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#Rom fordert von deutschen Katholiken Gehorsam

Rom fordert von deutschen Katholiken Gehorsam

Drei Mal besuchte Papst Johannes Paul II. während seines fast 25 Jahre währenden Pontifikats die Bundesrepublik Deutschland. Jedes mal schrieb er Geschichte. Im November 1980 gab er wesentliche Anstöße für die Ökumene zwischen der katholischen und evangelischen Kirche. 1986 sprach er in Köln die jüdische Ordensfrau Edith Stein selig, deren Warnungen vor dem Nationalsozialismus 1933 ungehört verhallten und die 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Daniel Deckers

in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

1996, sechs Jahre nach der Wiedervereinigung, schritt der Papst aus Polen an der Seite von Bundeskanzler Helmut Kohl durch das Brandenburger Tor. Eine blumengeschmückte Stele vor der Basilika St. Johannes in Berlin-Kreuzberg hält die denkwürdigen Worte des Papstes bis heute fest: „Die Mauer ist gefallen, Berlin und Deutschland sind nicht mehr geteilt. Und Polen ist frei.“

Keine Stele für Benedikt

Wie ein Zaungast schaut das bronzene Papstrelief auf die Männerprozession, die sich am Dienstagabend um kurz vor sechs vor dem Haupteingang der Kirche formiert. Das Kreuz vorneweg, Weihrauch, Domkapitulare, Bischöfe, am Schluss rotgewandete Gestalten, den Blick starr nach vorne gerichtet. Die liturgische Ordnung hat es mit dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx und seinem Kölner Antipoden Rainer Maria Woelki nicht gut gemeint. In der Hierarchie stehen die beiden Kardinäle direkt unter Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem Hauptzelebranten des abendlichen Gottesdienstes, und über dem Berliner Erzbischof Heiner Koch und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof Georg Bätzing. Also müssen die beiden bis in ihre Physis hinein so ungleichen Männer gemeinsam an vorletzter Position Aufstellung nehmen. Sie würdigen einander keines Blickes.

Würdigten sich keines Blickes: Die Kardinäle Marx (l.) und Woelki (3. v. r.) am Dienstag in Berlin


Würdigten sich keines Blickes: Die Kardinäle Marx (l.) und Woelki (3. v. r.) am Dienstag in Berlin
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Bild: AFP

Neunzig Minuten später verlassen sie die Kirche in gleicher Formation, den Blick wieder starr nach vorne gerichtet. Elf Jahre Ringen um den richtigen Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche, ein nicht angenommener Amtsverzicht in München, eine Apostolische Visitation in Köln – das Mienenspiel der Kardinäle verrät nichts über ihre inneren Regungen. Doch die Gesichtszüge Woelkis sind eingefallener denn je, der schwergewichtige Marx schleppt sich aus der Kirche heraus.

Vor fast genau zehn Jahren war Woelki in Berlin zum Erzbischof gewählt worden. Nach weit mehr als zehn Jahren an der Seite seines Mentors Joachim Kardinal Meisner konnte er endlich aus dessen Schatten heraustreten. Im vollbesetzten Berliner Olympiastadion begrüßte er kurz darauf heiter und gelöst wie nie Papst Benedikt XVI. Es war der zweite und letzte Besuch des deutschen Papstes in seiner Heimat. Auch Benedikt schrieb Geschichte. In Erfurt sprach er mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs, vor dem Deutschen Bundestag plädierte er für eine ganzheitliche „Ökologie des Lebens“, in Freiburg warb er für eine „Entweltlichung“ der Kirche. Das war im September 2011. Nicht einmal zwei Jahre später verzichtete er auf das Amt des Papstes. Eine Stele, die an das Wirken des ersten Papstes aus Deutschland seit der Zeit der Reformation erinnern würde, hat man ihm in Berlin nirgendwo gesetzt.

Ein Mahnung an Marx und Woelki?

Franziskus, seinem Nachfolger, wird es wohl ähnlich ergehen. In den mehr als acht Jahren seines Pontifikats hat der Argentinier, der einst bei den Jesuiten in Frankfurt am Main studierte, einen Bogen um Deutschland gemacht. Immerhin hat er zum Gedenken an die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der ersten deutschen Republik und dem Vatikan im Jahr 1920 den zweithöchsten Mann der Kirche geschickt, eben jenen Kardinalstaatssekretär.

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Der tat das, und nur das, was seines Amtes war. Keine öffentlichen Termine, keine programmatischen Einlassungen, nichts was man als Eigenmächtigkeit hätte auslegen können. Um so authentischer die Predigt im Gottesdienst aus Anlass des Hochfestes Petrus und Paulus. Konnte man den ersten Teil mit ein wenig Phantasie noch als Ermahnung an die beiden Kardinäle Woelki und Marx verstehen, sie sollten sich ähnlich wie die beiden „Apostelfürsten“ allen charakterlichen Unterschieden zum Trotz auf die Einheit der Kirche besinnen, so ließ der zweite Teil keine Interpretationsspielräume offen.

Regungslosigkeit bei den Kardinälen

Ohne auf den Missbrauchsskandal, der die Kirche weltweit erschüttert, auch nur andeutungsweise einzugehen, brandmarkte Parolin mit Schlüsselmotiven aus Einlassungen des Papstes den deutschen „Synodalen Weg“ als Alleingang. Dass Sätze wie „Vor allen Visionen und einzelnen Bedürfnissen muss die Gemeinschaft Vorrang haben“ in Berlin an die finstersten Zeiten deutscher Geschichte in Gestalt gleich zweier Diktaturen erinnern, focht den Kardinal nicht an. Um die letzten Zweifel an den Intentionen des Papstes zum Verstummen zu bringen, stellte Parolin vielmehr mit einem Franziskus-Zitat heraus, was „Synodalität“ in der katholischen Kirche im letzten meint: „Das ist ein Weg, der im Hören auf den Bischof von Rom gipfelt, der berufen ist, als Hirte und Lehrer aller Christen zu sprechen“ – eine vornehme Umschreibung von Unterwerfung und Gehorsam.

Weihrauch vernebelte derweil zusehends die Sinne, die Männer in Rot starrten regungslos vor sich hin. Das Licht aber, das von außen durch die bunten Kirchenfenster fiel, ließ die in Glas gefassten Märtyrer aus der Zeit des Nationalsozialismus wie Alfred Delp, Karl Leisner, Erich Klausener und Bernhard Lichtenberg um so heller erstrahlen.

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