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Was ist im April 2025 am Sternhimmel zu sehen?

Im Frühjahr blicken wir direkt aus unserer Heimatgalaxie hinaus: Die Milchstraße finden wir zur Mitternacht dicht am Horizont. Auf unserer Karte zieht sie sich durch die Sternbilder Einhorn, Fuhrmann, Perseus, Kassiopeia, ­Ke­pheus und Schwan von Südwest über Nordwest bis Nordost. Nur an sehr dunklen und dunstfreien Standorten, in den Hochalpen etwa, kann man das Glimmen der Milchstraßensterne dicht über dem Horizont wahrnehmen. Blickt man hingegen an den restlichen Himmel, also zum Beispiel zum Löwen, zu dem Großen Bären, dem Bärenhüter oder auch in Richtung der Wasserschlange, sehen wir nur noch wenige Milchstraßensterne und dahinter den scheinbar end­losen, fast leeren intergalaktischen Raum.

Für Astrophysiker ist das optimal, besonders wenn sie sich für die großen Weiten und die Zusam­men­setzung des Universums als Ganzes inter­essieren – also für die Kosmologie. Je größer ihre Teleskope und ausgefeilter die Beobachtungstechniken, desto weiter reicht ihr Blick. Und so entdecken sie manchmal Dinge, die aus Sicht moderner Kosmologen gar nicht existieren dürften.

Zu groß für das kosmologische Prinzip

So geschehen Ende 2012: Damals un­tersuchte ein Team um Roger Clowes von der University of Central Lancashire in England auf tiefen Fotografien, die in Richtung des Sternbilds Löwe aufgenommen worden waren, eine außergewöhn­­liche Gruppe von Quasaren – also extrem leuchtkräftige Kerne aktiver Galaxien, die entstehen, wenn große Mengen Gas und ganze Sterne in den Schlund eines supermassereichen schwarzen Lochs fallen und dabei auf Millionen Grad erhitzt werden. Quasare sind so hell, dass man sie von der Erde aus mit Teleskopen noch sehen kann, wenn die restlichen Galaxien schon zu lichtschwach wären. In diesem Fall waren es 73 Quasare, die sich in einem Abstand von neun Milliarden Lichtjahren zu befinden schienen. Sie bilden dort eine Struktur von rund vier Milliarden Lichtjahren ­Länge – die „Huge Large Quasar Group ­(Huge-LQG)“, was auf Deutsch so viel wie „Riesige große Quasargruppe“ bedeutet. LQGs sind wahrscheinlich die Vorgänger der im nahen Universum allgegenwärtigen Galaxienhaufen. Doch die Huge-LQG ist anders – bei der Veröffentlichung der Ar­beit war sie die größte bis dato gefundene zusammenhängende Massenansammlung im Universum.

Der Sternhimmel am 15. April 2025, 23 Uhr MEZ
Der Sternhimmel am 15. April 2025, 23 Uhr MEZdpa-Grafik 108686 (Quelle Kosmos Himmelsjahr)/Bearbeitung F.A.Z.-Grafik Sieber

Das Problem: Sie war so groß, dass sie gegen das kosmologische Prinzip zu verstoßen schien. Das besagt, dass das Universum auf großen Skalen überall gleich aussehen und die Materie in ihm mehr oder weniger gleich verteilt sein sollte, egal wohin man blickt – solange man nur weit genug wegblickt. Und die Huge-LQG ist weit genug weg, um dieses Prinzip aus den Angeln zu heben – so wie ein 300 Meter großer Baum in einem Wald aus zehn Meter hohen Bäumen zu groß ist, um als statistischer Ausreißer durchzugehen.

Vielleicht liefert der europäische Euclid-Satellit bald die Lösung

Den Kosmologen ist ihr kosmologisches Prinzip heilig. Auf ihm basiert schließlich das gesamte Modell des Urknalls und alles, was danach kam. So streiten sich die Gelehrten bis heute über den Fund: Mal hieß es, die Quasare der Gruppe lägen gar nicht alle beisammen, mal, dass es sich nicht bei allen Objekten um Quasare handele. Doch als nur wenige Monate später andere ­Astronomen mit der „Hercules-Corona Borealis Great Wall“ eine doppelt so große Struktur aus Galaxien fanden, stand das kosmologische Prinzip erst recht unter Druck.

Und das ist es bis heute: Beide Strukturen, die „Riesige große Quasargruppe“ und die „Große Mauer“, wurden seither von vielen konkurrierenden Studien entweder bestritten oder bestätigt. So argumentieren manche Theoretiker, dass das kosmologische Prinzip womöglich weniger strikt sei und Strukturen wie diese tatsächlich konfliktfrei existierten könnten. Vielleicht liefert der europäische ­Euclid-Satellit bald die Lösung: Er ist dafür ausgelegt, die größten Strukturen des Kosmos zu untersuchen. Gerade hat er seine ersten wissenschaftlichen Daten geliefert. Bis zum Ende seiner Mission dauert es aber noch bis Ende des Jahrzehnts. Sterngucker können das alles mit eigenen Augen zwar nicht nachvollziehen. Blickt man jedoch an April­abenden an den mit Herkules, Corona Borealis (der nördlichen Krone) und Löwe geschmückten Ost- und Südhimmel, sollte man sich bewusst sein, dass hinter diesen unscheinbaren Sternbildern ein kosmologischer Krisenherd liegt.

Der Frühlingshimmel ist planetenfrei

Von Krisen verschont, aber auf dem Rückzug sind die Planeten unseres Sonnensystems: Jupiter im Stier macht sich klar zum Untergang, und Mars leuchtet nur noch gedämpft von den Zwillingen aus. Der Frühlingshimmel ist planetenfrei: Seine hellsten Objekte sind Regulus im Löwen – der „Punkt“ des umgedrehten Fragezeichens des Löwenkopfs –, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bärenhüter, der hellste Stern der Himmelsnordhemisphäre. Im Nordosten lassen sich mit ­We­ga und Deneb bereits zwei helle Sommersterne blicken. Bis sie das Regiment übernehmen, dauert es aber noch.

Am Abend des 1. April sollte man den Blick nach Westen richten. Dort bedeckt der vier Tage alte, zunehmende Mond den Sternhaufen der Plejaden, das berühmte Siebengestirn. Fünf seiner hellsten Mitglieder (Electra, Merope, Alcyone, Atlas und Pleione) verschwinden ab etwa 22.50 Uhr im Laufe von etwas mehr als ei­ner Stunde am dunklen Mondrand. Die Plejadenbedeckung bietet eine gute Gelegenheit, sich von der Bewegung unseres na­türlichen Erdbegleiters am Fixsternhimmel zu überzeugen: Sie erfolgt ostwärts, also von rechts nach links. Die schmale Mondsichel überstrahlt die Ple­jadensterne nicht allzu stark, sodass ein Fernglas als Beobachtungsinstrument ausreicht. Beim Eintritt von Elektra steht der Mond aber nur noch 13,5 Grad über dem Horizont. Pleione und Atlas verschwinden erst knapp vor Monduntergang.

Sonne: 1. April, Sonnenaufgang 7.02 Uhr, ­Sonnenuntergang 19.58 Uhr; 30. April, Sonnenaufgang 6.03 Uhr, Sonnenuntergang 20.43 Uhr

Mond: 5. April, 4.15 Uhr: Erstes Viertel; 13. April, 2.22 Uhr, Vollmond; 21. April, 3.36 Uhr, Letztes Viertel; 27. April, 21.31 Uhr, Neumond.

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