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Sport auf ganz kleiner Flamme

Der Sport hat sein Ziel erreicht. Aber nichts gewonnen. Mal sehen, ob sich diese These nach der Benennung der ersten Staatsministerin für Ehrenamt und Sport mit Sitz im Bundeskanzleramt in der Geschichte der Bundesrepublik durchhalten lässt – bis zum Ende dieses Kommentars. Mit Blick auf die Auserwählte, nominell neue Sportchefin Deutschlands im politischen Betrieb, Christiane Schenderlein, verbietet sich jegliche Bewertung. Die Sächsin bietet weder Angriffsflächen noch Spielfelder für Doppelpässe. Vielleicht ist es ein Vorteil für alle, dass die CDU-Politikerin auf den ersten Blick nichts mit Sport zu tun hatte bislang, laut ihrer Vita offenbar gar nichts.

Konstruktiv Denkende im orga­nisierten Sport werden in ihrer Not die Expertise von Frau Schenderlein als Vermittlerin hervorheben. Sie ist Kommunikationsberaterin. So jemand hat ganz bestimmt gefehlt in den vergangenen zehn Jahren, als sich der organisierte Sport und das Bundesinnenministerium fetzten bis zur Selbstvernichtung.

Viele hat sie nicht zu führen

Frau Schenderlein sollte man erst mal machen lassen, so wie man Vereinsbosse erst an den Ergebnissen misst. Es soll ja welche geben, deren Teams Meisterschaften gewinnen, ohne dass sie ihren Sport kennen. Führungspersönlichkeiten, die ein Gespür haben, wer wie ange­sprochen werden muss, wen sie wohin stellen müssen, damit ihr Ensemble seine ganze Kraft entwickelt. Solche Typen und Typinnen sind schwer gesucht in diesen Tagen.

Wir wissen noch nicht, wie gut die Leipzigerin führen kann. Wir wissen aber, dass sie nicht viele zu führen hat im Kanzleramt. Weil die in den vergangenen Wochen mit aller Kraft vorangetriebenen Be­mühungen des Deutschen Olym­pischen Sportbundes, „seinem“ Aufstieg ins Kanzleramt auch eine substanziellen Hintergrund zu verleihen, scheiterten.

Sportstättenmisere, Spitzensport­pro­bleme, Olympiabewerbung – werden die großen Sportthemen nun angegangen?
Sportstättenmisere, Spitzensport­pro­bleme, Olympiabewerbung – werden die großen Sportthemen nun angegangen?picture alliance / blickwinkel/fotototo

Er sah zu Recht die Umsiedlung der Sportabteilung des Bundes­innenministeriums ins Kanzleramt als Voraussetzung für das Gelingen seines Plans: endlich die großen Sportthemen, von der Sportstättenmisere über die Spitzensport­pro­bleme bis hin zur Olympiabewerbung an höchster und an einer Stelle zu verhandeln.

Eines ist gewiss

So bleibt alles beim Alten, in fast allen Ministerien Sportgrüppchen und die große Sportabteilung beim BMI. Frau Schenderlein könnte sich als größte Sportversteherin der Welt entpuppen. Sie würde trotzdem so wirkungslos auf das Spiel sein wie eine Klubpräsidentin ohne Team.

Man muss aus dieser Konstel­lation nicht gleich einen Machtkampf zwischen dem Sport im BMI unter CSU-Führung und dem Willen der CDU-Staatsministerin heraufbeschwören, wenn es etwa um die Frage geht, ob München als Bewerber um Olympische Spiele den Vorzug erhalten sollte.

Aber eines ist gewiss: Die These dieses Kommentars lässt sich nicht durchhalten. Der organisierte Sport, der von der Bündelung seiner großen Projekte im Kanzleramt träumte, hat doch etwas gewonnen: Die nächste Bestätigung für die geringe Wahrnehmung seiner Bedeutung und als Beleg dafür eine weitere unter den x Ansprech- und Abstimmungsstationen, diesmal im Kanzleramt. Viel Freude.

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