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#Tausche Reifen gegen Ritzel

„Tausche Reifen gegen Ritzel“

Auf allen Ebenen, vom Händler an der Ecke bis zum Hersteller mit in- und ausländischen Produktionsstätten, sieht sich die Fahrradwelt, „unter Volllast daran arbeitend“, eine sprunghaft angestiegene Nachfrage so gut es eben geht zu befriedigen. Doch die Branche kann noch nicht Entwarnung geben: Es ist weiterhin mit Lieferverzögerungen zu rechnen, möglicherweise noch zwei Jahre lang.

In seltener Einmütigkeit haben Vertreter der Händlerschaft wie der Hersteller, der Einkaufs- und der Branchenverbände auf hohem Niveau gemeinsam ein Klagelied gesungen. Während einer virtuellen Pressekonferenz erklärte etwa ein Sprecher des überwiegend auf Kundenwunsch produzierenden Herstellers Riese und Müller, man habe für die meisten Modelle, auch für gängige, die Lieferfrist von fünf auf zwölf Wochen mehr als verdoppeln müssen.

Es klemme vor allem bei der Elektronik. Denn Engpässe bestehen vorwiegend nicht bei Kompletträdern. Inzwischen fehlt es vor allem an Komponenten – sowohl für die Neuproduktion wie in noch stärkerem Maße als Ersatzteile.

Alles ist rar

Das bekommen der Handel und mit ihm die Kundschaft gleich doppelt zu spüren: Händler berichten von angekündigten Lieferfristen zwischen sechs und zwölf Monaten bei besonders gefragten Fahrrad-Modellen. Ein noch größeres Problem für die Werkstätten besteht darin, dass keineswegs exotische Verschleißteile kaum zu bekommen sind, Reparaturen und routinemäßige Wartungen sich also stark verzögern. Egal, ob es um Reifen, Bremsenteile oder Ritzel geht, alles ist rar. Beim Einkaufsverband Bico, der einerseits Großhändler ist, aber auch eigene Marken hat, wartet man auf ausstehende Lieferungen von Komponenten im Wert von drei Jahresumsätzen – gemessen an den Zahlen vor dem Nachfragesprung 2020.

Es geht das Wort von der „Verteilungsgerechtigkeit“ um: Es sehe so aus, als würden Bauteile zuerst an die Produzenten von Elektrorädern geliefert, sodann an Hersteller motorloser Fahrräder, und erst in dritter Linie kämen die gleichen Teile als Ersatzteile auf den Markt. Selbst der Zweirad-Indus­trie-Verband argwöhnt, dass die großen Zulieferer, von denen alle Hersteller meist mehr als eher weniger abhängig sind, ihre größten Kunden bevorzugt beliefern. Sicherlich tun sich Chancen für neue Anbieter oder Kopierer altbewährter Technik auf, aber so ein Umstieg braucht seine Zeit genauso wie der Versuch, Produktion nach Europa zurückzuholen.

„Wunschrad“ häufig nicht am „Wunschort“

Zugleich herrscht Einigkeit darüber, dass hierzulande eigentlich ausreichende Mengen an Ware im Markt seien. Aber häufig stehe eben das „Wunschrad nicht am Wunschort“, habe der eine Händler am Lager, was ein anderer in seiner Werkstatt gut brauchen könne. Händler, die über einen Verbund wie etwa den VSF vernetzt sind, haben Tauschbörsen eröffnet: „Biete Reifen, suche Ritzel.“ Gleichzeitig werden als ein weiterer Kostentreiber größere Lager aufgebaut.

Und die Kunden, die ihr Traumrad suchen? Statt ihr Suchen räumlich auszudehnen, was naheliegt, wenn Hersteller im Netz Händlerverzeichnisse und die Verfügbarkeit konkreter Modelle in 300 Kilometer Entfernung anzeigen, wurde den Kunden wie schon in vergangenen Jahren zu mehr Flexibilität geraten: Es müsse ja vielleicht nicht unbedingt ein Rad des Modelljahrs 2022 sein – so groß seien die Unterschiede zu etwas Passendem aus den Jahren 2020 oder 2021 doch nun auch wieder nicht. Es steht, und das nicht etwa bloß als Witz, die Vorstellung im Raum, ein Jahr auf Novitäten ganz zu verzichten. Ernsthaft wird über verlängerte Modellzyklen nachgedacht.

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