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Arne Slot und FC Liverpool: Das Meisterstück des Klopp-Nachfolgers

Vor fünf Jahren, der FC Liverpool hatte mit seinem schillernden Trainer Jürgen Klopp gerade die englische Meisterschaft gewonnen, jubelten die Spieler wegen der Corona-Pandemie vor menschenleeren Rängen. Ein denkwürdiger Moment, der am Sonntag in vielerlei Hinsicht getoppt wurde, als das Anfield-Stadion, einer der mythischsten Orte der Fußballwelt, die ganze Wucht zur Schau stellte, die ihm innewohnt.

Schon lange vor dem Schlusspfiff bejubelten die Fans in der Arena und die Tausenden auf den Straßen drum herum das Team mit seinem Trainer Arne Slot. Die Frage war schon länger nicht mehr, ob, sondern wann der FC Liverpool als Meister der Premier League 2024/25 feststehen würde. An diesem Abend hat die Mannschaft sie beantwortet: Durch den 5:1-Heimsieg gegen Tottenham Hotspur ist ihr die Tabellenführung vier Spieltage vor dem Ende der Saison nicht mehr zu nehmen.

Längst nicht alles lief perfekt

Mit nur zwei Niederlagen in 34 Ligaspielen war es eine Saison ohne größere Rückschläge oder Störgeräusche für Liverpool. Selbst die zwischenzeitlichen Verletzungen von Torwart Alisson, Außenverteidiger Trent Alexander-Arnold und Angreifer Diogo Jota brachten das Team nicht aus dem Konzept. Ebenso wenig aber war es eine Saison der höchsten Höhen.

Liverpool sammelte vielmehr mit beeindruckender Konstanz Punkt um Punkt, während Titelverteidiger Manchester City nicht, wie in den zurückliegenden Jahren üblich, vorneweg eilte. Zur Einordnung: Liverpool steht mit 82 Punkten jetzt als Meister fest; genauso viele hatten sie am Ende der vergangenen Saison, als sie damit aber nur Dritter wurden.

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Dass längst nicht alles perfekt gelaufen ist, sieht man an den Ergebnissen in anderen Wettbewerben. In der Champions League scheiterte Liverpool im Achtelfinale an Paris Saint-Germain, im FA Cup am Zweitligaverein Plymouth Argyle, im Endspiel des Ligapokals unterlagen sie im März Newcastle United.

Trotz dieser Enttäuschungen ist eine Saison, die mit dem Gewinn des Titels in der Premier League endet, eine erfolgreiche. Zumal damit nicht zu rechnen war, als sich Klopp vor einem Jahr so emotional aus Liverpool verabschiedete und den Fans bei der Gelegenheit einen Gesang für seinen Nachfolger mit auf den Weg gab. „Aaaarne Slot“, stimmte er damals zur Melodie des Opus-Songs „Live is Life“ an: „Na-na-na-na-na!“

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Zu der Zeit war Slot auf dem höchsten Fußballniveau vergleichsweise unerfahren. In den Niederlanden hatte er Meisterschaft und Pokal gewonnen, aber die Premier League ist eine andere Hausnummer. Eine schwierige, weil potentiell undankbare Aufgabe für den Sechsundvierzigjährigen. Auch deshalb baute er sowohl personell als auch taktisch auf dem auf, was Klopp in den vorangegangenen fast neun Jahren etabliert hatte.

Slot mag keine „dummen Bälle“

Liverpool spielt auch mit Slot meist einen attraktiven und offensiven Fußball mit aggressivem Pressing, allerdings nicht mehr mit ständig durchgetretenem Gaspedal. Sein Versprechen zu Beginn der Saison war, das Liverpooler „Chaos“ – Stichwort: Heavy-Metal-Fußball – um eine planbare Dominanz zu ergänzen, wie man sie von Man-City-Trainer Pep Guardiola kennt. Passend dazu ließ er die Mannschaft zwar länger trainieren, dafür aber weniger intensiv.

