Spiel

Nieder mit den Game Key Cards! Wehret den Anfängen!

Game Key Cards bleiben kontrovers. Zu Deutsch noch schöner Softwareschlüssel-Karten genannt, unterscheiden sich von regulären und bisher bekannten Softwarekarten. Diese neuen Cartridges enthalten nicht die vollständigen Daten des Spiels, sondern nur einen Schlüssel, der den Zugang und Download zum Spiel ermöglicht.

Mit anderen Worten: Ohne den riesigen Download ist die Game Key Card vollkommen nutzlos. Wer nicht versteht, warum das aus Sammler- und Preservation-Perspektive absoluter Irrsinn und ein großes Problem ist, braucht gar nicht weiterzulesen. Dann gibt es wohl keine Möglichkeit mehr, dass ihr für irgendeines der folgenden Argumente zugänglich seid.

Wer sowieso lieber digital kauft – geschenkt. Das ist natürlich legitim und wer das möchte, kann das gern tun. Ich aber möchte das nicht und ich möchte auch keine Game Key Card kaufen. Das ist auch legitim. Sie sind die wahrscheinlich schlimmste Erfindung in der langen Nintendo-Geschichte. Vor einigen Tagen hatte ich meinem Unmut bei Twitter ein wenig Luft gemacht und bekam neben viel Zuspruch auch überraschend substanzlose Rechtfertigungen.

Kein Ersatz für „Code in a Box“

So ist offenbar eine weit verbreitete Meinung, diese Game Key Cards würden nur die „Code in a Box“-Versionen ersetzen und sie seien doch besser, immerhin kann man sie doch tauschen und verkaufen. Wenn das so wäre, dann wäre das ja wirklich prima. Aber das ist nicht der Fall. Game Key Cards gibt es eben nicht anstelle von „Code in a Box“-Veröffentlichungen, sondern sie ersetzen die klassischen Cartridge-Veröffentlichungen mit Spieldaten auf der Softwarekarte.

„Code in a Box“-Versionen gibt es auch für Nintendo Switch 2, beispielsweise Split Fiction* oder Civilization VII*. Vielleicht wird es zugunsten der Game Key Cards weniger geben, okay. Aber es steht vielmehr zu befürchten, dass sich Publisher bewusst gegen (teurere) 64GB-Cartridges entscheiden, auf die ihr Spiel wunderbar passen würde. Weil „Game Key Cards“ die einfach günstigere Alternative sind. Vollkommen unabhängig von „Code in a Box“-Vertriebsform. Ja, man kann Game Key Cards tauschen und verkaufen. Man kann sie auf mehreren Geräten benutzen. Aber ich verrate euch was: Softwarekarten mit Spieldaten kann man auch tauschen und verkaufen und auf mehreren Geräten nutzen.

Die bisherigen Cross-Gen-Veröffentlichungen zeigen, dass Publisher die Game Key Cards nicht als Ersatz für „Code in a Box“ nutzen, sondern anstelle von klassischen Cartridges. Dragon Quest I & II HD Remake* und No Sleep for Kaname Date* erscheinen beispielsweise für die alte Switch auf einer vollständigen Cartridges, auf der neuen Switch 2 hingegen auf Game Key Card. Und weil die Game Key Cards ja so günstig sind, ist die „Switch 2“-Version von Dragon Quest I & II HD Remake auch noch 10 Euro teurer. Ah ja. Fair. Eine klassische Cartridge hat mehr Vorteile als eine Game Key Card. Wollt ihr darauf verzichten, weil der Publisher spart?

Spiele brauchen doch sowieso riesige Updates?

Auch ein beliebtes Argument: Videospiele erscheinen doch sowieso nicht mehr komplett und man muss ohnehin immer ein riesiges Day-One-Update herunterladen, bevor man spielen kann. Nein, das stimmt einfach nicht. Sehr, sehr viele Spiele erscheinen in einem mehr als akzeptablen Zustand physisch. Es wird eben immer nur über die Negativbeispiele prominent berichtet, das bleibt hängen.

„Does It Play?“ hat inzwischen knapp 2.700 Spiele getestet. Davon sind 93 Prozent offline spielbar. 74 Prozent aller getesteten Spiele funktionieren hervorragend ohne jeden Patch. Weitere 14 Prozent haben zwar mitunter störende Bugs, können aber beendet werden. Nur 12 Prozent sind ohne Update unspielbar – also etwa jedes zehnte Spiel. Das sind am Ende auch viele Spiele, aber das ist doch weit entfernt von der These, „ohne Day-One-Update geht doch eh nichts mehr“, oder?

Digital ist die unaufhaltsame Zukunft?

Keineswegs als Argument für Game Key Cards, aber oft wird doch resignierend behauptet, die Zukunft von Videospielen sei doch sowieso unaufhaltsam digital. Da mag was dran sein, ja. Aber wie fern diese Zukunft ist, das haben wir aktuell noch ganz gut selbst in der Hand. Solange Publisher mit physischen Medien gutes Geld verdienen können, werden sie nicht verschwinden. Trotz aller Lobby-Arbeit.

