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#Sicherheitskonferenz: Eine Männerrunde, die nicht nur Frauen empört

Sicherheitskonferenz: Eine Männerrunde, die nicht nur Frauen empört



Auf einem Bild von der Münchner Sicherheitskonferenz sind ausschließlich Manager zu sehen, was in sozialen Netzwerken zu Kritik führt. Die Realität ist aber komplexer.

Das Bild scheint eine eindeutige Sprache zu sprechen und hat am Wochenende eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Auf dem Foto sind rund 30 Manager zu sehen, die am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zu einem Essen zusammengekommen sind. Weit und breit lässt sich keine Managerin ausmachen. Seit ein Journalist das wie aus uralter Zeit wirkende Sittengemälde auf Twitter verbreitet hat, ist die Empörung in den sozialen Netzwerken groß. Nicht nur Frauen sind entsetzt über den männlichen Manager-Großaufmarsch, auch Geschlechtsgenossen der Münchner Runde verstehen die Welt der CEOs, also Chefs, nicht mehr.

Bild von der Münchner Sicherheitskonferenz dominiert die sozialen Medien

Auf alle Fälle hat Michael Bröcker, Chefredakteur von The Pioneer, mit der Verbreitung des Bildes einen Coup gelandet. In dem Karrierenetzwerk LinkedIn dominiert das Thema am Sonntag, als ob es die Krise um die Ukraine nicht gäbe. Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli reagiert schnell und eindeutig: „Dieses Bild ist wie aus einer anderen Welt. Es ist aber keine andere Welt. Es ist Realität im Jahr 2022.“ Für sie ist klar: „Hier ist Macht und hier fehlen Frauen. Wir haben noch sehr viel zu tun.“ Cheblis Parteigenossin, die Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze, wirkt angesichts der Männer-Zusammenballung an einem schönen, mit Blumen gedeckten Tisch fassungslos und kommentiert knapp: „Unglaublich! Dass es solche Bilder heute immer noch gibt!“ Die BMW-Managerin Daniela Rittmeier reagiert sarkastisch auf die vermeintliche letzte Manager-Macho-Aufbäumung: „Ich stelle mir gerade vor, wie in einem, drei, fünf oder zehn Jahren die erste Frau an dem Tisch Platz nehmen möchte und mit den Worten ,Bringen Sie mir einen Kaffee‘ begrüßt wird.“ Und dann spricht sie auf LinkedIn ihre Kolleginnen an: „Hand auf’s Herz: Wie oft seid Ihr die einzigen in einer Männerrunde gewesen? Wie oft wurdet Ihr aufgrund Eurer Andersartigkeit ungewöhnlich behandelt?“ Rittmeier gesteht, sie habe aufgehört zu zählen.

Aus den Worten der Managerin spricht Ernüchterung. Das Bild löste in ihr und hunderten anderen Frauen, die es kommentiert haben, etwas aus. Die BMW-Managerin will sich jedoch nicht frustriert zurückziehen und rät allen Frauen: „Krönchen richten. Einfach weitermachen und zeigen, wie die bunte Vielfalt nachhaltig zum Erfolg führt.“ Das Bild entwickelt eine enorme provokative Kraft: Die Professorin und Aufsichtsrätin Yasmin Weiß gesteht, sie finde Quoten doof. Solange die Realität derart aussehe, seien sie aber dann doch notwendig.

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Joe Kaeser gelobt für das nächste Jahr Besserung

Dabei begegnen auch Männer der Münchner Runde mit Häme. Der erfahrene Manager Martin Rhoese sieht in dem CEO-Klassentreffen „ganz offenbar eine Sitzung des Politbüros: „Okay, die Anzüge sind schicker. Aber sonst … Das Foto passt zu den veralteten Vorstellungen über Führung und Menschen in vielen Unternehmen“. Und Markus Ahne notiert bissig: „Leider werden erst Frauen zu sehen sein, wenn das Essen serviert wird.“ Was interessant ist: Kaum einer hält dagegen.

Ein Mann traut sich doch und wirft die Frage auf, ob sich ein ähnliches Bild wie in München auch beim Frühstück auf einer Baustelle oder unter Müllwerkern ergeben könnte: „Wäre das auch ein Skandal?“ Auf alle Fälle scheint der Skandal perfekt zu sein, selbst wenn unter den Sprecherinnen und Sprechern der Sicherheitskonferenz laut Veranstalter rund 45 Prozent Frauen gewesen sind. Das lässt indes den Zorn auf die Männer-CEO-Runde nicht verstummen. Der frühere Siemens-Chef Joe Kaeser, der einer der kritisierten Teilnehmer war, gelobt immerhin für nächstes Jahr Besserung und wartet mit einigen Fakten auf, die das Bild vielleicht in einem etwas gnädigeren Licht erscheinen lassen können: Demnach habe sich die reine Männerrunde durch die Absage von Frauen ergeben. Allein zehn Frauen hätten sich für das Treffen angemeldet und seien auch eingeladen worden. Doch acht, versichert Kaeser, hätten wieder abgesagt. Eine hätte zugesagt, sei aber nicht erschienen. Eine weitere habe an der Veranstaltung teilgenommen, ohne dass man sie auf dem Bild sehe. Manchmal ist die Wirklichkeit doch etwas anders, als sie in den sozialen Netzwerken scheint. Die wütenden Kommentare wurden abgegeben, ehe Journalistinnen und Journalisten gründlich recherchiert und bei Kaeser nachgefragt haben.

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