#Der erste Banker
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„Der erste Banker“
Als Hilmar Kopper die Führung der Deutschen Bank übernahm, gönnte er sich keine Verschnaufpause. Sein Vorgänger Alfred Herrhausen war am 30. November 1989 von Terroristen ermordet worden. Nur zwei Tage nach dem Bombenattentat besiegelte der rasch zum neuen Vorstandssprecher ernannte Kopper die Übernahme der Londoner Investmentbank Morgan Grenfell, die er gemeinsam mit Herrhausen in die Wege geleitet hatte. Der Zukauf sollte die Geschichte der Deutschen Bank auf Dauer umlenken. Kopper legte damit den Grundstein zum Aufstieg des Instituts zur zwischenzeitlich größten Bank an den internationalen Kapitalmärkten. Er selbst wurde zu einer der prägenden Figuren der deutschen Wirtschaft in den Neunziger Jahren und darüber hinaus.
Eines war für Kopper klar: Die exportstarken deutschen Unternehmen könnte die führende Bank des Landes nur in alle Welt begleiten, wenn sie auch eine schlagkräftige Wertpapier- und Devisenabteilung betreibt und selbst in die Beratung von Unternehmen zu Fusionen und Übernahmen einsteigt. Die Bilanzsumme, die Gewinne und nicht zuletzt die Gehälter der Spitzenbanker wuchsen daraufhin innerhalb weniger Jahre in ungekannte Höhen. Aber der Einstieg in das angelsächsische Investmentbanking mit seiner gänzlich anderen Geschäftskultur sorgte schon bald für eine Unwucht in der Deutschen Bank: Die schneidigen und äußerst selbstbewussten Banker in London, New York und später auch Singapur verdienten rasch Millionengehälter mit Geschäften, die in der Frankfurter Zentrale kaum jemand mehr verstand. In der City wurden ganze Teams von Händlern für teures Geld von anderen Banken abgeworben, darunter auch Edson Mitchell und sein Gefolgsmann Anshu Jain, die nach und nach zu den heimlichen Herren der Bank aufstiegen.
Wie es zu dem Peanuts-Vergleich kam
Nach dem wortgewandten, auch in der breiten Öffentlichkeit geschätzten Bankier Alfred Herrhausen wurde der anpackende, groß gewachsene Hilmar Kopper zum ersten Deutsche-Bank-Chef, auf den der englische Begriff Banker eher zutraf. Das brachte auch eine Entfremdung der Deutschen Bank von ihrem Heimatmarkt mit sich, die sich manifestierte, als Kopper im Zuge des Betrugsskandals um den „Baulöwen“ Jürgen Schneider offene Handwerkerrechnung in zweistelliger Millionenhöhe als „Peanuts“ abtat. Der Begriff schaffte es 1994 sogar zum „Unwort des Jahres“. Dass heutige Bankmanager sich nur noch mit einer Heerschar von PR-Managern und Juristen an die Öffentlichkeit wagen, die jede halbwegs markige Aussage glatt schleifen, ist auch dieser Passage geschuldet.
Kopper selbst konnte die Aufregung nicht nachvollziehen. Wie er später erzählte, sei es in dem Satz um Handwerkerrechnungen gegangen, die die Bank beglichen habe – es sei ihm also doch offensichtlich um „Peanuts“ verglichen mit der Größe der Deutschen Bank gegangen. Er bewies Selbstironie: für die „Kluge Köpfe“-Kampagne der F.A.Z. ließ er sich später zeitungslesend auf einem Anhänger voller Erdnüsse sitzend fotografieren. Für die Aufnahmen war er eigens auf eine Erdnussfarm im amerikanischen Georgia gereist.
Am Donnerstag ist Kopper nach kurzer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie gestorben, wie die Bank am Freitag mitteilte. Der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner würdigte Kopper als einen der maßgeblichen Vorstandssprecher in der Nachkriegsgeschichte der Deutschen Bank. „Er hat das Haus zu seiner Zeit mit Führungsstärke und Weitsicht gelenkt – und mit einem klaren Verständnis dafür, wie sehr die Globalisierung das Bankgeschäft verändern würde“, zitierte die Bank Achleitner. Der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing bezeichnete Kopper als Vorbild für die Mitarbeiter der Bank. „Er hat unser Haus strategisch geprägt und die Weichen dafür gestellt, dass wir heute als globale Hausbank unsere Kunden in aller Welt begleiten können.“
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