#Telekom-Chef zur Digitalisierung: „Ich würde Deutschland eine Note 5 geben“
Telekom-Chef Tim Höttges spricht Klartext: Über die schleppende Digitalisierung Deutschlands, wie gefährliche Bauteile von Huawei wirklich sind, wie er ChatGPT nutzt – und warum Google & Co. Milliarden für die Netze zahlen sollen.
Herr Höttges, alles redet alle über Künstliche Intelligenz und darüber, dass die Technologie das Leben jedes Einzelnen umpflügt. Ist das eine grandiose Übertreibung oder ist KI vergleichbar mit der Erfindung der Elektrizität oder der Dampfmaschine?
Ich bin sehr fasziniert von Künstlicher Intelligenz und dem Durchbruch, der gelungen ist letztes Jahr mit LLM-basierten Systemen (LLM steht für Large Language Models). Ich glaube schon, dass das ein Gamechanger ist, der unser gesamtes Leben nachhaltig verändern wird. Ich sehe ihn in der Kombination Mensch und Maschine – und nicht Maschine allein – denn letztlich sind es Menschen, die das System steuern und das System führen. Aber es ermöglicht uns enorme Vorteile, was Wissensvermittlung und was Produktivität betrifft. Das wird unser Leben wieder einmal vereinfachen. Aber ich sage auch: Wir werden jetzt wieder durch das Tal der Tränen gehen. Am Anfang sind alle euphorisiert, dann kommt die Ernüchterung. Und dann kommt die produktive Nutzung von Technologie. Wir werden den Missbrauch erleben, denn es wird immer Menschen geben, die KI missbrauchen werden. Das müssen wir sehr sorgfältig im Auge halten. Das macht mir aber weniger Angst, als dass ich die Chancen von KI sehe.
Nutzen Sie Sprachsysteme wie ChatGPT oder Bard im Alltag?
Fast jeden Tag.
Für was?
Gestern habe ich einen Brief geschrieben, wo ich gesagt habe: Bitte folgende Aspekte in dem Brief adressieren, den ganzen Brief in Englisch schreiben und in einem fröhlichen und freundlichen Ton. Und ich habe die erste Version, die ChatGPT-4 mir gegeben hat, kopiert und weggeschickt. Es war schon perfekt auch von der Sprache, die es benutzt. Ich benutze auch multimodale Systeme für Präsentationen, und ich spreche auch mit dem System schon.
Wie wichtig ist die Technik für die Telekom?
Dadurch, dass ich die enormen Chancen von Künstlicher Intelligenz für unser Geschäft sehe, habe ich das zur Chefsache erklärt. Ich kümmere mich jede Woche mindestens eine Stunde persönlich mit den Fachleuten um das Thema „Wie können wir KI im Unternehmen einsetzen?“ Die erste Phase heißt erst einmal lernen. Wir müssen verstehen, wie diese neuronalen Netze funktionieren. Wir müssen verstehen, welche Risiken die neuronalen Netze haben. Wir müssen verstehen: Wo sind die höchsten Vorteile für die Organisation erreichbar? Jetzt sind wir in der zweiten Phase, wo wir sogenannte Deep Dives machen zum Thema Künstliche Intelligenz. Da haben wir einige Großinitiativen wie „Frag Magenta“, ein auf KI basierender Sprachassistent, den wir noch in diesem Jahr in den Kundenkontakt bringen werden. Das wird ein Quantensprung für die natürliche Kommunikation mit einem Bot.
Sie sind besorgt darum, wie Deutschland in den Themen KI und Digitalisierung allgemein vorankommt? Wenn Sie eine Schulnote vergeben müssten, wie würde sie lauten?
Ich würde Deutschland eine Note 5 geben.
Das ist nicht so gut.
Fünf plus. Bei den Netzen würde ich eine 2, der Deutschen Telekom sogar eine 2 plus geben. In der Digitalisierung von Diensten, zum Beispiel in den Verwaltungen, aber würde ich die schlechte Note geben. Weil das auch Statistiken bestätigen. Der sogenannte Desi-Index untersucht 30 europäische Unternehmen: Danach sind die Netze, die Infrastruktur und die Bandbreiten auf Platz 4, während die öffentlichen Dienste von Platz 13 auf Platz 18 abgesackt sind. Vielleicht ist die 5 harsch, aber ich bin immer jemand, der eher polarisiert, um Aufwach-Rufe zu starten. Um zu sagen, wir müssen etwas tun, statt zu sagen: Wir sind Durchschnitt, ist alles in Ordnung. Wir müssen als Industrienation, als viertgrößte Wirtschaftsnation der Welt in der Digitalisierung Spitze sein. Das gilt für die Netze – wo wir auf einem sehr guten Weg sind sowohl bei der Glasfaser als auch bei 5G –, aber wir müssen vor allem die Digitalisierung der öffentlichen Dienste vorantreiben. Weil sie als Leuchtturm fungieren für alle kleineren Unternehmen, sich ebenfalls zu digitalisieren.
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