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#Wenn Tempo 30 statistisch als Stau gilt

„Wenn Tempo 30 statistisch als Stau gilt“

Die Nachricht dürfte Pendler nach Darmstadt wenig überraschen: 47 Stunden stehen Autofahrer in der südhessischen Universitätsstadt jährlich im Stau, heißt es in einem Stau-Ranking des amerikanischen Verkehrs-Statistikers Inrix. Damit ist die Stadt nahezu aus dem Nichts in die Top Ten der Deutschen Stau-Hochburgen vorgerückt, die angeführt wird von Berlin, München und Hamburg. Keine andere Stadt hat solch einen starken Aufstieg erlebt. Frankfurt dagegen, das vor wenigen Jahren noch auf Platz fünf stand, ist aus dieser Rangliste der zehn Stau-Hauptstädte ins Mittelfeld gefallen. Inrix hat Daten von 74 deutschen Städten analysiert, und von rund 1000 weltweit.

Doch kann das stimmen? Dazu ist ein Blick auf die Berechnung nötig: Inrix vergleicht die Fahrzeiten zu Stoßzeiten mit jenen, wenn freie Fahrt möglich wäre. „Der
gesamte Zeitverlust ist die Differenz zwischen den Fahrzeiten in Stoßzeiten im Vergleich zu Freie-Fahrt-Bedingungen für den einzelnen Autofahrer“, erklärt das Unternehmen. „Stau“ bedeutet in dieser Studie also nicht unbedingt, dass die Autofahrer auf den Straßen feststecken, sondern dass sie etwa am Morgen oder am Nachmittag deutlich langsamer fahren als beispielsweise nachts. Datengrundlage sind anonymisierte Bewegungsdaten etwa aus Navigationsgeräten, Smartphones und Fahrzeugen mit Inrix-Software – das Unternehmen kooperiert unter anderem mit Ford.

In vielen Straßen gilt nun Tempo 30

Die Differenz ergibt einen rechnerischen Zeitverlust, der sich im Fall Darmstadt demnach auf 47 Stunden summieren soll. Und da die amerikanischen Statistiker diese Zeit auch noch mit 10,08 Euro je Stunde multiplizieren, kommen sie auf einen finanziellen Verlust von insgesamt 27 Millionen Euro – oder 472 Euro je Autofahrer – der dadurch in der Stadt entstünde.

Die Stadt Darmstadt hat in den vergangenen Jahren allerdings mehrere stark frequentierte Straßen in Tempo-30-Zonen umgewandelt. Statt bisher 50 Kilometern pro Stunde sollte zum Schutz des Klimas, aber auch der Verbesserung der städtischen Lebensqualität die Höchstgeschwindigkeit nur noch 30 km/h betragen, hatte sich der Magistrat vorgenommen. Die Stadt ist auch der „Städteinitiative Tempo 30“ beigetreten. Wenn sich nun also beispielsweise tagsüber Autos an diese geringere Tempo-Obergrenze hielten, sie nachts aber mangels Kontrollen rasen können, dann wertet dies Inrix als Zeitverlust. Umgekehrt: wenn Nachts ein niedrigeres Tempolimit gilt als tagsüber, sinkt demnach rechnerisch der Zeitverlust. Frankfurt etwa, das solch eine Regelung in manchen verkehrsreichen Straßen hat, kommt laut Inrix nun auf nur noch 24 Stau-Stunden im Jahr, weniger als Unna oder Zwickau.

Im konkurrierenden Stau-Ranking des Navi-Datendienstleisters Tomtom dagegen taucht Darmstadt nicht auf. Dort liegt Wiesbaden auf Platz 2 hinter Hamburg. Das mag zum Teil daran liegen, dass die Tomtom-Daten ein Jahr älter sind und aus anderen Geräten stammen, zum Teil aber auch an der Methode der Berechnung. Für Darmstadt etwa wird eine deutlich kleine Pendelregion erfasst – sie reicht bis ins benachbarte Weiterstadt – als für Frankfurt, wo laut den Inrix-Daten viele Pendler aus dem Taunus oder dem 30 Kilometer entfernten Hanau kommen. Diese können entsprechend häufiger die kreuzungsfreien Autobahnkilometer nutzen als die Darmstädter.

Aufschlussreicher ist daher der Blick auf die Durchschnittsgeschwindigkeit in den jeweiligen Innenstädten. Und da liegt Darmstadt mit 26 Kilometern pro Stunde – inklusive Ampeln und Kreuzungen – im oberen Mittelfeld, zusammen und gleichauf mit Leipzig, Bremen und Nürnberg. Nur unwesentlich schneller ist man Köln und Frankfurt – das laut Inrix erheblich weniger Staustunden als Darmstadt haben soll – mit durchschnittlich 27 km/h. In München dagegen kommen Autos nur auf knapp 18 km/h, sie sind also rund ein Drittel langsamer. Und damit sind die Darmstädter immer noch deutlich schneller unterwegs als beispielsweise die Bewohner in Brüssel, Palermo, Paris und London.

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