Nachrichten

#Klimaflüchtlinge im eigenen Land

Klimaflüchtlinge im eigenen Land

„Nach draußen zu gehen wurde einfach unerträglich.“ So beschrieb die Rentnerin Judith Saum kürzlich dem Radiosender NPR das Ende eines Traumes. Eigentlich wollte sie sich mit ihrem Ehemann Doug in Nevada zur Ruhe setzen, mit Blick auf die Berge und umgeben von Freunden. Doch schließlich zog das Paar dann quer durchs Land auf die andere Seite, nach New Hampshire an der Ostküste. Es waren die dauernden Buschbrände, die das Leben in der Nähe von Reno so unerträglich gemacht hatten – Judith Saum konnte den Rauch nicht vertragen. Damit gehört das Paar zu jenen Millionen Amerikanern, die Fachleute inzwischen als inländische Klimaflüchtlinge bezeichnen.

Wald- und Buschbrände kommen durch die Erderwärmung immer häufiger vor. Familien zieht es aber auch nach Norden, weil die Klimaanlage in ihren Häusern die Stromrechnung in den immer heißer werdenden Sommern in die Höhe treibt oder weil die katastrophalen Fluten ihre Häuser wieder und wieder unter Wasser setzen.

An der Westküste kam es im vergangenen August zu den schlimmsten Waldbränden der Moderne. In Kalifornien zerstörten sie mehr als zehntausend Bauten, dreiunddreißig Menschen starben, hunderttausend mussten zeitweise ihre Häuser verlassen. Für viele waren die Brände das Signal für den Umzug.

Die Lebensgrundlage verloren

Zum zweiten Mal in Folge verließen 2020 mehr Menschen den Bundesstaat Kalifornien, als zuzogen. Eine Studie der Cornell-Universität kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass 57 Prozent der Amerikaner damit rechnen, wegen klimatischer Veränderungen oder dramatischer Wetterereignisse umziehen zu müssen. Und das Urban Institute schätzt, dass allein im Jahr 2018 1,2 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten aus Gründen den Wohnort wechselten, die mit dem Klimawandel zusammenhängen.

Klimamigration wird bislang vor allem im globalen Maßstab diskutiert. Weltweit gibt es bereits etwa zwanzig Millionen Flüchtlinge, die sich auf den Weg machen, weil Umweltkatastrophen und Klimaveränderungen ihnen die Lebensgrundlage genommen haben. Auch viele der Menschen, die aus dem Süden des amerikanischen Kontinents nach Amerika kommen, tun das nicht nur wegen Armut und Gewalt in ihren Heimatländern – sie fliehen auch, weil die Probleme sich durch den Klimawandel verschärft haben.

Ein Kraftwerk in New Jersey (Archivbild)



Öffnen



Erderwärmung
:


Klima-Kollaps
Bild: JUSTIN LANE/EPA/REX/Shutterstock

Viele, die 2018 in dem von Donald Trump politisch instrumentalisierten „Caravan“ nach Norden zogen, kamen aus dem „Trockenen Korridor“ von Honduras, El Salvador und Guatemala, in dem vier Jahre zuvor eine verheerende Dürreperiode ihren Anfang genommen hatte, die Hunderttausende Hektar Ernte zerstört und Kleinbauern ihrer Existenz beraubt hat.

Im Süden des Kontinents können die Nordamerikaner nach Ansicht mancher Fachleute ihre eigene Zukunft beobachten. Die Rhodium-Gruppe, eine private Forschungs- und Beratungsfirma, entwarf kürzlich ein Szenario, in dem sich die Zone, in der US-Amerikaner komfortabel leben können, innerhalb der kommenden hundert Jahre dramatisch nach Norden verlagern werde. Waldbrände, wie sie an der Westküste jährlich vorkommen, werden den Prognosen zufolge immer mehr Bundesstaaten betreffen. Gleichzeitig würden die Temperaturen und vor allem die Feuchtigkeit entlang des Mississippis so stark ansteigen, dass man dort kaum noch leben könne.

Im Süden wird mit Temperaturen über 35 Grad gerechnet

Wärmere Temperaturen und seltenerer Regen werden auch die Landwirtschaft tiefgreifend verändern. Gebiete, die heute für den Anbau von Getreide geeignet sind, könnten das in fünfzig Jahren bereits nicht mehr sein. Allein die High Plains, zu denen zum Beispiel Nebraska und der Westen von Kansas gehören, produzieren jährlich Güter im Wert von um die drei Milliarden Dollar. Doch Forscher gehen davon aus, dass der Anbau von Mais oder Gerste hier immer schwieriger werden könnte. Dafür würden andere Regionen wie North Dakota einen Landwirtschafts-Boom erleben, weil sich die Bedingungen hier durch den Temperaturanstieg noch verbessern könnten.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!