#Startchancen-Programm soll Brennpunkt-Schulen helfen
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Wenn die Bildungsstaatssekretäre der Länder an diesem Donnerstag zusammenkommen, wird es auch um das Startchancen-Programm gehen. Es soll 4000 Schulen mit einem hohen Anteil bildungsferner Schüler fördern, wobei ein Schwerpunkt auf Grundschulen und der Stärkung der Basiskompetenzen liegen soll.
Geplant sind drei Säulen: Mit einem Investitionsprogramm will der Bund die bauliche Verbesserung von Lernumgebungen fördern, mit der zweiten Säule sollen dauerhafte Stellen für die Schulsozialarbeit an insgesamt 8000 Schulen geschaffen werden, mit der dritten Säulen sollen die ausgewählten Schulen ein sogenanntes Chancenbudget erhalten, über das die Schulen frei verfügen können, um Unterricht zu verbessern und außerschulische Kooperation zu fördern.
Rasche Einigung nicht in Sicht
Seit Monaten verhandeln die Staatssekretäre aus vier Ländern (Hamburg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen) über die genauen Eckpunkte mit der Staatssekretärin Sabine Döring vom Bundesbildungsministerium (BMBF). Doch selbst wenn sie sich mit dem Bund geeinigt haben, müssen die anderen 12 Länder noch für das Startchancen-Programm gewonnen werden. Das wird nicht leicht. Denn die Voraussetzungen unter den Ländern sind sehr unterschiedlich. Die einen haben einen Sozialindex, die anderen nicht. Die einen finanzieren schon Programme für ihre Brennpunktschulen, die anderen nicht.
Die Anrechnung dieser Länderinvestitionen auf die vom Bund geforderte Kofinanzierung des Startchancen-Programms durch die Länder ist ebenso strittig wie die Aufteilung der Mittel auf die drei Säulen. Nach dem derzeitigen Stand soll der Bund für das Investitionsprogramm 60 Prozent, die Länder 40 Prozent investieren. Während die Länder auf einer Verwaltungsvereinbarung bestehen, will die SPD-Bundestagsfraktion sich über ein Finanzhilfegesetz Mitsprache sichern.
Sollte es dazu kommen, könnte das Programm nicht einmal mehr im Jahr 2024 beginnen, weil den Ländern die dringend benötigte Vorbereitungszeit fehlte. Zu einer raschen Einigung vor der Kultusministerkonferenz am 13. Oktober wird es voraussichtlich nicht kommen. Denn die Länder machen ihre Zustimmung zum Startchancen-Programm auch davon abhängig, ob der Bund bei seiner Finanzierungszusage für den Digitalpakt 2.0 bleibt. Und der Digitalpakt ist den meisten Ländern noch wichtiger als das Startchancen-Programm.
„Alle Kinder haben ein recht auf Bildung“
Dabei wäre eine wirkliche Hilfe für die Brennpunktschulen dringend nötig. Darauf verweist die Wübben Stiftung Bildung in einer eigenen Auswertung anhand der Sozialindices in Nordrhein-Westfalen. „Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Kinder an Schulen im Brennpunkt abgehängt werden. Denn alle Kinder haben ein recht auf Bildung“, heißt es in einer Mitteilung der Wübben Stiftung.
Sie verweist darauf, dass der Anteil der Grundschüler, die die unterste Kompetenzstufe in Mathematik und Deutsch nicht erreichen, im Brennpunkt deutlich höher ist als in begünstigten Lagen. Aus einer Auswertung der Vergleichsarbeiten der dritten Klasse (VERA-3) aus dem Jahr 2018 geht hervor, dass 50 bis 80 Prozent der Kinder an Brennpunktschulen die Mindeststandards im Lesen nicht erreichen.
Nach der Corona-Krise hat sich die Lage an den Brennpunktschulen noch einmal erheblich verschärft. Eine Auswertung der Vergleichsarbeiten VERA-3 in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2021 bestätigt die ungleich schlechteren Ergebnisse an Brennpunktschulen. Allerdings gibt es in Deutschland bisher kaum Analysen, die das Erreichen von Mindeststandards mit der Lage der betroffenen Schulen und ihrer Schülerzusammensetzung in Beziehung setzen. Länder mit Sozialindices fürchten vielmehr, an den Pranger gestellt zu werden.
Arbeitsumfeld der Lehrer müsse analysiert werden
Wie wichtig eine datengestützte Schulentwicklung ist, hat zuletzt Hamburg gezeigt. Der Deutsche Philologenverband und der Deutsche Lehrerverband fordern die Kultusminister auf, die Datenlage für die Rahmenbedingungen des Unterrichtens zu verbessern. Während Deutschland sich bei der Frühen Bildung im kommenden Jahr schon zum zweiten Mal an der TALIS-Starting-Strong-Studie beteiligt und damit wichtige Befunde zur Beschäftigung in Kitas und zu den pädagogischen Praktiken dort gewinnen wird, ist eine Teilnahme an einer vergleichbaren OECD-Studie zum Lehrpersonal an allen Schulen (TALIS Teaching and Learning International Survey) nicht geplant.
Der Philologenverband mit seinen Mitgliedsverbänden fordert die Kultusminister auf, die Teilnahme an TALIS auf die Tagesordnung zu setzen, wie aus einem Appell hervorgeht, welcher der F.A.Z. exklusiv vorliegt. Für die Leistungsfähigkeit des Schulsystems und die pädagogische Qualität des Unterrichts sei es unerlässlich, das Arbeitsumfeld der Lehrer zu analysieren.
„Langfristig fordern wir auch eine Untersuchung der Situation der Lehrkräfte an allen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulformen für alle Altersstufen“, heißt es in dem Appell. Gerade im Blick auf den wachsenden Lehrermangel sei es wichtig, das Arbeitsumfeld der Lehrer zu analysieren und zu verbessern, um den Arbeitsort Schule für junge Menschen attraktiv zu machen, schreiben die Verbände.
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