PSG nach Finale gegen Inter endlich am Ziel

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Vierundsechzig Minuten waren gespielt in der Münchner Fußballarena, als sich die ganze Kluft in diesem Finale wie in einem Sinnbild zeigte: An der Eckfahne rechts neben dem Mailänder Tor bejubelten die Spieler von Paris Saint-Germain mit ihren Fans den Treffer zum 3:0, eine Traube in Blau und Rot. Einmal diagonal über den ganzen Platz, ebenfalls an der Eckfahne, sah man das Elend in Gelb, dort humpelte gerade der Mailänder Verteidiger und deutsche Nationalspieler Yann Aurel Bisseck, ausgewechselt nach einem Acht-Minuten-Einsatz, seiner Bank entgegen.
Das Finale um die europäische Fußballkrone war spätestens in diesem Moment entschieden, und nur fünf Minuten später verließ auch der Mann des Abends den Rasen: Desiré Doué, der Angreifer von PSG, der zwei Treffer und eine Vorlage zum ersten Champions-League-Titel der Franzosen beigesteuert hatte und damit selbst ein kleines Kapitel Fußballgeschichte schrieb: So jung, mit nicht ganz 20 Jahren – genauer: 19 Jahre und 362 Tage – hat noch kein anderer einen solchen Beitrag in einem Finale der Königsklasse geleistet. Das war auch insofern eine spezielle Pointe, als der Gegner die älteste Mannschaft der K.-o.-Phase des Wettbewerbs war. Doch ihre Erfahrung konnten die Spieler von Inter Mailand am Samstagabend in keiner Phase ausspielen, sie wurden schlichtweg überwältigt von einer Pariser Mannschaft, die vom ersten Moment an keinen Zweifel daran ließ, dass dies ihr Abend, ihre Krönung sein würde.
Am Ende stand es 5:0 für Paris – auch das eine Rekordmarke, so deutlich wurde zuvor noch kein Champions-League-Finale entschieden. 14 Jahre nach der Übernahme durch die Qatar Sports Investments und den Unsummen, die ausgegeben wurden, ist damit auch das Projekt der Emissäre aus dem Emirat am Ziel – in einem Moment, in dem sich aus einer fußballerischen Kapital- und Zweckgesellschaft ein echtes Kollektiv geformt hatte. Die von Luis Enrique glänzend durchstrukturierte Mannschaft ließ den taktischen Anpassungs- und Verwandlungskünstlern von Simone Inzaghi keine Chance.
Inter verliert den Faden
Es wurde ziemlich schnell eine ziemlich einseitige Angelegenheit, Paris setzte Mailand früh und wirkungsvoll unter Stress, und noch bevor Inter überhaupt in die Partie gefunden hatte, stand es 2:0, durch die Treffer von Achraf Hakimi (12. Minute) und den ersten von Doué (20.). Nach der Pause erledigten wiederum Doué (63.), Chwitscha Kwarazchelia (73.) und der eingewechselte Senny Mayulu (86.), ebenfalls erst 19 Jahre alt, den Rest. Für Inter war es nach der verlorenen Meisterschaft gegen Neapel nicht nur eine Enttäuschung, sondern ein Untergang, nachdem sie im Halbfinale noch die Fußballwelt verzaubert hatten, mit zwei epischen Duellen mit dem FC Barcelona.
Dass den Bayern ihr „Finale dahoam“ nicht vergönnt war, tat der Stimmung an diesem traumhaften Münchner Sommerabend keinen Abbruch. Anders als auf dem Weg zur Arena, von wo diverse Scharmützel berichtet wurden, herrschte im Stadion prächtiges Flair. Paris begann mit Anstoß – und dem schon bekannten Zug, den Ball erstmal dem Gegner zum Einwurf in dessen eigener Hälfte herüberzuschießen. Die Botschaft dahinter: Macht mal, wir kommen schon! Und so sah es danach auch aus. Wie an unsichtbaren Schnüren verbunden liefen Enriques Spieler die Mailänder an, und die verloren über kurz – oft war schon Torwart Sommer der Bedrängte – oder lang den Faden.

Die beiden Tore vor der Pause entsprangen dann aber einem funktionierendem Kollektivwerk mit Ball. Vor dem 1:0 sah Vitinha, dass sich Doué in einem verführerischen Raum freigelaufen hatte, den es so nie hätte geben dürfen, aber mit genauso viel Übersicht legte Doué den Ball noch einmal quer, so dass Hakimi nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte. Wieder über die linke Seite entwickelte sich der zweite Treffer: ein zielstrebiger Konter über Kwarazchelia und Dembélé, dann ein Seitenwechsel nach rechts, wo Doué völlig unbeobachtet von der Mailänder Defensive mitgelaufen war, sein Schuss war noch leicht abgefälscht von Dimarco und damit für Sommer nicht mehr zu halten.
Bissecks kurzes Vergnügen
Für Dimarco war es der zweite verhängnisvolle Moment, vor dem 0:1 hatte er das Abseits aufgehoben. Aber um zu sehen, wer den entscheidenden Beitrag zu diesem zweiten Treffer geleistet hatte, musste man noch ein bisschen weiter zurückspulen: zu jenem entschlossenen Einsatz des Verteidigers Pacho, der auf der Grundlinie den Ball im Duell mit Barella noch nach vorn geklärt und den Angriff damit überhaupt erst initiiert hatte.
Paris jubelte, Mailand verlor jedes Vertrauen in die Fähigkeiten, die es in dieses Finale gebracht hatte. Inzaghi, der schon vorher versucht hatte, sein Team mit Worten und Gesten anzuschieben, entledigte sich erhitzt seines Sakkos, aber so richtig auf Betriebstemperatur kam sein Team bis zur Pause nicht. Ein bisschen mehr Ballkontrolle, zwei Kopfbälle nach Eckbällen, von Acerbi und Thuram, viel mehr war da nicht. In den letzten Minuten der ersten Hälfte kam Paris zwei Mal noch einem dritten Treffer nahe, erst verzog Dembélé aus kurzer Distanz, dann strich ein Kopfball von Kwarazchelia am Tor vorbei.
Es war klar, dass es für Inter nun etwas Besonderes brauchte, um noch an eine Wende glauben zu dürfen. Knapp zehn Minuten nach der Pause wechselte Inzahgi, für Dimarco und Pavard kamen Zalewski und Bisseck, mit ihm hatte das Finale nun auch eine deutsche Beteiligung. Doch noch bevor es zu einem Aufbäumen kommen konnte, war das Spiel nicht nur für Bisseck schon wieder zu Ende, sondern auch entschieden – mit einer Differenz, die in jeder Hinsicht drastisch war.
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