#Risiko (6) – Risikoreduktion und eskalierende Maßnahmen – Quo Vadis
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„Risiko (6) – Risikoreduktion und eskalierende Maßnahmen – Quo Vadis“
Risiko ist das Produkt aus Schadensausmaß und Schadenseintritts-Wahrscheinlichkeit
Dieses Risiko entsteht, weil wir z.B. Technik einsetzen, die uns großen Nutzen bringt, aber mit spezifischen Gefahren versehen ist, wie etwa der automobilisierte Individualverkehr auf den Straßen, der Einsatz hochwirksamer Medikamente oder der Betrieb von Chemieanlagen. Genauer gesagt gilt diese Definition für das Rohrisiko[1], das besteht, solange wir keine Maßnahmen zur Risikoreduktion ergreifen. Und genau darum soll es im Folgenden gehen.
Risikoreduktion
In Teil 4 haben wir die die Wichtigkeit einer genauen Abschätzung von Schadensausmaß und Schadenseintritts-Wahrscheinlich besprochen. Dieses Rüstzeug brauchen wir jetzt wieder, denn im Folgenden wollen wir das Rohrisiko, wie es sich in der Risikomatrix bzw. dem Risikographen darstellt, durch geeignete Maßnahmen auf ein akzeptables Restrisiko reduzieren.
Der Begriff Restrisiko ist negativ besetzt, aber ich will ihn gar nicht umgehen oder durch ein anderes Wort ersetzen. Wir sollten sogar, bevor wir zur eigentlichen Tat schreiten, ein bisschen küchenphilosophisch darüber sinnieren. Der Zweck der Risikoreduktion soll sein, das Rohrisiko auf ein akzeptables Restrisiko zu reduzieren, wohlwissend, dass dieses nie Null werden kann. Jedes Gerät kann versagen, jeder Mensch Fehler machen – eine kleine Chance besteht immer, dass etwas schiefgeht und sich ein Unfall ereignet. Das ist ein Aspekt der fundamentalen Unsicherheit, die im Probabilistischen Riskomanagement steckt. Genauer gesagt, ist es eine Eigenschaft der fundamentalen Unsicherheit, die in unserer Welt steckt und die durch das Probabilistische Risikomanagement abgebildet wird. Wie groß oder klein das akzeptable Restrisiko am Ende sein darf, ist eine Entscheidung, die letzten Endes wir alle als Gesellschaft treffen. Indem wir als Wähler unser Kreuz setzen oder als Kunden dieses oder jenes Produkt kaufen, gestalten wir die Rahmenbedingungen der Produktion mit. Langsam zwar, kleinteilig und indirekt – aber immerhin. In Deutschland würde heute niemand eine Anlage genehmigen, bei der große Mengen giftiger Stoffe unkontrolliert in die Atmosphäre abgelassen werden können. Aber bis es so weit war, ist viel Wasser den Rhein runtergeflossen. Es gab eine Zeit, da war es anders: Da gehörten Industrieunfälle halt so dazu und wenn sie in China, Indien oder Südamerika passiert waren, hat sich hierzulande sowieso kaum jemand ernsthaft dafür interessiert. Das ist heute anders. Wir als Gesellschaft sind zwar auch heute noch viel zu uninteressiert an den chronischen Umweltkatastrophen im Nigerdelta, Sibirien oder dem Nordwesten der USA, aber wir sind zumindest sehr viel hellhöriger geworden, was Unfälle betrifft.
Vor wenigen Jahrzehnten hätte niemand sich bei der Planung einer neuen Anlage so intensiv Gedanken über mögliche Risiken gemacht und schon gar nicht, wie man sie einigermaßen quantifizieren kann. Da sind wir heute schon weiter. Aber auch heute gilt, dass niemand uns sagt, welches Risiko genau akzeptabel ist und welches nicht. Die Entscheidung nimmt uns niemand ab. Und so sind die Zahlenwerte, die jetzt gleich folgen, nicht vom Himmel geschneit, sondern Ergebnis einer langen Entwicklung hin zu immer besser abgesicherten Anlagen, hin zu immer kleineren Restrisiken. Sie sind vermutlich nicht Endpunkt, sondern vorläufiger Meilenstein auf einem Weg, der auch in der Zukunft weiter beschritten werden wird. Mag sein, dass sie in 20 Jahren nicht mehr akzeptabel sind – aber heute sind sie gültig. Und nach Wissen und Gewissen die beste Lösung, die wir Techniker zurzeit anbieten können.
Nach diesen einleitenden Worten fangen wir jetzt an. Wir beginnen mit der folgender Definition:
Ein Schutzsystem bzw. eine Sicherheitseinrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass sie das anhand eines gegebenen Szenarios abgeschätzte Rohrisiko auf ein akzeptables Restrisiko reduziert
Mit dieser und der allgemeinen Risikodefinition werfen wir einen Blick auf die Risikomatrix bzw. den Risikographen – besonders auf die Risikoklassen. Wir erkennen sofort, dass das Risiko je nach Größe in verschiedene Klassen eingeteilt ist.
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