Das mag nicht in jedem Spiel nach Plan verlaufen sein. Etwa beim wilden 6:3 im Hinspiel gegen Tottenham kurz vor Weihnachten, als Liverpool zwar drückend überlegen war, aber eben auch drei Gegentore zuließ. Der geduldigere Spielaufbau, das Warten auf sich bietende Gelegenheiten war zuletzt aber gegen Leicester City (1:0) und am Sonntag nach dem frühen Rückstand gegen Tottenham zu erkennen, als Liverpool nicht vom Start weg brillierte, am Ende aber jeweils drei Punkte mitnahm. Souverän, aber nicht immer spektakulär. Den Ansatz mögen manche Fans als langweilig empfinden, aber Slot will von seinen Spielern keine „dummen Bälle“ sehen, nur weil sie auf den Rängen und im Fernsehen kunstvoll aussehen.

Zum Titel gestürmt: Alexis Mac Allister jubelt mit Luis Díaz (links)
Zum Titel gestürmt: Alexis Mac Allister jubelt mit Luis Díaz (links)dpa

Auch durch große Transfers fiel Liverpool in dieser Saison nicht auf. Lediglich der italienische Stürmer Federico Chiesa stieß neu zur Mannschaft; mit anfänglich zwölf Millionen Euro Ablöse war er jedoch vergleichsweise günstig, gespielt hat er kaum. Im Vordergrund standen vielmehr die neuen Verträge der Stars Mohamed Salah und Virgil van Dijk. Beide haben für zwei weitere Jahre unterschrieben. In diesem Sommer wird erwartet, dass sich Liverpool auf mehreren Positionen verstärken wird, wodurch Slot den Kader mit Spielern anreichern kann, die seiner Art des Fußballspielens noch besser entsprechen.

Darauf angesprochen, gab sich der Trainer bescheiden: Es sei zwar gut, durch eine oder zwei Verpflichtungen „neue Energie“ auf dem Platz zu haben, aber mit Blick auf die vorhandene Qualität sei das „nicht wirklich eine Notwendigkeit“. Es sind auch solche Aussagen, die typisch sind für Slot und seinen – von außen betrachtet – besonnenen Führungsstil.

Gespür für den richtigen Ton

Er erlebte nach Siegen keine Höhenflüge und fiel nach Niederlagen in keine tiefen Täler. Er spricht in fließendem Englisch, erlaubt sich auch mal einen Witz und hat ein starkes Gespür für den richtigen Ton. So diskutiere er Vertragsangelegenheiten nicht in aller Öffentlichkeit, sagte er zuletzt über den angeblich wechselwilligen Alexander-Arnold: Aber „jedes Mal, wenn er spielt oder trainiert, beweist er uns sein Engagement“. Frage beantwortet, ohne sie zu beantworten.

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Auf ähnliche Weise machte er sich zu Anfang bei den Fans beliebt, ohne aber den Eindruck zu erwecken, Klopps kumpelhafte Art zu imitieren. Stattdessen bewies er einen Sinn für die empfundene Einzigartigkeit der „Scousers“ im Nordwesten Englands: Er verglich Liverpool mit Rotterdam, wo er bis zu seinem Wechsel drei Jahre lang bei Feyenoord gearbeitet hatte.

Beide Vereine haben aus seiner Sicht einen Kern von „Working-Class-Fans“, die mit dem Herzen mehr bei der Sache sind als andernorts: „Es bedeutet den Fans einfach ein bisschen mehr. Es bedeutet mehr, ob sich das Team gut schlägt.“ Klopps Ritual nach Siegen war es, mit der Faust dreimal in die Luft zu boxen, was die Fans mit „hey, hey, hey“ erwiderten. Slot dagegen begnügt sich in der Regel mit einem Winken, Applaus und dem nach oben ausgestreckten Daumen.

Und am Sonntag? Da ging er viel mehr aus sich heraus, streifte sich nach dem Schlusspfiff ein rotes Trikot über, feierte mit der Mannschaft auf dem Rasen und vor den Fans auf der legendären Tribüne „The Kop“. Und als man ihm ein Mikrofon überreichte, um zum Publikum zu sprechen, revanchierte er sich bei einem, ohne dessen Arbeit die 20. Meisterschaft in Liverpools Klubgeschichte aus seiner Sicht nicht möglich gewesen wäre. „Jüüürgen Klopp“, rief er, und die Fans sangen: „Na-na-na-na-na!“

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