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#Angst verhindert den Tod nicht

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Angst verhindert den Tod nicht

Falls Sie bereits die Gelegenheit hatten, einen Blick auf diese Kolumne zu werfen, ist Ihnen vermutlich aufgefallen, dass ich in den Briefen an Sie gern Beispiele aus der bunten Vielfalt türkischer Sprichwörter aufgreife. Ich bemühe mich, Ihnen möglicherweise interessante Wendungen im Zusammenhang mit aktuellem Geschehen vorzustellen.

Im Mai 2019 hatte ich einen Brief mit folgendem Sprichwort beendet: „Angst verhindert den Tod nicht.“ Es ist ohne große Erklärungen verständlich. In aller Kürze bedeutet es, sich vor einer Sache zu fürchten, kann nicht verhindern, dass sie uns zustößt. In dem Brief ging es darum, dass Erdoğan die verlorene Istanbul-Wahl annullieren ließ. Das Sprichwort war mein Kommentar zu diesem Schritt, der später einmal in den Büchern über Erdoğan als Anfang vom Ende gelten dürfte.

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Die Wirtschaftskrise, in der wir seit einigen Jahren stecken, trägt Erdoğans politisches Ende weit über das Niveau seines Anfangs hinaus. Sie schmälert die Unterstützung der Gesellschaft für ihn täglich. Wie auch nicht? Die Türkei erlebt eine Phase von Hunger und Not. Zur Schilderung der Dramatik möchte ich Sie nicht mit Finanzdaten zutexten. Die Dramen des Alltags sind weitaus beredter als Zinssätze, Wechselkurse, Inflations- und Arbeitslosenraten. Innerhalb der letzten zwei Wochen kamen hier sieben Kinder ums Leben. Sechs starben bei Feuern, die elektrische Heizgeräte auslösten, mit denen die Familien versucht hatten, die Wohnung zu heizen. Sie hatten ihre Rechnungen nicht bezahlen können, so war ihnen das Gas abgedreht worden. Ein kleiner Junge starb, weil der Strom abgestellt war. Wegen Bronchitis war er auf das elektrische Sauerstoffgerät angewiesen.

Binnen weniger Monate kamen rund hundert Menschen nach Konsum von gepanschtem Alkohol um. Warum sie den tranken? Weil das Originalprodukt ständig verteuert wird. Die Steuer beträgt inzwischen 76 Prozent. Trinken wir also ein Glas, geben wir drei dem Palast aus, nicht etwa aus freien Stücken, sondern gezwungenermaßen. Nun gut. Aber dann wollen wir im Gegenzug für diese mit Steuern gefüllten Gläser auch eine vernünftige Gesundheitsversorgung, nicht wahr? Die bekommen wir aber nicht. Staatliche Krankenhäuser können wegen Materialmangel nicht einmal mehr lebensnotwendige Operationen durchführen. Wir winden uns in Schmerzen, weil medizinische Artikel, die importiert werden müssen, aufgrund der gestiegenen Devisenkurse unerschwinglich geworden sind.

Wer das Land verlassen kann, geht

Ein Rosengarten war das Leben für die Menschen hierzulande nie. Auch früher gab es Probleme. Allerdings hatten wir stets die Hoffnung, etwas verbessern zu können und bald in einem besseren Land zu leben. Jetzt aber geht, wer gehen kann. Zahlen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD zufolge ist die Anzahl türkischer junger Leute, die in den letzten drei Jahren zum Studieren nach Deutschland gingen, jedes Jahr um zehn Prozent gestiegen. Vorher lag die Steigerungsrate, wohlgemerkt, bei 0,3 Prozent. Nicht allein „ausländische Kräfte“ konstatieren, dass die talentierte Jugend des Landes ihre Zukunft im Ausland sucht. Sogar Erdoğans Sohn Bilal erklärte, einer Studie zufolge hätten vierzig Prozent der Jugendlichen gesagt, sie wollten ins Ausland. Vierzig Prozent! Ich betone, dass die Studie von einer von Bilal Erdoğan geleiteten, mit staatlichen Mitteln geförderten islamistischen Stiftung durchgeführt wurde.

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