#Springer und Julian Reichelt einigen sich außergerichtlich
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Den ersten großen Showdown haben der Springer-Verlag und der frühere „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt vermieden. Sie haben ihren arbeitsrechtlichen Streit beigelegt. Man habe sich außergerichtlich geeinigt, teilte das Medienhaus am Dienstag in Berlin mit. Julian Reichelt bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass man sich geeinigt habe, äußerte sich aber nicht weiter.
„Informationen“ – das ist das entscheidende Wort
Auf was sich die Parteien genau geeinigt haben, bleibt vorerst unklar. Springer hatte mit einer Klage beim Arbeitsgericht Berlin die Rückzahlung einer Abfindung und eine Strafzahlung von Reichelt verlangt. Die Summe belief sich auf insgesamt 2,2 Millionen Euro. In der von Springer verbreiteten Erklärung zur Einigung zwischen den Parteien heißt es nun: „Julian Reichelt bedauert, Informationen an den Berliner Verlag übermittelt zu haben.“
„Informationen“ – das ist eine fein gewählte Formulierung, dank derer Springer und Reichelt vielleicht ihr Gesicht wahren und sich im Hintergrund auch finanziell einigen können. Springer hatte Reichelt im Verdacht, Interna an Dritte weitergegeben zu haben und zeigte ihn deshalb sogar wegen „Betrugs“ an. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin laufen noch.
Auf die Idee mit der Strafanzeige kam Springer, weil Holger Friedrich, der Verleger der „Berliner Zeitung“, Reichelt als Informanten an Springer verraten hatte. Reichelt habe ihm interne Springer-Informationen zugeleitet, hatte Friedrich gesagt, darunter „Vorstandskommunikation“. Darüber habe er den Justitiar von Springer in Kenntnis gesetzt. Gegen die Bezeichnung „Vorstandskommunikation“ hat sich Reichelt – bislang vergebens – vor Gerichten in Berlin und Hamburg zu wehren versucht. Weitergegeben hatte er eine Mitteilung aus einer Chat-Gruppe, in der zwar auch der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner war, es handelte sich jedoch nicht um eine Nachricht von diesem selbst oder jemand anderem aus dem Vorstand des Konzerns, sondern des Compliance-Chefs. Diese Chat-Nachricht hatte Reichelt auch nicht Friedrich, sondern dem Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, Tomasz Kurianowicz, gegeben.
Reichelt hatte auf die Klage von Springer mit einer Widerklage reagiert, unter anderem, um Einsicht in die Unterlagen der einst gegen ihn angestrengten Compliance-Untersuchung zu erhalten. Er bestreitet vehement, Infos des Springer-Vorstands verbreitet und gegen Auflagen seines Aufhebungsvertrags verstoßen zu haben. Gleichwohl mochte Springer die Eskapade bei der „Berliner Zeitung“ als Angriffspunkt gegen Reichelt dienen.
Julian Reichelt hatte seinen Posten als „Bild“-Chefredakteur im Herbst 2021 abgeben müssen. Er habe das Vertrauen des Vorstands missbraucht, hieß es. Zuvor war ihm im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen „Machtmissbrauch“ vorgeworfen worden, eine Compliance-Untersuchung hatte ihm zuvor jedoch nichts nachweisen können, was seine Entlassung gerechtfertigt hätte. Der von manchen Medien transportierte Vorwurf einer Zeugin zu einer „Sex on Demand“-Nacht in Wien hat sich als nicht stichhaltig erwiesen und wurde auf Betreiben des Anwalts der Betroffenen im Zuge der Compliance-Untersuchung als juristisch nicht existent kassiert.
Man begrüße die außergerichtliche Einigung, da sie das Kernanliegen der Klage erfülle und eine langfristige Auseinandersetzung vor Gericht erspare, teilte Springer mit. Weiter heißt es: „Im Falle zukünftiger Verstöße gegen den Abwicklungsvertrag, der im Zuge der Beendigung des Arbeitsverhältnisses von Julian Reichelt geschlossen wurde, oder gegen die jetzt erzielte Einigung behält sich Axel Springer vor, erneut rechtliche Schritte einzuleiten und Ansprüche des Unternehmens geltend zu machen.“
Das könnte man einen Schuss vor den Bug nennen und als Warnung an Reichelt auffassen, von dem Springer überzeugt ist, dass er der „Zeit“ die Chats des Vorstandschefs Döpfner weitergab, die diesen in ein denkbar ungünstiges Licht rückten und aus denen die Zeitung ausführlich zitierte. Bei der „Berliner Zeitung“, nehmen wir mal an, wird sich Julian Reichelt nicht mehr melden, mit welchen „Informationen“ auch immer.
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