#Rem Kohlhaas’ Architekturbüro entwirft Stone-Island-Store in München
Unser Einkaufsverhalten ändert sich: Für kaum etwas muss man heute noch einen Laden betreten. Vielen Menschen erleichtert es den Alltag, wenn sie wissen, dass Rewe an die Haustür liefert, dass sie für ein Paar Schwimmshorts den Ausflug ins Sportgeschäft vermeiden können – oder gar im Kaufhaus für einen Rasierapparat die fünfte Etage.
Das gilt auch für Ausnahmesituationen: Wenn man zum Beispiel an eine Wendejacke aus der Serie „Ghost“ von Stone Island kommen möchte, die ausschließlich sandfarben sein soll – und die es wie selbstverständlich im Netz zu kaufen gibt. Aber Moment! Auch im Stone-Island-Store in München wird sie voraussichtlich verfügbar sein.
Mit dem wachsenden Onlinehandel mag ein Teil des Offlinegeschäfts entfallen, aber nicht überall in den Fußgängerzonen bedeutet das im Umkehrschluss Leerstand und Ödnis.
Stone Island hat sich ausgerechnet von Rem Koolhaas’ Architekturbüro eine Ansage von Laden in die Münchner Altstadt an die Perusastraße setzen lassen. Verantwortlich dafür ist Samir Bantal, Direktor von AMO, gewissermaßen dem jüngeren Schwesterbüro von OMA, ebenfalls mit Hauptsitz in Rotterdam, das sich unter Bantals Verantwortung unter anderem Designkonzepten für den Einzelhandel widmet.
Stone-Island-Store in München: Könnten die Architekturkonzepte von Luxusmarken die Kunden wieder ins Offline-Geschäft locken?
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Bild: Marco Cappelletti/Stone Island and OMA/AMO
AMO hat zum Beispiel den Jacquemus-Laden in Paris im vergangenen Herbst in eine Art Schlafzimmer verwandelt und den Off-White-Laden in eine Art Klein-Paris in der großen Stadt. AMO (und OMA) sorgen mit ihrer Arbeit für Prada regelmäßig dafür, dass die Marke als so experimentell wahrgenommen wird, wie es der Designerin Miuccia Prada würdig ist.
Und AMO führt Stone-Island-Kunden in München jetzt in eine Art Höhle aus von Kork beschichteten Wänden. „Der Kork absorbiert Geräusche und reguliert die Luftfeuchtigkeit“, sagt Samir Bantal. Wie gewöhnlicher Kork, so beige und öko, mutet dieses edle, gebrannte, sandgestrahlte, beschichtete Material dabei allerdings gar nicht an. „Bei uns ist er dunkel“, sagt Bantal.
Natürlich sei Online ein wichtiger Shoppingkanal, „aber so muss Offline noch mehr Interessantes bieten“, sagt der Architekt. Eine der großen Shopping-Mythen: Filialen überall auf der Welt gleich einzurichten. „Aus Sicht der Marke mag das Sinn ergeben“, sagt Bantal, um einen Wiedererkennungswert zu schaffen, „aber man kann das eine Konzept nicht überall hinkleben.“ Eine Marke werde ja auch an unterschiedlichen Orten auf der Welt unterschiedlich wahrgenommen. Im Ursprungsland Italien habe Stone Island zum Beispiel eine andere Bedeutung als in den Vereinigten Staaten, wo die Marke besonders über Rapper bekannt geworden sei.
In München hat Bantal für Stone Island deshalb nicht nur eine Ladenfläche entworfen, sondern darin auch ein „Mini-Auditorium“ erbaut, wie er erklärt. Dort kann das Unternehmen den Kontakt zu Kunden pflegen, mit Präsentationen und Vorträgen, was wiederum als Weiterentwicklung der herkömmlichen Kundenbespaßung zu betrachten ist, den Champagner-Stehempfängen zwischen den Kleidern, der Flut an Newslettern im E-Mail-Postfach. „Ich hoffe, dass wir damit ein gewisses Gemeinschaftsgefühl schaffen können“, sagt Bantal dazu.
Um nichts anderes geht es schließlich in der Luxusmode – man trägt die Stücke, um einerseits aufzufallen und um sich andererseits einer Gruppe von Menschen zugehörig zu fühlen. Mit dem Logo auf dem linken Arm ist die Stone-Island-Peergroup besonders schnell ausgemacht. Bald trifft sie sich dann im Hörsaal der Marke.
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