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#Selbstverständlich Selbstverteidigung

„Selbstverständlich Selbstverteidigung“

Frankreich und Deutschland sind dieser Tage in Hitze und Wassernot vereint; auch Folgen wie Waldbrände und Eisenbahn-Chaos treffen beide Nachbarn. Die real geteilte Temperaturerfahrung findet aber ausgerechnet beim heißesten Thema unserer Tage keine Entsprechung: dem Ukrainekrieg.

Der Schwenk der deutschen Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik kam für manchen Strategiedenker in Frankreich nicht überraschend, die deutsche Ab­hängigkeit von fossilen Energien aus Russland schienen dem die Souveränität liebenden Nachbarland längst fragwürdig. Aber die Entwicklung wurde mit Interesse verfolgt (und mit Ärger, als für die Bundeswehr ame­rikanische Waffentechnologie ge­kauft wurde).

Was den Kern des Ganzen angeht: Die Ukraine ist in den französischen Medien omnipräsent. Die Nachrichtenportale haben Extra-Seiten eingerichtet, es gibt täglich aktualisierte Karten, Berichte über laufende Operationen, Analysen der Kommunikation und der strategischen Optionen; man kritisiert die eigenen Geheimdienste (sie hatten den Krieg nicht kommen sehen) und sorgt sich um wirtschaftliche Folgen. Über die ukrainische Zivilbevölkerung wird berichtet, über Flüchtlinge, von denen es in Frankreich knapp 100 000 gibt, über erschöpfte Helfer.

Worüber die Franzosen gar nicht erst reden müssen

Die Aufzählung ließe sich fortführen – interessanter ist, was in Frankreich fehlt: eine Debatte über die Legitimität der ukrainischen Selbstverteidigung und der Waffenlieferungen. Kein Wort darüber in den großen Nachrichtenredaktionen. Man erkennt die Ukraine als Nation an, zeichnet mit Sympathie ihre Schritte nach; auch wenn das Land als politisches Gebilde im Säuglingsalter ist, käme niemand in Frankreich auf die Idee, ihm Friedensverhandlungen, Landabtretungen oder Kapitulation vorzuschreiben. Man liefert Waffen – wenige, aber schwere –, es gibt Hinterzimmerdebatten über Realpolitik, wie Meinungsartikel des einen oder anderen Verteidigungsexperten erkennen lassen. Die schwatzhaften franzö­sischen Medienintellektuellen jedoch halten den Mund.

Ein ukrainisches Artilleriegeschütz beim Abschuss


Ein ukrainisches Artilleriegeschütz beim Abschuss
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Bild: dpa

Mangelnde Kreativität? Sonst wird jede denkbare Debatte freudig vom Zaun gebrochen – es gilt schließlich, einen Platz in der Pariser Medienarena zu behaupten. Woran es dann liegt? Vielleicht daran, dass es schlicht nichts zu diskutieren gibt, wenn man nicht Absurditäten annehmen möchte, wie die, dass Putin ein vernünftiger Diskussionspartner ist, dessen An­gebote und Zusagen etwas wert wären. Oder jene, dass man mit Diktatoren verhandeln kann, wenn sie es nicht müssen. Auf diese Idee kommen nicht einmal Alain Finkielkraut, Bernard-Henri Lévy oder Michel Onfray, und das will etwas heißen. Einziger Abweichler in Frankreich ist diesbezüglich der hundertjährige Soziologe Edgar Morin, der Verhandlungen empfiehlt – freilich in einer differenzierten Stellungnahme, die Waffenlieferungen nicht verdammt.

Und die französischen Journalisten? Wenden sich Themen zu wie dem runden Jahrestag der Rafle du Vél’ d’hiv zu, Antisemitismus heute, Homophobie in der Politik – oder brennenden Campingplätzen. Auch das sind heiße Themen. Es ist zu viel heiß im Moment.

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