Nachrichten

#Nachts sind die Giraffen unter sich

„Nachts sind die Giraffen unter sich“

Seit Ewigkeiten beobachten Forscher das Verhalten der Tiere, aber sie kennen deren halbes Leben nicht. So sagt es Anna Lena Burger, und sie muss es wissen, denn sie ist Tierforscherin und arbeitet daran, das Wissen über die fehlende Hälfte zu vermehren. Das halbe Leben ist die Nacht. Dann sind die Tiere unter sich, sogar im Zoo. „Das ist das Wertvolle“, sagt die 35 Jahre alte Biologin. Weil das nächtliche Verhalten erst so wenig erforscht ist, empfindet sie ihre Arbeit als eine „Wahnsinns-Spielwiese“. Nach ein paar Stunden mit Burger und den Giraffen im Opel-Zoo ist klar, was die Wissenschaftlerin damit meint: die Freude am eigenen Schaffen und die Möglichkeit, sich wissenschaftlich auszutoben. „Mehr Grundlagenforschung geht nicht“, sagt Burger. Außerdem kann sie von Giraffenwimpern schwärmen, dass es eine Freude ist, ihr zuzuhören.

An diesem Wintertag läuft die Verhaltensforscherin zusammen mit ihrer Kollegin Melina Kurzawe vom Haupteingang des Kronberger Zoos zum Giraffenhaus. Kurzawe, 24 Jahre alt, beobachtet die Tiere für ihre Doktorarbeit. Burger ist schon Postdoc. Beide gehören zur Stiftungsprofessur Zootierbiologie des Opel-Zoos an der Universität Frankfurt. Der Arbeitskreis um Lehrstuhlinhaber Paul Dierkes erforscht seit 2014 Wildtiere im Zoo und im Freiland. Außer dem Verhalten der Tiere interessieren die Wissenschaftler auch deren Laute und Ausscheidungen. Das Datensammeln ist kein Selbstzweck. Es soll dazu dienen, die Tierhaltung zu verbessern und damit den Tierschutz. Das Geld für die Professur, 100.000 Euro im Jahr, kommt von der „von Opel Hessische Zoostiftung“, die auch den Opel-Zoo trägt.

Nie langweilig: Die Biologinnen Anna Lena Burger (links) und Melina Kurzawe betrachten nächtliche Videobilder aus dem Giraffenhaus.


Nie langweilig: Die Biologinnen Anna Lena Burger (links) und Melina Kurzawe betrachten nächtliche Videobilder aus dem Giraffenhaus.
:


Bild: Saskia Stöhr

Die Giraffen sind das Steckenpferd

Die Biologinnen, beide mit langem, offenem Haar und in dicker Winterjacke, betreten das Giraffenhaus. Burger lächelt. „Da steht schon direkt Katharina und empfängt uns.“ Ganz nah an der Fensterwand steht eine Giraffe und blickt durch die Scheibe zu den Besucherinnen. Tiere und Menschen begegnen einander ungefähr von Angesicht zu Angesicht, weil das Innengehege viel tiefer liegt als die mit Grünpflanzen bewachsene Besucherempore. Katharina, erzählen die Forscherinnen, sei seit 15 Jahren im Opel-Zoo, sehr zutraulich und „ein bisschen die Platzhirschin“. Die Giraffen sind zu fünft. Katharina ist eine der zwei Rothschild-Giraffen, einer stark bedrohten Unterart. Kaum mehr als tausend dieser Tiere leben noch in der Natur. Die anderen drei Tiere in dem Gehege mit Glasdach und Holzwänden sind Netzgiraffen. Ihr Fell erinnert an ein hellbraunes Netz, während das von Katharina und Maud eher an akkurat angeordnete dunkelbraune Puzzleteile denken lässt. Der Arbeitskreis erforscht auch andere Säugetiere. Aber die Giraffen, sagt Burger, seien das Steckenpferd.

Sie zeigt auf Katharinas Knochenzäpfchen, die beiden mit Fell bewachsenen Höcker zwischen den Ohren. Die Zäpfchen sind bei den fünf Giraffen unterschiedlich lang. Solche Merkmale helfen den Biologinnen, die Tiere auseinanderzuhalten. Mit dem Unterscheiden beginnt die Forschung. Auf einer Metallbank am Rand des Geheges sitzt eine Studentin im Schneidersitz, auf dem Schoß ein Tablet. Vor einer Woche hat sie mit ihrer Bachelorarbeit angefangen. Inzwischen kann sie Katharina und Maud, Wahia, Maja und Nike auseinanderhalten. Jetzt geht es darum, das Verhalten kennenzulernen. Auf dem Bildschirm tippt die Studentin an, was eine Giraffe tut: stehen, liegen, sich fortbewegen. Fressen, wiederkäuen, Sozialverhalten zeigen, Sonstiges.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!