#Tunnelbau in zwei Geschwindigkeiten
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„Tunnelbau in zwei Geschwindigkeiten“
Jetzt können die Deutschen nicht einmal mit den Dänen mithalten. Weder im Fußball, da scheiterte die Nationalmannschaft schon im EM-Achtelfinale, während die Nachbarn bis ins Halbfinale stürmten. Noch in einer anderen Domäne, die man bisher nicht als Kernkompetenz Dänemarks vermutet hätte: dem Tunnelbau.
Doch selbst da ist das Land Deutschland voraus, zumindest beim Bau eines ganz besonderen Tunnels – dem zwischen beiden Ländern, von der deutschen Insel Fehmarn unter dem Fehmarnbelt ins dänische Lolland. Fast 18 Kilometer lang soll der Tunnel unter dem Meer einmal werden und damit einer der längsten Europas. Er nimmt sowohl eine Bahnstrecke als auch eine Autobahn auf. Es ist derzeit Nordeuropas größtes Verkehrsprojekt. Der Tunnel soll rund sechs Milliarden Euro kosten, eine zusätzliche Milliarde ist für Kostensteigerungen als Puffer eingeplant. Weitere vier Milliarden Euro kommen auf deutscher Seite für den Ausbau der Zufahrtsstrecken hinzu. Aber während Dänemark schon im vergangenen Jahr zu bauen angefangen hat, geht es in Deutschland erst jetzt los.
Denn in der Bundesrepublik klagten sich Gegner hoch bis vor das Bundesverwaltungsgericht, um den Tunnel zu verhindern. Sie reichen von Umweltgruppen, die das sensible Ökosystem mit Riffen und Schweinswalen in Gefahr sehen, über die Inselbewohner auf Fehmarn, die durch eine jahrelange Baustelle und anschließenden Verkehrslärm Einbußen im Tourismus fürchten, bis hin zur Fährlinie Scandlines, die bisher den Transport zwischen Puttgarden und Rødby gewährleistet hat und eine wichtige Einnahmequelle verlieren könnte. Seit dem November 2020 herrscht Klarheit: Da urteilte das Gericht, dass die Planung mit ein paar Anpassungen rechtmäßig ist und der Bau beginnen kann. Für die dänische Seite gibt es schon seit 2015 Baurecht. Dort sieht man den Tunnel nicht als Gefahr, sondern als Chance für eine bessere Anbindung an Mitteleuropa, verbunden mit besseren wirtschaftlichen Aussichten für die dänischen Unternehmen und mehr Arbeitsplätzen in der strukturschwachen Region Lolland. Im Vertrauen auf ein positives Urteil des deutschen Gerichts haben die Dänen schon einmal zu bauen angefangen.
Bild: Femern A/S/F.A.Z.-Karte sie.
Arbeitshafen, Landaufschüttung, neue Fabriken
Das erkennt man deutlich bei einem Rundgang über die Baustelle. Auf der deutschen Seite wird sie gerade erst eingerichtet. Baustraßen wurden gebaut, Strom und Wasserleitungen zur Versorgung der Tunnelbaustelle verlegt, ein Windrad, das im Weg steht, abmontiert. In wenigen Tagen werden die Arbeiten umfangreicher, dann müssen die Äcker weichen, der Mutterboden wird abgetragen und bis zum Ende des Baus zwischengelagert. Er ist zu wertvoll, um ihn zu entsorgen. „Im Herbst beginnt der Bau eines Arbeitshafens direkt neben dem derzeitigen Fährterminal von Puttgarden. Über ihn wird ein Großteil der Baumaterialien angeliefert werden. Dadurch wird das Verkehrsnetz auf Fehmarn nicht mehr als nötig beansprucht“, kündigt Matthias Laubenstein an, einer der leitenden Bauingenieure des Tunnels, der schon beim Bau des Berliner Hauptbahnhofs Anfang des Jahrtausends mitgewirkt hat. Zudem wird von Ende des Jahres an der Aushub vom Tunnelbau zwischengelagert, um damit von 2025 an neben dem Fährhafen dauerhaft Land aufzuschütten. An dieser Stelle, wo heute noch Wasser ist, wird einmal der Tunnel das Tageslicht erblicken.
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