Das zeigen auch so Absurditäten wie Laufwerke für Digital-only-Konsolen und nicht zuletzt immer wieder aus dem Boden sprießende „Limited Run“-Konkurrenz. Ja, es gibt immer noch einen Markt für physische Veröffentlichungen. Und entgegen der weitläufigen Annahme ist es sogar so, dass der physische Games-Markt zumindest hier in Deutschland seit Jahren stabil ist. Dazu gibt es konkrete Zahlen.

Dass „andere“ schon lange den digitalen Weg gehen, ist auch kein Argument dafür, jetzt Game Key Cards akzeptieren zu müssen. „Der PC-Markt ist schon lange nur noch digital“ – das stellt keiner in Abrede. Den physischen Spielemedien wird schon seit Jahren der sichere Tod vorhergesagt. Dafür haben sie bisher ganz gut überlebt. Bis zu den Game Key Cards jedenfalls …

So können Indie-Devs doch sparen?

Gern wurde mir auch entgegnet, Game Key Cards seien doch eine tolle Alternative für Indies, um Geld zu sparen. Ja klar, wer kennt sie nicht, die klammen Indie-Kassen bei Square Enix, Capcom, Warner Bros, SEGA und Co. – das sind nämlich die Hersteller, die aktuell auf Game Key Cards setzen.

Und ja, 64GB-Cartridges sind teuer. Aber die Videospielbranche ist wohl die einzige, in der die Leute „dankbar“ für Produkte sind, für die sie viel Geld bezahlen. Wieso sollten wir als Käufer nicht die bestmögliche Veröffentlichungsform verlangen können? „Aber da spart Square Enix auch viel Geld“ ist doch kein Pro-Argument. Wenn die Butter zum gleichen Preis wieder 30 Gramm weniger Inhalt hat, rechtfertigen wir das doch auch nicht damit, dass es für den Hersteller so doch günstiger sei.

Glaubt ihr, die Publisher geben euch die Ersparnis für die Game Key Card weiter? Nein, aber dafür dürft ihr euch noch eine teure microSD-Karte kaufen, wenn ihr mehr als drei Spiele griffbereit auf der Switch 2 haben wollt.

Es gibt doch weiterhin normale Cartridges!

Ja, die gibt es und Nintendo hat bereits kommuniziert, für die hauseigenen Veröffentlichungen weiterhin auf Spielkarten mit Spieldaten zu setzen. Und auch Third-Party-Publisher dürfen das natürlich. CD Projekt RED macht es mit Cyberpunk 2077* und Marvelous mit Daemon X Machina: Titanic Scion*. Aber das wird nicht die Zukunft sein, wenn es auch anders durchgeht.

Nahezu alle bisherigen Third-Party-Veröffentlichungen setzen auf die Game Key Card. Von Square Enix mit Bravely Default Flying Fair HD Remaster*, über Capcom mit Street Fighter 6 Years 1-2 Fighters Edition* und SEGA mit Yakuza 0 Director’s Cut*, bis Warner Bros mit Hogwarts Legacy*. Und wenn die Publisher nicht merken, dass dies die falsche Entscheidung war, wird man sie kaum korrigieren. Dass Nintendo gerüchteweise nur 64GB-Cartridges oder eben Game Key Cards anbietet, also beispielsweise keine günstigeren 32GB-Karten, macht die Sache nicht einfacher, aber auch nicht unumkehrbar.

Solltet ihr dieser Meinung folgen, dann folgt auch diesem Aufruf: Sagt dem Publisher bei jeder Gelegenheit, dass ihr Game Key Cards nicht mögt. Die Dinger sind nicht gottgegeben, man muss das nicht akzeptieren. Das tun viele Videospielfans auch nicht: Unter einem aktuellen Tweet von Square Enix zu Bravely Default Flying Fairy HD gibt es 103 Antworten, davon bringen handgezählte 45 Fans ihre Ablehnung zu „Game Key Cards“ zum Ausdruck. Ist das ein Kampf gegen Windmühlen? Vielleicht. Sollte man ihn deshalb nicht führen? Nö.

Bewahrt den Ton und benehmt euch, aber es spricht nichts dagegen, unter den neuen Trailer zu Yakuza 0 Director’s Cut zu schreiben, ihr hättet zwar Interesse daran, wollt aber keine Game Key Card. Denn mal ehrlich. Es gibt mehr als genug Games. Ganz viele davon auch noch physisch. Und last but not least sind die Cover mit den Zusatzangaben neben dem USK-Logo auch noch extrem hässlich.

Bildmaterial: Nintendo

Der Beitrag Nieder mit den Game Key Cards! Wehret den Anfängen! erschien zuerst auf JPGAMES.DE.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Spiel kategorie besuchen.

Quelle

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!