#Skandal um die Documenta: Die Judensau von Kassel
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„Skandal um die Documenta: Die Judensau von Kassel“
Wird etwas „unverkäuflich“ genannt, kann das zweierlei bedeuten. Unverkäuflich sind Objekte, die ihre Eigentümer zu keinem Preis hergeben wollen. Unverkäuflich sind aber auch solche Objekte, für die niemand etwas bezahlen will. Wenn die Organisatoren der diesjährigen Documenta in Kassel, das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa, also viel Wert auf die Unverkäuflichkeit der Kunst legen, die sie zeigen, ist das also zweideutig. Die Geste gegen den Kunstmarkt, wahre Kunst solle nicht käuflich sein, könnte auch ein Daumendrücken für Dinge darstellen, die niemand haben will, sofern sie nicht verschenkt werden.
Nicht einmal geschenkt bekommen will man sicherlich antisemitische Schmierereien. Wochenlang war über das Verhältnis von Ruangrupa zur Boykottbewegung gegen Israel diskutiert worden. Ständig hieß es dabei, es gebe keine einzige antisemitische Äußerung der Gruppe. Gewiss sei die Boykottbewegung BDS, der manche eingeladenen Künstler anhängen, „in Teilen antisemitisch“, wurden wir von einer Schriftstellerin belehrt, aber das sei die britische Labour Party ja auch.
Na dann. Alles nicht so wichtig, alles nicht so schlimm, meinte die Schriftstellerin, die gerne auch darüber befinden wollte, wer überhaupt zum Thema schreiben darf, nämlich nur Leute, die eine von ihr geführte Bildungsreise in den von Israel besetzten Gebieten hinter sich hätten. Ruangrupa seinerseits erweckte den Eindruck, eine von der Gruppe zur Klärung anberaumte Diskussionsreihe über Rassismus und Antisemitismus sei unter äußerem, zensurförmigem Druck abgesagt worden. Dabei war es die Leitung der Documenta selbst, die den Rückzieher gemacht hatte.
Juden als Inkarnationen des Bösen
Und jetzt sind in Kassel Bildwerke zu sehen, die offen antisemitisch sind. Mehrere Bilder eines palästinensischen Künstlers vergleichen Israels Politik im Gazastreifen mit den nationalsozialistischen Fliegerangriffen auf das baskische Guernica, die 1937 als erste Attacke der jüngeren Militärgeschichte das Ziel hatten, die gesamte Zivilbevölkerung einer Stadt auszulöschen. Ein Bild des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wiederum zeigt Juden als Inkarnationen des Bösen, als wölfische Geschäftsbonzen mit Schläfenlocken und einem Hut, auf dem „SS“ steht. Und als behelmte Schweine in Hemden mit dem Davidstern, die dem israelischen Geheimdienst angehören. Man muss nicht auf mittelalterliche Bildplastik spezialisiert sein, um darin das zu Pogromen anstiftende Motiv der „Judensau“ zu erkennen.
Dieses Bild wurde erst nach den Tagen der Vorbesichtigung durch die Weltpresse aufgehängt, mitten im Zentrum von Stadt und Ausstellung. Wollen die Documenta-Macher uns jetzt weismachen, es sei nicht rechtzeitig fertig geworden, sie hätten es selbst vorher nicht gesehen? Allein in Indonesien war es zuvor schon zweimal ausgestellt worden. Was wollte Ruangrupa der Welt sagen, als sie gerade dieses Machwerk ihrer Landsleute auf dem Paradeplatz der Schau anbrachten?
Das Bild, erklären sie jetzt, biete „antisemitische Lesarten“ . Soll wohl heißen: Man kann es, muss es aber nicht so lesen. Wie denn dann? Die Künstler wiederum können in ihrem Werk beim besten Willen kein antisemitisches Motiv erkennen. Sie seien traurig darüber, teilen sie mit, dass es so verstanden werde. Das nunmehr verdeckte Werk werde „zum Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs“. Ruangrupa und die Generaldirektorin der Documenta, Sabine Schormann, haben also allen Ernstes vorgehabt, das Banner nicht abzuhängen, sondern nur zu verhüllen. Rechthaberei bis zum Schluss.
Die Verlogenheit – das Schwein mit dem Mossad-Helm symbolisiere das indonesische Militär, der Mann mit Schläfenlocken und SS-Hut den Kapitalismus – konkurriert in solchen Äußerungen mit Selbstgerechtigkeit und Larmoyanz. Hat man sich denn einen Dialog über die These vorgestellt, für das Unglück Indonesiens seien Juden und der israelische Auslandsgeheimdienst verantwortlich? Ist man traurig darüber, dass in Deutschland über Judenhass nicht diskutiert werden kann? Die ewige Behauptung, antisemitisch sei so etwas nur hierzulande, versucht die eigene Niedertracht oder Indifferenz kulturell zu relativieren.
Ruangrupa hat unter Aufbietung alles denkbaren Polit-Kitsches die indonesische Reisscheune zum Sinnbild kollektiven Entscheidens erhoben. „Lumbung“: freundliches Teilen von Ernteüberschüssen. Das Selbstlob schloss die Behauptung ein, die Gruppe ermögliche durch ihre kuratorische Arbeit eine alternative Ökonomie der Nachhaltigkeit. Man habe sich dazu, hieß es, intensiv mit dem Kasseler Ökosystem beschäftigt. Mit den gezeigten Bildern offenbar nicht so sehr. Oder eben doch – dann aber darf jetzt von einer Documenta der Verschlagenheit gesprochen werden.
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