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#Spät hell und früh dunkel

Spät hell und früh dunkel

Läuferinnen aus zehn Nationen plazierten sich im Weltcup-Slalom der alpinen Skidamen am Sonntag in Levi unter den besten zwanzig – nur eine Deutsche war nicht dabei. Beim Sieg der Slowakin Petra Vlhova, die in 1:49,05 Minuten vor Michelle Gisin aus der Schweiz (+0,31 Sekunden) triumphierte, landete Lena Dürr abgeschlagen auf Platz 21. Und obwohl sie einen Rückstand von 2,72 Sekunden zusammengefahren hatte, war sie auch noch mit Abstand die beste Läuferin des deutschen Skiverbands (DSV), denn alle anderen hatten es nicht einmal in den zweiten Durchgang geschafft.

Achim Dreis

Cheftrainer Jürgen Graller versuchte gar nicht erst, das Ergebnis schön zu reden. „Wir haben zu wenig attackiert“, war der Kernvorwurf des 49-Jährigen. „Zu brav runtergefahren“ seien seine Läuferinnen, sei es nun eine Jessica Hilzinger (Platz 32), eine Andrea Filser oder eine Marina Wallner, die mit der gleichen Zeit Platz 37 belegten. „Damit gewinnt man keinen Blumentopf“, zürnte Graller in der ARD über die zaghafte Fahrweise seiner Nachwuchshoffnungen, und nannte es „extrem ärgerlich“, dass es keine geschafft hätte, sich unter den Top 30 zu plazieren. Marlene Schmotz landete gar auf Platz 42.

Auch das Auftaktrennen am Vortag hatte kaum bessere Resultate erbracht, auch wenn sich das Ergebnistableau am Samstag aus deutscher Sicht noch halbwegs passabel las, zumindest aus der Perspektive des Sonntags: Im ersten Slalom der Saison war Dürr mit 2,89 Sekunden Rückstand 17. geworden. Filser (+3,44) und Wallner (+3,47) landeten auf den Plätzen 23 und 24. Grallers Bilanz aus der Addition aller Resultate lautete folgerichtig: „Viel zu wenige Weltcuppunkte aus Levi.“ Die Maximalpunktzahl des Doppelevents im hohen Norden erreichte dagegen die Slowakin Petra Vlhova, die schon den ersten Slalom in 1:50,11 Minuten mit 0,18 Sekunden Vorsprung vor der Amerikanerin Mikaela Shiffrin gewonnen hatte. Vlhova zeigte in allen vier Läufen tadellose Vorstellungen und erwies sich somit auch unter dem Druck, dass Skistar Shiffrin wieder am Start stand, als belastbar und stressresistent. In der Vorsaison hatte die 25-Jährige Vlhova schon den Slalom-Weltcup gewonnen, allerdings davon profitiert, dass ihre gleichaltrige Konkurrentin wegen des Todes ihres Vaters zum letzten Torlauf nicht mehr angetreten war und das Weltcup-Finale dann der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen war.

Jung, dynamisch, erfolgreich: Petra Vlhova gewinnt beide Rennen


Jung, dynamisch, erfolgreich: Petra Vlhova gewinnt beide Rennen
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Bild: EPA

Als wollte sie sich und der Welt beweisen, keine Zufalls-Kristallkugel-Gewinnerin zu sein, hatte sich die Riesenslalom-Weltmeisterin von 2019 nun voller Akribie auf die neue Saison vorbereitet. Zum Auftakt-Wochenende in Finnland war sie schon mit drei Wochen Vorlauf aufgebrochen, hatte die 2600 Kilometer lange Strecke aus ihrem Heimatland via Polen, Litauen, Lettland und Estland im Auto absolviert und sich dann in Lappland perfekt akklimatisiert. In der Woche vor dem Weltcup schrieb sie sich zum Leidwesen der überforderten Konkurrenz bei zwei Fis-Rennen in Suomu ein – und dominierte die Slaloms der zweiten internationalen Liga mit vier, fünf Sekunden Vorsprung.

Auch im Weltcup gewann Vlhova nun saisonübergreifend den fünften Slalom in Serie. Höchstes Lob aus berufenem Munde erhielt die 1,80 Meter große Athletin danach für ihre Power und ihre Körpersprache zwischen den Toren. Felix Neureuther, der den alpinen Ski-Weltcup für die ARD als Experte begleitet, zeigte sich begeistert, wie sie „voller Überzeugung“ das Rennen bestritt, dabei technisch sauber „eine perfekte mittige Position“ fand und bei aller Aggressivität nicht mal Fehler machte. Im Gegensatz dazu hatte der frühere Weltklassefahrer einiges an der Vorstellung von Lena Dürr auszusetzen: „Wenn du nach dem ersten Durchgang 29. bist, dann erwarte ich ein Feuerwerk“, kritisierte er. Stattdessen monierte er passives Fahren und „zu wenig Druck auf dem Außenski“. Dürr selbst war auch nicht glücklich mit ihrer Vorstellung: Im Steilhang habe sie den Schwung später setzen wollen, das habe aber „nicht geklappt“.

Dabei hatte sie sich zuvor noch sehr auf die „kurzen Ski“ und Levi gefreut, wo sie in den Vorjahren die Plätze zwölf, sechs und zehn belegte: „Der Hang liegt mir und auch die Bedingungen.“ Wegen der geographischen Lage hoch im Norden und der damit verbundenen Verhältnisse sei es in Lappland zwar „sehr speziell“, aber sie verbinde damit gute Erinnerungen, sagte sie vor dem Weltcup-Wochenende: „Es wird spät hell und früh dunkel.“ Im Nachhinein konnte dieser Satz fast wie eine Prophezeiung der Leistungen der deutschen Skifrauen gelesen werden.

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