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#„Ich bin noch nicht bereit für einen Mann als Kanzlerin!“

„Ich bin noch nicht bereit für einen Mann als Kanzlerin!“

Es ist doch egal, ob uns eine Frau oder ein Mann regiert, oder? Frauen dürfen hierzulande schließlich wählen, Auto fahren, 20 Prozent weniger verdienen – alles kein Problem. Das ist das Mindset, mit dem wir aufgewachsen sind: Uns, Jahrgang 1994 und 1989, dem Vernehmen nach junge Frauen, wurde stets gesagt, wir könnten alles haben. Eine gute Ausbildung, einen guten Beruf, eine steile Karriere. Immerhin hatte es die da oben doch auch geschafft, die Kanzlerin. Und das hatte Auswirkungen, auch auf unser Empfinden und Erleben: Deutschland wurde unser halbes Leben lang souverän von einer Frau regiert. Selbst in den Vereinigten Staaten hat es das bis heute noch nicht gegeben.

Julia Anton

Redakteurin im Ressort Gesellschaft bei FAZ.NET

Auch mit unserem Selbstbewusstsein hat das etwas gemacht, dieses Wissen: Wir können uns Räume erschließen, die Frauen sich bisher noch kaum erschlossen hatten. Zum Beispiel Zeitungsredaktionen. Das hat Angela Merkel ja mit dem Bundestag auch so gemacht.

Wer meint, das sei heute kein Thema mehr: 30,7 Prozent beträgt die Frauenquote aktuell im Bundestag. Ähnlich hoch war die Frauenquote 2017 in Printredaktionen, als wir beide uns als Hospitantinnen in der Redaktion dieser Zeitung kennenlernten. Wir haben ein Terrain betreten, das lange als Männerdomäne galt – und das lag auch an Angela Merkel. Sie hat bewiesen, dass man kein Mann sein muss, um einen guten Job zu machen. Und dass das Geschlecht trotz allem (noch) nicht egal ist. Denn auch wenn manch einer glaubt, für gelebte Gleichberechtigung reiche eine Frau im Kanzleramt, auch wenn wir selbst das einst glaubten, haben wir in den vergangenen Jahren gelernt, dass das nicht stimmt.

Angela Merkel ist seit 2005 Bundeskanzlerin. Dem neuen Bundestag wird sie nicht mehr angehören.


Angela Merkel ist seit 2005 Bundeskanzlerin. Dem neuen Bundestag wird sie nicht mehr angehören.
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Bild: dpa

Wie hat sie unsere Frauen-Generation verändert?

Da ist die hochqualifizierte Freundin, die bei einer Beförderung übergangen wurde – weil sie vor kurzem Mutter geworden ist. Da ist der Kollege, der nie gefragt wird, wer eigentlich seine Kinder betreut, während er fröhlich Überstunden schiebt. Da ist das Gesetz, das Frauen kriminalisiert, die über ihren Körper bestimmen wollen. Da ist die Politikerin, die mit Vergewaltigungsandrohungen mundtot gemacht werden soll. Da ist die Nachbarin, der Altersarmut droht. Da sind Zahlen: Jeden dritten Tag stirbt hierzulande eine Frau durch einen Mann, ihren Partner oder ehemaligen Partner. An den anderen Tagen versucht es einer. Und da sind wir, denen gesagt wird: Stellt euch mal nicht so an! Ihr seid mitgemeint! So schlimm ist das doch alles nicht mehr!

Es stimmt auch, vieles ist schon besser geworden. Aber nur weil es mal schlechter war, heißt das ja nicht, dass es jetzt gut ist. Oder dass es nicht noch besser werden kann. So oder so fällt uns der Abschied von Angela Merkel schwer, auch wenn wir nicht jede ihrer Entscheidungen gut fanden, oft mehr erwartet haben, manchmal enttäuscht waren. Angela Merkel hat uns unser halbes Leben lang begleitet, die Erinnerungen an ihre Vorgänger sind, soweit vorhanden, von Klamauk geprägt: „Hol mir mal ’ne Flasche Bier!“

Wir haben lange über den Abschied der Kanzlerin diskutiert, in der Redaktion, mit Kolleginnen, mit Freundinnen, und wir haben gemerkt: Angela Merkel war und ist uns wichtig. Es bedeutet eben etwas für die Frauen, wenn eine plötzlich Vorbild ist. Wir haben uns gefragt: Geht das anderen auch so? Wie hat sie unsere Frauen-Generation verändert? Wie haben junge Frauen die Kanzlerin erlebt? Mit sechs von ihnen haben wir gesprochen.

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