Haus in Pompeji zeugt von verzweifeltem Rettungsversuch

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Als vor rund 2000 Jahren der Vesuv ausbrach und die Stadt Pompeji unter Asche und Lava begrub, endete für die Bewohner das Leben abrupt. Jegliche Rettungsversuche waren vergebens. Das bestätigt nun die jüngste Ausgrabung eines weiteren Hauses aus Pompeji. Ein quer vor die Tür gestelltes Bett zeugt von den verzweifelten Versuchen der Menschen, sich vor dem Vulkanausbruch zu schützen.
Das „Haus von Helle und Phrixus“ liegt auf der Via del Vesuvio in Pompeji und wurde wie die gesamte Stadt im Jahr 79 bei einem Ausbruch des Vesuvs verschüttet. Benannt wurde das mittelgroße Wohnhaus nach dem mythologischen Wandgemälde in einem der Räume, das 2018 gefunden wurde. Das Fresko zeigt Phrixos, den Sohn des Königs von Böotien, auf dem goldenen Widder und seine Schwester Helle, die ihren Bruder um Hilfe bittet. Dem Mythos zufolge entkamen die beiden Geschwister der Verfolgung durch ihre Stiefmutter Inos, indem sie auf dem Rücken eines Widders flogen. Unterwegs stürzte Helle ins Meer und ertrank – nach ihr ist der Hellespont benannt.

Vergebliche Verbarrikadierung im Schlafzimmer
In den vergangenen Jahren haben Archäologen um Maria Rispoli vom Archäologischen Park Pompeji das Haus von Helle und Phrixus Stück für Stück ausgegraben und näher untersucht, um mehr über die letzten Stunden seiner Bewohner zu erfahren. Die Ausgrabungen legten im Erdgeschoss einen Eingangsbereich, ein etwa drei mal drei Meter großes Schlafzimmer, ein etwa fünf mal vier Meter großes Esszimmer mit reichlich dekorierten Wänden – einschließlich dem Fresko von Helle und Phrixus – sowie ein etwa fünf mal drei Meter großes Wohnzimmer mit Wasserbecken frei, dessen Dach eine zentrale Öffnung für den Einfall von Regenwasser hatte. Durch diese Öffnung sind wahrscheinlich zu Beginn des Ausbruchs kleine steinerne Auswürfe des Vulkans ins Haus gelangt.
Die Bewohner des Hauses haben daraufhin Schutz vor dem vom Himmel herabfallenden Vulkangestein gesucht, wie die Funde nahelegen. So fanden sich Überreste von mindestens vier Menschen, darunter ein oder mehrere Kinder, im Esszimmer des Hauses. Den Eingang zu diesem Raum blockierte einst ein hölzernes Bettgestell, von dem nach dessen Verfall nun nur noch Hohlräume in der versteinerten Asche übriggeblieben sind. Diese füllten die Archäologen mit Gips, um einen Abdruck des Bettes zu erhalten.

„In diesem wunderschön dekorierten kleinen Haus fanden wir Spuren seiner Bewohner, die versuchten, sich zu retten, indem sie den Eingang zu einem kleinen Raum mit einem Bett blockierten. Letztendlich überlebten sie nicht: Der pyroklastische Strom, ein gewaltiger Strom glühender Asche, erreichte die Stadt und erfüllte jeden Raum, auch hier“ berichtet Seniorautor Gabriel Zuchtriegel vom Archäologischen Park in Pompeji. Die Hausbewohner starben den Forschenden zufolge entweder an den glühend heißen Gasen der ersten pyroklastischen Wolke oder daran, dass das obere Stockwerk des Hauses einstürzte. „Seismische Erschütterungen hatten bereits zuvor viele Gebäude zum Einsturz gebracht. Es war die Hölle, die diese Stadt am 24. August 79 traf. Spuren davon entdecken wir noch heute.“
Weitere Funde zeugen vom Alltag in Pompeji
In dem Wohnhaus fanden die Forschenden auch verschiedene Gegenstände, darunter ein Bronze-Amulett, das traditionell von Jungen getragen wurde. Es könnte dem im Haus gefundenen Kind gehört haben. Unter einer Treppe befand sich ein Lager mit mehreren Amphoren, von denen einige eine in der Antike beliebte Fischsoße enthielten. Die Gefäße stellten demnach eine Art Speisekammer dar. Darüber hinaus fand das Team ein Set aus Bronzegefäßen, darunter eine Schöpfkelle, ein Krug mit einem Henkel, eine korbförmige Vase und eine muschelförmige Tasse. Die Gegenstände zeugen vom Alltag in Pompeji vor der Katastrophe.
Was die Archäologen nicht fanden, waren Türschwellen und Dekorationen in einigen Abschnitten des Hauses. Zusammen mit Löchern und Fugen in den Wänden am Hauseingang könnte dies darauf hinweisen, dass das Haus zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs renoviert wurde. Das Gebäude wurde nach Abschluss der Ausgrabungen restauriert, um es künftig Besuchern zugänglich zu machen.
Quelle: Parco archeologico di Pompei; Fachartikel: E-Journal Scavi di Pompei (30.04.25)
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