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#Wie Ukrainer den Krieg gegen ihr Land erleben

„Wie Ukrainer den Krieg gegen ihr Land erleben“

„Keiner kann mir was sagen“

Meine Söhne und ich haben eine sehr ruhige Woche verbracht. Mein älterer Sohn bekam zu Beginn der Woche Halsschmerzen. Deshalb sind wir auf dem Messegelände, wo wir untergebracht waren, zu einem Arzt gegangen und wurden natürlich auf Corona getestet. Mein jüngerer Sohn und ich hatten einen negativen Test, mein älterer einen positiven. Zuerst hieß es, dass sie meinen Sohn mitnehmen und ihn in ein Hotel bringen, wo er isoliert wird, aber da habe ich protestiert. Er ist 16, noch nicht volljährig, ich lasse doch meinen Sohn nicht allein.

Eva Schläfer

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Auf diese beiden Kirchtürme hat Elena in dieser Woche häufig geschaut.


Auf diese beiden Kirchtürme hat Elena in dieser Woche häufig geschaut.
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Bild: privat

Mein jüngerer Sohn und ich durften dann mit, und jetzt sind wir alle drei in einem Hotel in der Innenstadt untergebracht. Der ältere ist allein in einem Zimmer, ich bin mit dem jüngeren in einem anderen. Wir können uns aber jeden Tag mit Maske kurz sehen. Seine Halsschmerzen sind weg, seine Nase läuft, er hustet ein bisschen. Mein kleiner Sohn und ich haben keine Symptome und auch negative Schnelltests. Trotzdem sind wir in Isolation und dürfen das Hotel nicht verlassen. Das ist auf der einen Seite nicht so schön, weil es mir nicht liegt, nur herumzusitzen – erst recht nicht in dieser Situation. Auf der anderen Seite tut es ganz gut, vom Messegelände weg zu sein. Dort wird überall gehustet. Wenn sie jeden testen würden, gäbe es bestimmt viele positive Ergebnisse. Die Polizei war auch schon zweimal da, weil ein paar von den Studenten teilweise ganz schön laut sind.

Wir müssen jetzt warten, bis mein Sohn einen negativen PCR-Test hat. Wahrscheinlich müssen wir dann erst noch mal auf das Messegelände zurück. Das war nämlich schon ärgerlich: Wir hatten eine Wohnung in Aussicht, aber dann wurde mein Sohn krank. Nun ja. Leider habe ich bislang nicht in Erfahrung gebracht, wie weit unsere Papiere sind. Keiner kann mir was sagen. Um die Schule für die beiden Jungs kann ich mich erst kümmern, wenn wir wissen, wo wir wohnen werden. Vor mehr als drei Wochen waren sie in Charkiw, wo wir herkommen, das letzte Mal in der Schule.

Mein Mann und meine Mutter sind 250 Kilometer westlich von Charkiw. Dort ist es ruhig. Mein Mann war nicht beim Militär, weil er studiert hat. Er hilft deshalb zivil: Er fährt Essen oder Kleidung umher. Manchmal besucht er meine Mutter, bringt ihr Medikamente.

Die Rede von unserem Präsidenten vor dem Bundestag habe ich nicht gehört, aber die im US-Kongress. Er ist der beste Präsident, den es gibt. Ein Vorbild für die ganze Welt. Elena, 43 Jahre

„Lange können es die Russen nicht mehr aushalten“

In meiner Gegend ist seit Tagen alles ruhig. Ich lebe mein Leben, so gut es geht. Aus meinem Fenster sehe ich zumindest keinen Rauch. Kein Feuer, keine Explosionen. Nur höre ich, dass die Raketen immer näher an Kiew herankommen. Aber ich komme klar! Ich habe mich an die Lage gewöhnt.

Ich mache mir jedoch Sorgen um meine Eltern in Melitopol. Die Stadt ist besetzt. Die Menschen hungern und frieren. Selbst die russischen Soldaten ziehen um die Häuser und betteln um Nahrung. Oder sie plündern. Mit Gewalt. Aber es gibt nichts mehr zu plündern. Die Stadt ist leer. Ausgeraubt. Es existiert keine Versorgung mehr. Lange können es die Russen nicht aushalten. Wenn die ukrainische Armee sie nicht vertreiben kann, dann die Bevölkerung. Wir werden frei sein. Nikita, 25 Jahre

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„Wer macht denn um 20 Uhr alle Läden zu?“

Ich bin bei meiner Schwester in den Niederlanden angekommen. Die Zugfahrt war beschwerlich. Anstrengend. Aber die Helfer alle sehr nett! Manchmal hab ich mich für die Ukrainer geschämt, sie haben oftmals viel Müll hinterlassen. Wir waren mindestens drei Tage unterwegs. Aber ich habe kein Zeitgefühl mehr. Auf den einen Tag kommt es nicht an.

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