# Superwinde und Sternen-Recycling


Schwaden im Sternbild Segel des Schiffs: Bevor massearme Sterne wie unsere Sonne ausbrennen, geben sie einen Teil ihrer äußeren Hülle ins All ab. So entstehen Planetarische Nebel – eine irreführende Bezeichnung, denn mit Planeten haben sie entgegen früher Annahmen nichts zu tun. Oft gibt es komplexe Formen, beispielsweise beim Südlichen Ring-Nebel (NGC 3132), 2.000 Lichtjahre entfernt. Er hat einen Durchmesser von fast einem halben Lichtjahr und dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 15 Kilometern pro Sekunde aus. Erzeugt wurde er von dem Vorläufer des unscheinbaren ausgebrannten Weißen Zwergsterns im Zentrum, der in einer dichten Staubwolke steckt. Im Todeskampf hat er immer wieder Materie ins All geblasen. Das Resultat sind wenigstens acht Schichten von Gas- und Staubschalen, hier aufgenommen im nahen Infrarot bei 0,9 bis 4,7 Mikrometer Wellenlänge vom James Webb Space Telescope. Die Asymmetrie des Planetarischen Nebels insgesamt ergibt sich daraus, dass der Zentralstern von mindestens vier Begleitsternen umkreist wird, die den Materieausstoß und seine Verteilung gestaltet haben.
© NASA,ESA,CSA,STScI,O. De Marco u.a.
Über dem offenen Sternhaufen Messier 37 ist der Planetarische Nebel PN IPHASX J055226.2+323724 im Sternbild Fuhrmann zu sehen (Foto links). Sein Wasserstoff leuchtet rot. Eingekreist ist der Weiße Zwerg, von dessen abgesprengter Hülle das Material des schmetterlingsförmigen Gebildes stammt (Vergrößerung rechts). Die Aufnahme machte der britische Amateurastronom Peter Goodhew, dessen Beitrag so wichtig war, dass er Coautor einer wissenschaftlichen Studie zu dem Nebel wurde.
© Univ. Tübingen, Peter Goodhew, K. Werner et al. Astron. Astrophys.
Ring-Nebel im Sternbild Leier: Das berühmte Himmelsobjekt erscheint hier in seiner Infrarotstrahlung, aufgenommen vom James Webb Space Telescope bei 5 bis 28 Mikrometer Wellenlänge (farbcodiert). Dabei tritt eine Fülle bislang unbekannter Details dieses 2.300 Lichtjahre fernen Planetarischen Nebels zum Vorschein. Er stammt von den abgesprengten äußeren Schichten seines Zentralsterns: ein Weißer Zwerg mit einer Oberflächentemperatur von etwa 70.000 Grad Celsius. Eigentlich ist der Nebel kugelschalenförmig, aber seine seitlichen Ränder scheinen aus unserer Perspektive dichter, sodass ein ringförmiger Eindruck entsteht. Der Nebel ist etwa 20.000 Jahre alt, im Durchmesser inzwischen 1,3 Lichtjahre groß und dehnt sich mit 19 Kilometer pro Sekunde aus.
© Barlow/UCL, N. Cox/ACRI-ST, R. Wesson/Cardiff University
Elegantes Ende: Wenn Sterne sterben, schwebt gleichsam ihr Leichentuch ins All und verkündet wie eine farbige Fahne ein finales Fanal. Solche filigranen, kurzlebigen Gebilde werden Planetarische Nebel genannt – eine missverständliche Bezeichnung, denn entgegen irrtümlicher Annahmen haben die Nebelschwaden nichts mit Planeten zu tun. Vielmehr handelt es sich um die abgestoßenen äußeren Hüllen massearmer ausbrennender Sterne. Bei einzeln stehenden Gestirnen haben die Nebel meist eine sphärische Form. In Doppelsystemen ist sie jedoch oft zylindrisch langgestreckt, weil der noch intakte Nachbarstern den Gasstrom behindert und kanalisiert. Ein imposantes Beispiel ist der etwa 1.200 Jahre alte Schmetterling-Nebel (M2–9, PK 010+18.2), hier vom Hubble-Weltraumteleskop fotografiert. Er befindet sich 4.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Schlangenträger und besteht aus zwei zylindrischen Ausdünstungen. Sie werden von einer gewaltigen Staubscheibe um einen der beiden Zentralsterne wie in einer Düse verdichtet und strömen mit rund 300 Kilometer pro Sekunde ins All.
© ESA/Hubble, NASA, Judy Schmidt
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