#Warum es nun auf Thomas Müller ankommt
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„Warum es nun auf Thomas Müller ankommt“
In seinem letzten Einsatz vor der Länderspielpause hat Thomas Müller etwas geschafft, was im deutschen Fußball vielleicht nur Thomas Müller schaffen kann: Er hat für zwei gespielt. Als Alphonso Davies, sein Mitstreiter beim FC Bayern, im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart schon in der zwölften Minute für ein Foul mit der Roten Karte bestraft wurde, tauchte Müller danach an so vielen verschiedenen Flecken des Feldes auf, dass man sich fragen musste, ob er unter seinem roten Trikot noch den roten Anzug des Superhelden Flash, einer Figur mit übermenschlicher Geschwindigkeit, angelegt hatte. Er war überall.
Das sorgte dafür, dass sich irgendwann auch die Stuttgarter wohl nicht mehr sicher waren, welche Mannschaft eigentlich einen Mann weniger hat. In der zwölften Minute stand es noch 0:0. In der 39. Minute dann schon 4:0 für München. Und so musste auch Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat später im „Sky“-Interview zugeben: „Thomas hat das Defizit, ein Mann weniger zu sein, fast alleine aufgehoben.“ In seinem ersten Einsatz nach der Länderspielpause muss Thomas Müller nun aber etwas schaffen, was vielleicht nicht mal Thomas Müller schaffen kann: Er muss nicht nur für sich spielen, sondern auch für Robert Lewandowski.
In den 14 Tagen zwischen dem Heimspiel gegen Stuttgart und dem Auswärtsspiel in Leipzig an diesem Samstag (18.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei Sky) haben sich die Voraussetzungen für die Bayern wesentlich verändert. Sie wollen wieder die Bundesliga und die Champions League gewinnen, aber ohne den Stürmer Lewandowski, der im WM-Qualifikationsspiel gegen Andorra eine Bänderdehnung im rechten Knie erlitten hat und laut seinem Verein etwa vier Wochen ausfällt, wird das kniffliger. Als hätte man ein Computerspiel mittendrin pausiert und in den Einstellungen die Schwierigkeitsstufe erhöht. Was Lewandowski leistet, konnte man nämlich unter anderem in dem Spiel gegen Stuttgart sehen: Von den vier Toren in Unterzahl schoss er drei.
Am Donnerstag berichtete der „Kicker“, dass Lewandowski sich offenbar vorstellen kann, schon in zwei Wochen wieder mitzumischen. Doch erstens schwächte sein Trainer Hansi Flick diese Prognose ab („Wir gehen bei ihm kein Risiko ein“) und zweitens finden die bislang wichtigsten Spiele der Saison schon davor statt. Er wird nicht nur im Bundesligaspiel gegen Leipzig am Samstag fehlen, sondern sehr wahrscheinlich auch in den Viertelfinalspielen der Champions League gegen Paris Saint-Germain (7. und 13. April). In den beiden Wettbewerben hat Lewandowski in dieser Saison schon 40 Tore gesammelt. Was macht Flick ohne ihn?
Wenn der Trainer seine Startelf für Leipzig zusammenstellt, wird er auf der Lewandowski-Position vermutlich Serge Gnabry einplanen. Der ist eigentlich Außenstürmer, hat aber in den vergangenen anderthalb Wochen für die Nationalmannschaft in der Spitze gespielt. Und anders als Eric-Maxim Choupo-Moting, dem zweiten Mittelstürmer im Kader, hat Gnabry bereits bewiesen, dass er höchsten Ansprüchen genügen kann.
Es kommt auf Müllers Effizienz an
Es wird aber nicht reichen, Lewandowski einfach durch Gnaby zu ersetzen. „Unser Spiel wird sich natürlich ändern“, sagt Flick. Er dürfte vor allem das Spiel im Strafraum meinen. Dort „ist Robert eben ein anderer und besonderer Spieler“, einer, der „aus nichts“ Tore macht, einer, der in Masse trifft. In der Fußballsprache gibt es dafür eine Floskel: Er schießt Tore wie am Fließband. Und wenn man es so betrachtet, könnten die Bayern Glück haben. Denn der Mann, der das Fließband überhaupt am Laufen hält, ist noch da.
Jetzt, da Lewandowski ausfällt, wird Thomas Müllers Rolle, die von A wie Antreiben bis Z wie Zaubern ohnehin fast alles umfasst, noch einmal erweitert. Es könnte sein Meisterstück werden. Er wird mit seinen Läufen und Pässen wie immer dafür verantwortlich sein, dass die Außenstürmer Kingsley Coman und Leroy Sané in Situationen kommen, wo sie den Ball vors Tor bringen können. Und er wird nun zusätzlich dafür verantwortlich sein, dass der Ball, wenn Coman und Sané ihn dann vors Tor bringen, auch im Tor landet.
In den Spielen ohne Lewandowski sind die Bayern besonders auf eine Eigenschaft Müllers angewiesen, auf die sie sich in dieser anstrengenden Saison immer wieder verlassen konnten: seine Effizienz. Damit soll er vorerst seinen Verein retten – und im Sommer am besten noch die Nationalmannschaft.
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