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#Hey babe, take a walk on the wild side

Hey babe, take a walk on the wild side

Lou Reeds einziger Charthit „Walk on the Wild Side“ ist ein perfider kleiner Song. Denn der Sound führt die Zuhörer in die Irre: Ein sanft dahinschwebender Groove, geprägt vom eingängigen Bass, den der Sessionmusiker Herbie Flowers beisteuerte, dem „toot-ta-doo“ der „coloured girls“, dazu ein sachtes Saxophonsolo von Ronnie Smith am Schluss – und die sonore, fast märchenonkelhafte Stimme von Reed. So könnte man sich glatt in den Schlaf schaukeln lassen. Wäre da nicht dieser Text, der im Kontrast zur zurückgenommenen, sanften Musik steht. Aber so machte es der Künstler bereits bei The Velvet Underground: Er verpackte seine realistischen, oft auch brutalen Beobachtungen in getragene Kompositionen, etwa bei „Stephanie Says“ oder bei „Venus In Furs“ vom 1967er Debüt „The Velvet Underground & Nico“ – dem Album mit der legendäre Warhol-Banane auf dem Cover. „Venus In Furs“ übernimmt nicht nur den Titel von Leopold von Sacher-Masochs 1870 erschienener Novelle „Venus im Pelz“, das Lied transportiert auch reichlich Sado-Maso-Flair zu einer dahinschleppenden Melodie. Der Unterschied zu „Wild Side“ ist aber ohrenfällig: Während bei „Venus“ noch die Dissonanzen des damaligen Kreativpartners, dem von Avantgardisten wie John Cage beeinflussten Waliser John Cale, das Soundbild prägten, ist „Walk on the Wild Side“ in Wohlklang gebettet. Damit ist er nah an Cale-freien späten Aufnahmen von Velvet Underground – aber perfekter produziert.

Im April 1970 verließ Lou Reed die Velvet Underground desillusioniert. An eine große Karriere war nicht zu denken, denn die heute verehrte und von Pop-Art-Großmeister Andy Warhol gegründete Band um Reed und Cale war zwar Kult, aber davon hatten die Künstler finanziell gar nichts. Die Platten wurden wenig verkauft, und die Velvets waren höchstens im Umfeld von Warhols Factory bekannt. Dass die Band bis heute unzählige Musiker beeinflusste, mehrte zwar ihren künstlerischen Ruhm, nicht aber ihre Einkünfte. Der britische Musiker, Produzent und Klingelton-Erfinder Brian Eno fasste dieses Phänomen im Oktober 1982 im Interview mit dem Magazin „Musician“ so zusammen: „Ich habe neulich mit Lou Reed gesprochen und er sagte, dass die erste Velvet Underground-Platte in den ersten fünf Jahren 30.000-mal verkauft wurde. (…) Ich glaube, jeder, der eine dieser 30.000 Exemplare gekauft hat, hat eine Band gegründet!“

Einer dieser ersten Fans war der Londoner David Robert Jones, der als David Bowie zum Weltstar werden sollte. Während Bowie in den 1960er Jahren noch seinen künstlerischen Weg suchte, den er erst gegen Ende des Jahrzehnts finden sollte – in der Zwischenzeit gab er zum Beispiel im BBC-Fernsehstudio gemeinsam mit seiner damaligen Band The Mannish Boys den Langhaaraktivsten, um irgendwie Aufmerksamkeit zu erlangen –, war der nur fünf Jahre ältere Lou Reed bereits Mitglied des Künstler-Zirkels um Andy Warhol. Er befand sich mitten in dessen Schmelztiegel „The Factory“, blieb aber außerhalb dieser Blase weitgehend unbekannt. Und als David Bowie dann mit den Alben „Hunky Dory“ – welches auch eine Liebeserklärung an Warhol enthält – und mit „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ zum Glam-Rock-Superstar wurde, nutzte er die Gelegenheit, Lou Reed dem englischen Publikum vorzustellen: Am 8. Juli 1972 trat Reed exklusiv bei Bowies Konzert für „Save The Whale“ in der Londoner Royal Festival Hall auf.

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