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#Sehnsucht nach Licht in der Katakombe

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Sehnsucht nach Licht in der Katakombe

Wer eingeladen wird, das der Gegenwartskunst gewidmete Palais de Tokyo mit seinen 22 000 Quadratmetern in einem selbstgestalteten Dialog zwischen eigenen und den Werken anderer Künstler zu bespielen, steht vor einer herkulischen Aufgabe. Schon mancher Künstler hat sich an diesem monumentalen Gebäude aus den Dreißigern die Zähne ausgebissen. Als das heruntergekommene Museumspalais vor zwanzig Jahren saniert werden sollte, trafen die Architekten Lacaton und Vassal die Entscheidung eines minimalen Eingriffs. Nackte Beton- und Backsteinwände wurden belassen, Röhren, Kabel, aber auch Spuren der Abnutzung bleiben sichtbar. Es herrscht eine urbane Underground-Ästhetik, mit der man allmählich – der Bau hat Hanglage und wird von oben betreten – in katakombische Tiefen hinabsteigt.

Dass sich eine Künstlerin wie die 1978 in Gießen geborene Anne Imhof von einem derart hybriden Ort herausgefordert fühlt, wundert nicht. Ihr letztes Opus „Sex“ führte sie als Performance-Ausstellung in den unterirdischen Tanks der Tate Modern auf. Eine dreistündige Filmversion ist jetzt auch in Paris zu sehen. Schon 2017 hatte sich Imhof auf der Venedig-Biennale den, allerdings weitaus kleineren, Deutschen Pavillon als Bauwerk zu Eigen gemacht, um es Teil ihrer Performance-Installation „Faust“ werden zu lassen. Die Präsenz der Schauspieler und gleichzeitig des Publikums – das Physische als Interaktion und Ausdruck von Körpern – stand im Vordergrund. Immer schuf sie autonome Werke zu ihren Performances: Gemälde und plastische Werke neben unzähligen Zeichnungen, mit denen sie ihre Arbeit entwickelt.

Verdeckte Fenster

Im Palais geht sie nun einen Schritt weiter und bemächtigt sich des gesamten Raumes. Das Gebäude selbst wird Protagonist einer immensen Installation, durch die sich nun statt der performenden Schauspieler das Publikum bewegt. Imhof hat trennende Wände einreißen lassen, neue, gedehnte Perspektiven hergestellt, das Licht zuvor verdeckter Fenster gesucht oder Abgründe in tiefer gelegenen Räume aufgetan. Gleich am Anfang öffnet sie die Eingangshalle hin zur weiten Flucht eines ersten, sich bogenförmig dehnenden Saales, legt dabei den dünnen Säulen wie zum Schutz schwarze Schaumstoffmatten um. Denn man betritt auch eine Kampfarena, in der die Weltenschöpferin Imhof mit Raum und Licht ringt, um sie ihrem Werk zu Nutze zu machen. Das einfallende Licht als Grundfrage aller Malerei bekommt bei ihr eine entscheidende Rolle, wird in seinem Changieren zum gestaltenden Element.

Eines ihrer Gemälde hängt monolithisch in der Eingangshalle. Es spiegelt den Raum in einer schwarzglänzenden Fläche, in die eine sanft gekrümmte Linie eingeritzt wurde. Dem Elan dieser Lebenslinie auf melancholisch schwarzem Grund folgt man wie einer Weisung ins Abenteuer eines faszinierenden Parcours. Imhof öffnet Räume, aber sie gibt ihnen auch neue Strukturen, baut transparente Alleen-Gänge oder labyrinthartige Kammern aus ausrangierten Bürofenstern, auf denen noch Graffiti als Spuren ihres Vorlebens zu sehen sind. Jede Dynamik hat ihre Gegenbewegung. Läuft man in einem solchen Gang vorwärts, rennt in einem Video der amerikanischen Künstlerin Elaine Sturtevant ein Hund in Endlosschleife in die entgegengesetzte Richtung. Dann lässt ein rätselhaftes Foto von Wolfgang Tillmanns mit einem Schlafenden am Rheinufer innehalten.

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