Karen Abel überlegt sich gut, wem aus ihrem privaten Umfeld sie von ihrer Lungenkrebserkrankung erzählt. Nicht, weil es ihr schwer fällt, über ihre Diagnose zu sprechen, im Gegenteil. Sondern wegen der Reaktionen. Abel berichtet von betretenem Schweigen, von Unsicherheit – und davon, dass die meisten ihr dann lieber aus dem Weg gehen. „Bei einem Workshop saß ich dann plötzlich allein da“, sagt sie. „Krebs ist ohnehin nicht toll und schon sehr stigmatisiert, aber Lungenkrebs besonders. Damit verknüpft man: alt, rauchen, tödlich – und selbst schuld.“ Karen Abel ist erst 52, hat früher allenfalls gelegentlich geraucht und lebt inzwischen seit vier Jahren mit der Diagnose Lungenkrebs.

„Anfangs dachte ich, mir bleibt nur noch ein Jahr“, erinnert sie sich. Lungenkrebs gilt als unheilbar und wird meist erst im metastasierten Zustand dia­gnostiziert; die Prognose für die Patienten, die im Schnitt fast 70 sind, ist schlecht. Doch Abel wurde positiv auf eine sogenannte Treibermutation getestet, eine ge­netische Veränderung, die den Krebs verursacht und wachsen lässt. Mit nur einer Tablette am Tag lässt sich der Tumor oft Jahre lang in Schach halten. „Der Krebs ist Teil meines Le­bens geworden“, sagt Abel. Einer, für den sie sich mehr Sichtbarkeit wünscht.