#Selenskyj wollte Gegenoffensive schon früher beginnen
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hätte sich einen „sehr viel früheren“ Beginn der Gegenoffensive zur Befreiung der russisch besetzten Gebiete in seinem Land gewünscht. Er habe den USA und den europäischen Partnern gesagt, „dass wir unsere Gegenoffensive gerne früher starten wollen und dass wir all die Waffen und das Material dafür brauchen. Warum? Ganz einfach, weil es langsamer gehen wird, wenn wir später beginnen“, sagte Selenskyj dem US-Sender CNN in einem Interview, das am Mittwoch (Ortszeit) in voller Länge veröffentlicht wurde. Das Gespräch war nach Angaben des Senders am Sonntag in Odessa aufgenommen worden.
Selenskyj betonte die Bedeutung von Raketen größerer Reichweite vom Typ ATACMS, um die die Ukraine die USA bittet und mit denen sie russische Ziele weit hinter der Frontlinie angreifen könnte. Die Raketen würden der Ukraine helfen, schneller voranzukommen, sagte Selenskyj. Er wies auch auf Engpässe bei der Ausrüstung seiner Truppen mit Artillerie hin. „In einigen Richtungen können wir nicht einmal daran denken, damit (mit der Gegenoffensive) zu beginnen, weil wir nicht über die entsprechenden Waffen verfügen“, sagte Selenskyj.
Der Präsident des angegriffenen Landes verdeutlichte einmal mehr, was eine Rückeroberung der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim für die Ukraine bedeuten würde. „Wir können uns die Ukraine nicht ohne die Krim vorstellen“, sagte Selenskyj. „Und solange die Krim unter russischer Besatzung ist, bedeutet es nur eins: Der Krieg ist noch nicht vorbei.“
Außenausschuss-Chef Roth: Teile der Ukraine in NATO aufnehmen
Zumindest teilweise wird Kiew Entgegenkommen signalisiert: Vor dem NATO-Gipfel nächste Woche plädiert der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Michael Roth, dafür, die vertraglichen Grundlagen für eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine etwas weiter auszulegen. „Das heißt, ich würde einen perfekten Frieden nicht zur Bedingung einer Aufnahme machen“, sagte der SPD-Politiker der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Roth schlug vor, etwa zu sagen: „Diejenigen Teile der Ukraine, die unter zuverlässiger Kontrolle der demokratischen Kiewer Regierung stehen, sollten schnellstmöglich zum NATO-Gebiet gehören.“ Für diese gelte dann auch die Beistandspflicht nach Artikel 5, sagte er weiter. Für andere Gebiete der Ukraine würde diese Beistandspflicht noch nicht gelten, die Ukraine würde aber als ganzes Land aufgenommen. Man müsse „doch irgendwie aus dem furchtbaren Dilemma heraus, die NATO-Mitgliedschaft womöglich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben zu müssen“, so Roth.