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#Thomas Drach soll mehrere Geldtransporter überfallen haben

Thomas Drach soll mehrere Geldtransporter überfallen haben

An jenem Samstag im November 2019 war das Ikea-Kaufhaus in Frankfurt-Nieder-Eschbach gut besucht. Das Weihnachtsgeschäft hatte begonnen. Als die Polizei anrückte und einen Seiteneingang absperrte, dachten viele noch, da sei vielleicht ein Unfall passiert. Was sonst sollte sich am helllichten Tage am Rande eines Ikea-Parkplatzes ereignen? Doch dann kam die Spurensicherung. Die Beamten untersuchten einen Geldtransporter, der an dem Gebäude stand. Er hatte ein Einschussloch. Langsam sickerte durch, was da geschehen war.

Reiner Burger

Katharina Iskandar

Ein Mann hatte dem 56 Jahre alten Geldboten aufgelauert. Offenbar wusste er, wann er kommt. Als der Bote das Gebäude mit der Geldkassette verließ, wurde er angeschossen. Während der Täter in ein Auto stieg und floh, blieb der Geldbote verletzt und in sich zusammengesackt liegen. Der Fluchtwagen wurde wenig später im nahen Stadtteil Riedberg gefunden. Komplett ausgebrannt.

Schon damals hatte die Polizei einen Verdacht. Möglicherweise Bandenkriminalität. Dafür sprach die genaue Planung, das arbeitsteilige Verhalten. Offenbar mehrere Täter. Es dauerte nicht lange, bis die Frankfurter Ermittler eine Verbindung nach Nordrhein-Westfalen zogen. Denn in Köln hatte es ähnliche Taten gegeben. Dasselbe Schema, auch dort wurde in einem Fall auf den Geldboten geschossen. Am Fluchtauto waren gestohlene Schilder aus den Niederlanden angebracht. Anschließend wurde der Wagen unweit des Tatorts in Brand gesteckt. Die offensichtlich äußerst brutalen Räuber setzten ihre Flucht mit einem bereitstehenden zweiten Auto fort. Dann kehrte Ruhe ein. Bis zum Dienstag.

Die Suche nach Komplizen läuft noch

Da teilte die Polizei in Köln mit, die niederländische Polizei habe am Morgen einen vom Amtsgericht Köln erlassenen Europäischen Haftbefehl gegen einen Sechzigjährigen vollstreckt. Er sei dringend verdächtig, an Überfällen in Köln im März 2018, am Flughafen Köln/Bonn im März 2019 und in Frankfurt im November 2019 beteiligt gewesen zu sein. Schnell wurde am Dienstag bekannt, dass es sich bei dem Mann um einen alten Bekannten handelt: Thomas Drach, den verurteilten Reemtsma-Entführer, der 1961 in Erftstadt nahe Köln auf die Welt kam. Ihm werden nun gemeinschaftlicher schwerer Raub in drei Fällen und ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln nannten seinen Namen nicht, wohl aus ermittlungstaktischen Gründen.

Auch hieß es, an allen drei Überfällen seien jeweils mindestens zwei Täter beteiligt gewesen, „also Fahrer und Beifahrer“. Die im Kölner Polizeipräsidium ansässige Ermittlungskommission (EK) ist nach wie vor auf der Suche nach diesem zweiten Mann und nach weiteren Mitwissern und Tatbeteiligten. Gebildet wurde die EK nach dem ersten Überfall in Köln-Godorf am 24. März 2018. Auf eine erste Spur Drachs war sie aber erst nach der Auswertung von Videoaufzeichnungen der am 6. März 2019 verübten zweiten Tat am Köln/Bonner Flughafen gekommen. Ein Augenzeuge hatte den professionell ausgeführten Coup gefilmt.

Die Ermittler machten den Fluchtwagen ausfindig, mit dem die Täter nach dem Raubüberfall in die Niederlande geflüchtet waren. Das Fahrzeug, das eine Schlüsselrolle bei den höchst aufwendigen Ermittlungen spielte, konnte sichergestellt werden. Ob dies noch vor der dritten und letzten Tat am 9. November 2019 in Frankfurt war, blieb zunächst offen. Jedenfalls gelang es den Kölner Ermittlern mit Hilfe des Wagens, Drach zu identifizieren und seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Das Amtsgericht Köln erließ schließlich einen Europäischen Haftbefehl. Am Dienstagmorgen erfolgte der Zugriff in Amsterdam.

Thomas Drach ist den Deutschen seit einem Vierteljahrhundert bekannt: Im März 1996 verschleppte er mit Komplizen den damals 43 Jahre alten Millionär Jan Philipp Reemtsma vor seinem Haus in Hamburg-Blankenese. 33 Tage war Reemtsma in einem Keller eingesperrt, schließlich organisierte die Familie ohne das Wissen der Polizei die erfolgreiche Geldübergabe von rund 30 Millionen Mark – das höchste Lösegeld, das je in der Bundesrepublik gezahlt wurde. Drach wurde schließlich 1998 in Buenos Aires festgenommen, nach Deutschland ausgeliefert und im März 2001 wegen erpresserischen Menschenraubs zu 14 Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Im Jahr 2013 kam er frei. Danach setzte er sich offenbar ins Ausland ab; sein Aufenthalt wurde zuletzt im deutsch-niederländischen Grenzgebiet vermutet. 

Die Polizei prüft die Verbindung zu einem weiteren Fall

„Die Ermittlungen sind bei weitem noch nicht abgeschlossen“, sagte ein Sprecher des Kölner Polizeipräsidiums am Dienstag. Das erklärt, warum die Kölner EK die Öffentlichkeit nur in groben Umrissen über ihren spektakulären Fahndungserfolg informieren wollte. Eine Sache stellte die Polizei jedoch klar: Das seit Jahren untergetauchte mysteriöse Trio der Roten Armee Fraktion (RAF) Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette hat nichts mit den Fällen zu tun. Vermutungen über eine Verwicklung dieser drei Personen in die Raubüberfälle hätten sich nicht bestätigt. Immer wieder hatten Medien seit 2018 über eine Verbindung zu den drei ehemaligen Mitgliedern der linksterroristischen RAF spekuliert. Unter anderem werden sie wegen einer Serie von zwölf Raubüberfällen von 1999 bis 2016 gesucht. Auch ein missglückter Überfall auf einen Geldtransporter im niedersächsischen Landkreis Diepholz wird ihnen zugerechnet.

Was Drach angeht, ist es noch unklar, ob er tatsächlich „nur“ dieser drei Taten verdächtig ist. Vor drei Wochen zumindest gab es in Frankfurt wieder Alarm. Ein bewaffneter Mann hatte einen Geldtransporter vor einer Sparkasse in Bergen-Enkheim überfallen. Wieder fielen Schüsse. Abermals wurde das brennende Fluchtfahrzeug später in der Nähe entdeckt. Die Polizei prüfte eine Verbindung zu dem Überfall bei Ikea. Vielleicht war es Drachs letzter Coup.

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