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#Schwimmen: Als wäre es ein Vortrag über Kernfusion: Wellbrock schwimmt Weltrekord

Schwimmen: Als wäre es ein Vortrag über Kernfusion: Wellbrock schwimmt Weltrekord



Florian Wellbrock ist ein Meister der Selbstbeherrschung und einer der besten Schwimmer der Welt. Einen solchen hat es in Deutschland schon lange nicht mehr gegeben.

Wenn Florian Wellbrock sagt, dieser Moment sei für ihn schwer in Worte zu fassen, dann tut er das so, wie andere einen Vortrag über Kernfusion beginnen würden. Ruhig und konzentriert – und gerade deshalb fällt es schwer zu glauben, dass im Innersten des 24-Jährigen gerade ein emotionales Durcheinander herrschen könnte. Wellbrock ist ein Meister der Selbstbeherrschung. Im Guten wie im Schlechten. Nach seinem fabelhaften Weltrekord am Dienstag genauso wie nach seinem taktisch verbummelten Rennen bei den Olympischen Spielen im Sommer. Beide Male stand er danach vor den Journalisten und referierte bemerkenswert abgeklärt über seine Leistung.

Schwimmer Florian Wellbrock verlor für einen Moment die Kontrolle

In Abu Dhabi gab er zu Protokoll, dass ihm auf den letzten Metern, als sein WM-Sieg auf der eigentlich eher ungeliebten 25–Meter-Bahn schon sicher war, jede Menge Gedanken und Emotionen durch den Kopf geschossen seien. „Dieser Moment ist ja rückblickend immer so unheimlich kurz.“ Im Ziel habe er dann versucht, all der Freude freien Lauf zu lassen. Wellbrock saß also auf der Leine, riss die Arme hoch, schlug aufs Wasser. Für einen kurzen Moment habe er sich nicht unter Kontrolle gehabt, sagte er später, als er die Kontrolle längst wieder hatte. Und fast klang es wie eine Entschuldigung.

Wer sich ansieht, welch unglaublicher Trainingsaufwand nötig ist, um über die längsten Schwimmstrecken Weltspitze zu sein, der könnte geneigt sein zu sagen, dass es genau eines derart beherrschten und fokussierten Typen bedarf, um dieses Programm abzuspulen. In Magdeburg schwimmt der gebürtige Bremer unter der Leitung von Bundestrainer Bernd Berkhan bis zu 100 Kilometer pro Woche. Das über viele Jahre zu schaffen, setzt auch mentale Stärke voraus.

Den Lohn für all die Mühen und Beharrlichkeit erntete Wellbrock in diesem Jahr. Während er nach Bronze über 1500 Meter im olympischen Becken von Tokio noch eher unzufrieden war – Gold schien greifbar nahe – holte er sich den Olympiasieg eben wenige Tage später über zehn Kilometer im Hafen der japanischen Millionenmetropole. Als erster deutscher Olympiasieger seit Michael Groß’ Triumph 1988 in Seoul wurde Wellbrock gefeiert, auch wenn das nicht ganz korrekt ist. Denn die Freiwasser-Wettbewerbe stehen erst seit 2008 im olympischen Programm. In den traditionsreichen Beckenwettbewerben ist Groß weiterhin der bislang letzte Deutsche, der eine Goldmedaille gewann. Trotzdem darf attestiert werden, dass mit Wellbrock seit langer Zeit mal wieder ein Schwimmer aus der Bundesrepublik Weltspitze ist. Zudem er mit 24 Jahren noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt ist. Längst schon hat er die nächsten Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris im Visier. Der komplette olympische Zyklus, dieses Mal verkürzt auf drei Jahre, ist auf die Wettbewerbe in der französischen Hauptstadt abgestimmt.

Den alten Weltrekord hat Wellbrock um mehr als eine Sekunde verbessert

Viel Zeit zum Genießen der Erfolge des zu Ende gehenden Jahres bleibt da nicht. Das würde ohnehin nicht dem Naturell Wellbrocks entsprechen. Er habe nicht gedacht, in der Form zu sein, um Weltrekord zu schwimmen, sagte er noch in Abu Dhabi. Als er nach 14:06,88 Minuten anschlug, hatte er sich selbst eines Besseren belehrt und die alte Bestmarke des Italieners Gregorio Paltrinieri um mehr als eine Sekunde verbessert. Allein dafür schüttete der Weltverband Fina eine Extraprämie von 50.000 US-Dollar aus. Zusammen mit den Siegprämien für seine ersten Plätze über 1500 Meter und zuvor beim Freiwasser-Weltcup, kehrte Wellbrock also mit 80.000 Dollar Weihnachtsgeld auf dem Konto nach Hause zurück. Dort erwartet ihn seine Verlobte und Trainingspartnerin Sarah Köhler, die in Tokio Bronze über 1500 Meter gewonnen hatte. Im kommenden Jahr soll geheiratet werden, hat Wellbrock nach den Olympischen Spielen angekündigt und hatte dabei geklungen, als würde er über Kernfusion referieren.

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