Stuntfrau verklagt Hollywoodstar Kevin Costner wegen Vergewaltigungsszene am Set

Inhaltsverzeichnis
Ohne Vorankündigung sollte sie das Opfer einer brutalen Vergewaltigung spielen: Das wirft die amerikanische Stuntfrau Devyn LaBella dem Hollywoodstar Kevin Costner und dessen Produktionsfirma vor. Am Set des zweiten Teils von Costners Western-Reihe „Horizon: An American Saga – Chapter 2“ soll es zu dem Vorfall gekommen sein.
„Herr Ivens riss Frau LaBellas Rock gewaltsam hoch“
Am Filmset von „Horizon“ arbeitete die Stuntfrau als Stuntdouble für die Schauspielerin Ella Hunt, die eine der Hauptrollen spielt. Dass die von Hunt gespielte Figur Opfer sexueller Gewalt werden würde, war allen Beteiligten vorher bekannt. Deshalb hatte Hunt, so berichtet „The Hollywood Reporter“ unter Berufung auf die Klage, in ihrem Vertrag einen Intimitätskoordinator für alle Nackt- oder Intimszenen festschreiben lassen – sowohl für sich selbst als auch für ihr Stuntdouble LaBella.
Beide Frauen seien zudem Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA. Diese schreibt für Sexszenen klare Regeln vor: Sie müssen vorab angekündigt, von allen Beteiligten ausdrücklich genehmigt und an einem geschlossenen Set gedreht werden.
Für die am 1. Mai gedrehte Szene, die im Drehbuch ausdrücklich als Vergewaltigungsszene gekennzeichnet war, sei laut Klage alles ordnungsgemäß verlaufen. Die Szene sei mit einem Stuntkoordinator und einem Intimitätskoordinator geprobt worden; auch seien ausreichende Pausen sowie der Schutz der Privatsphäre gewährt worden.
Doch am folgenden Tag soll es der Klage zufolge zu dem Vorfall gekommen sein, bei dem die Maßnahmen zum Schutz der Darstellerinnen nicht mehr eingehalten wurden. LaBella sei am Set erschienen, um zwei Szenen ohne sexuellen Inhalt zu drehen, und sei von Costner darum gebeten worden, abermals als Double für Hunt einzuspringen. Ohne dass LaBella darüber informiert worden sei, habe Hunt zuvor „sichtbar aufgewühlt“ das Set verlassen – nachdem Costner ihr mitgeteilt habe, dass er spontan eine weitere Szene sexuellen Missbrauchs eingeplant habe, diesmal mit einem anderen Schauspieler in der Täterrolle als am Vortag.
Dann soll es zum Dreh der entscheidenden Vergewaltigungsszene gekommen sein: Costner habe den Schauspieler Roger Ivens dazu aufgefordert, eine Vergewaltigung mit LaBella zu spielen. Erst in diesem Moment habe die Stuntfrau verstanden, worum es in der Szene tatsächlich ging. „Herr Ivens riss Frau LaBellas Rock gewaltsam hoch, als wolle er sie gegen ihren Willen penetrieren“, heißt es laut „The Hollywood Reporter“ in der Klage.
All dies sei, so wirft LaBella Costner vor, ohne Vorankündigung, ohne Proben und ohne einen Intimitätskoordinator gefilmt worden. Zudem sei die Szene auf Monitoren übertragen worden, die für alle am Set sichtbar gewesen seien. Wie der „Hollywood Reporter“ aus der Klageschrift zitiert, habe Costner weder „Action“ noch „Cut“ gerufen – Begriffe, die üblicherweise Beginn und Ende einer Szene markieren. Für LaBella sei das Geschehen dadurch noch schwerer einzuordnen gewesen. Sie sei, so die Klage weiter, erschüttert und verängstigt gewesen.
Zuversichtlich, dass „Kevin“ den Rechtsstreit gewinnt
Costners Anwalt Marty Singer bezeichnete die Klage als „völlig unbegründet“. Sie stehe im Widerspruch zu den Fakten und dem Verhalten der Stuntfrau. Der Anwalt verwies darauf, dass es sich um eine Probeaufnahme gehandelt habe. LaBella habe, so Singer, ihrem Stuntkoordinator mit erhobenem Daumen signalisiert, dass sie bereit sei, auch bei laufender Kamera zu drehen. Auch die Behauptung, die Schauspielerin habe offiziell Beschwerde eingelegt, wird von Costners Seite bestritten. Singer zeigte sich „absolut überzeugt“, dass „Kevin“ den Rechtsstreit gewinnen werde.
LaBella hingegen erklärte dem „Hollywood Reporter“ in einer Stellungnahme: „An diesem Tag war ich schutzlos, ungeschützt und zutiefst verraten von einem System, das Sicherheit und Professionalität versprach.“ Die Stuntfrau hofft nicht nur auf finanziellen Schadenersatz. Sie wolle auch auf „Versäumnisse auf höchster Ebene der Hollywood-Produktionsfirmen“ aufmerksam machen. Es müsse ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Auswirkungen „Darstellungen sexueller Gewalt“ hätten und wie wichtig der Einsatz von Intimitätskoordinatoren sei. Diese wurden im Zuge der MeToo-Bewegung zunehmend zur festen Instanz am Filmset: Sie choreographieren Sexszenen und achten darauf, dass sich alle Beteiligten beim Dreh sicher und respektiert fühlen.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.