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Spiel gegen den Ball“ geht es um Fußballkultur

Im deutsch-polnischen Kommissariat in Swiecko ist dieses Mal Ermittlungssensibilität Parole. Eine deutsche Staatsbürgerin ist auf polnischem Gebiet ermordet aufgefunden worden. Heikel, findet der Vorgesetzte von Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und Alexandra Luschke (Gisa Flake). Wenn wir uns recht erinnern, ist das diplomatische Vorgehen beim Aufklären von Kapitalverbrechen in diesem, dem transnationalen Team des RBB-„Polizeirufs“ allerdings doch sowieso die besondere Geschäftsgrundlage, ihr Unique Selling Point.

Dazu gehört auch, dass jeder den Beritt des Kollegen akzeptiert, so aufmerksam, wie es in keinem anderen ARD-Ermittlerteam üblich ist. Respekt ist Trumpf, das gilt für das Verhältnis von Ross und Luschke, das gilt für die Erkenntnisse der Mitarbeiter um Kollege Wiktor Krol (Klaudiusz Kaufmann) wie für den Beitrag des Rechtsmediziners Marian Kaminski (Tomek Nowicki). Man spricht Polnisch und Deutsch, je nach Situation, auch das eine Frage des Respekts – und der genauen Verständigung.

20 bis 30 Schlägen in blinder Wut

In puncto Teamfähigkeit würde das Kommissariat Swiecko jedes Jahr deutscher Meister werden, in puncto Vorlagenverwertung ebenfalls. Die Fußballer des polnisch-deutschen Amateurvereins, deren Trainer sich in dieser Folge im Vereinsheim zoffen und deren Mitspieler auch jenseits des Platzes einen heißen Kopf bekommen, können sich an den Polizisten ein Beispiel nehmen.

„Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“ARD Presse

Die deutsche Besitzerin einer polnischen Gerüstbaufirma ist ermordet worden, mit 20 bis 30 Schlägen in blinder Wut, heißt es. Ihr Spitzname: die Eiskönigin. Den Betrieb, sagt man, führte sie mit harter Hand. Fünf Jahre Bundeswehr, zeigt die Urkunde an der Bürowand. Jemand hat ihre Leiche in Müllsäcke verpackt und säuberlich verschnürt auf dem Lkw eines Angestellten abgelegt. Ross und Luschke, gegenseitig und gegenüber den Verdächtigen maximaltolerant, haben es beim Opfer mit dem Maximalklischee zu tun.

Diese natürlich gefühlskalte Ex-Berufssoldatin hatte eine lockere Affäre mit einem Mitarbeiter, hielt sich mit Powerjoggen in Rekordzeiten fit, hatte sich einen Fußballverein zugelegt, in dem sie nach Belieben schaltete und waltete, schläferte den von ihrem Sohn Marco (Len Blankenberg) geliebten Hund ein, sagte kurzfristig ein großes Turnier ab, dem nicht nur Lukas Podolski Glanz verleihen sollte, sondern auch ein Talent-Scout der Bundesliga (Drehbuch Michael Fetter Na­than­sky, Daniel Bickermann und Christian Werner).

Mehr ein Appell für Toleranz

Ihren Mann hatte ihre Rücksichtslosigkeit in die Verzweiflung getrieben. Gerade erst aus dem Suchtprogramm entlassen, lebt er nun als gebrochene Gestalt mittellos im Männerwohnheim. Er hat ein Alibi, genau wie die anderen der zahlreichen Verdächtigen. Die meisten saßen mit dem neuen Trainer Hannes Kirchner (Hanno Koffler) in der Vereinskneipe des gefeuerten Ex-Trainers, beim Public Viewing des EM-Viertelfinales Deutschland gegen Spanien 2024. Hat das unglückliche Ausscheiden Deutschlands am Abend des 5. Juli 2024 jemanden so frustriert, dass er an der Toten sein Mütchen kühlte?

In „Spiel gegen den Ball“ ermitteln die Kommissare munter eine Spur nach der anderen aus. Stellen, wie Luschke, ihre Empathie unter Beweis. Versuchen, das Geheimnis des Zusammenhalts der Nachwuchshoffnungen Robert Sobinski (Lauri Kröck) und Kevin Jankowski (Franz Ferdinand Krause) zu verstehen, wie Ross.

Kabbeln sich spielerisch um ihren Kulturbegriff. Er ist genervt vom EM-Trubel. Luschke: „Das ist Kultur, Ross.“ Er: „Ja, die Oper ist auch Kultur und muss in der Regel nicht von Hundertschaften bewacht werden.“ Ihre Verletzung am Hals stammt angeblich aus dem Derby gegen Dresden. „Aber Sie sollten mal den anderen sehen.“ Später muss Ross los. „England gegen Schweiz gucken?“ Nein, in die Oper. „Fidelio.“ Alles Quatsch zur Halbzeitpause, wie uns später deutlich gemacht wird (Regie Christian Werner, Kamera Eva Katharina Bühler).

In Wirklichkeit hat Ross („Wer ist Lukas Podolski?“) die Taktik des Spiels durchschaut, und Luschke ist natürlich auch kein gewaltbereiter Hooligan. Als Appell für Toleranz mag dieser „Polizeiruf“ Meriten haben, als Krimi taugt er wenig. Die Täterschaft wird schnell durchsichtig, noch bevor alle Motive pflichtschuldig abgeklappert sind. Zu deutlich ist die Mühe, Fußballfans und Fußballgegner zu versöhnen. Dem Team Gisa Flake und André Kaczmarczyk schaut man gern bei ihrem spielfreudigen Chancen-verwerten-und-Teamerfolg-Erzielen zu, aber alles andere funktioniert dieses Mal bloß bescheiden.

Der Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.

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