von renommierten Hochschulen und von informellen akademischen Netzwerken als Autoren bevorzugt würden. Gerade Themen wie Rassismus hätten wenig Chancen auf Veröffentlichung.
Diskriminierung wegen Geschlecht und Hautfarbe
Dazu kommt, dass die gesamte Disziplin sich gerade mit dem Vorwurf der Diskriminierung gegen weibliche und farbige Wissenschaftler konfrontiert sieht. Lisa Cook selbst wies in einem Beitrag für die „New York Times“ auf eine Umfrage der American Economic Association hin, der zufolge 62 Prozent der schwarzen Forscherinnen in der amerikanischen Wirtschaftswissenschaft sich diskriminiert fühlen. Finanzministerin Janet Yellen, die akademisch über Zweifel erhaben ist, wurde die Vollprofessur an der Harvard-Universität verweigert. Eine Ökonomin sagte dieser Zeitung, dass Cooks Analyse der Diskriminierung in der Forschung zutreffe, Cook selbst aber gerade kein Beispiel dafür sei.
Die andere Frage lautet, ob akademische Exzellenz überhaupt die Voraussetzung für eine erfolgreiche Mitwirkung an der amerikanischen Geldpolitik ist. David Wessel leitet das Hutchins-Center für Geld- und Fiskalpolitik an der Denkfabrik Brookings und hat vorher als Journalist jahrelang die Fed beobachtet. Sein Urteil: Einige der besten Zentralbanker hätten keine wissenschaftlichen Meriten errungen, während unter den akademisch vorgebildeten Fed-Bankern einige ziemlich schräge Vögel gewesen seien. Cook bringe im Gegensatz zu diesen gesunden Menschenverstand ein und ein Gespür für die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt mit.
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