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#So erlebte König Charles III. einst die Krönung seiner Mutter

Für Charles war es ein merkwürdiger Tag, der ziemlich eklig für ihn begann, wie er sich noch Jahrzehnte später erinnern sollte. Der Palastfriseur hatte ihm einen viel zu kurzen Haarschnitt verpasst und, um das ein wenig zu kaschieren, eine klebrige Pampe auf den Kopf geschmiert. Was der Tag noch bringen sollte, ahnte der kleine Prinz durchaus. Er war zwar erst viereinhalb, doch hatte seine Mutter nach längerem Zögern schließlich entschieden, dass er alt genug sei, an ihrer gut drei Stunden dauernden Krönung teilzunehmen. Allerdings nur als Zuschauer und aus der Distanz. Und wie so oft an der Seite seiner Großmutter, die überhaupt viel mehr Zeit mit ihrem Enkel verbrachte als Charles’ Mutter, die junge Königin.

Elisabeth war schon fast 16 Monate Königin, als sie am 2. Juni 1953 in der Westminster-Abtei endlich gekrönt wurde. Es war die erste Krönung, die ganz gefilmt wurde. Bis auf Charles’ Schwester Anne, damals knapp drei Jahre alt, war die gesamte Königsfamilie anwesend. Der kleine Thronfolger saß in der königlichen Loge zwischen der Königinmutter und seiner Tante, Prinzessin Margaret. Eigens für den Tag war auch für ihn von Norman Hartnell ein weißer Anzug angefertigt worden, mit Rüschen am Hals und an den Ärmeln. Und Charles hatte auch eine eigene Einladung bekommen, von der Illustratorin Joan Hassall nur für ihn angefertigt. Darauf zu sehen ein Löwe, als Symbol für England, mit einer Krone auf dem Haupt, und ein Einhorn (für Schottland). Dazu Soldaten mit Bärenfell­mützen, die zu einer Fanfare aufspielen.

Elisabeth trug schon am Vorabend die Krone, als sie die Kinder ins Bett brachte

Merkwürdiges stand bevor. Das konnte Charles schon einen Tag vor der Krönung sehen. Bilder zeigen den Prinzen, wie er an einem Fenster des Buckingham-Palasts steht und mit einem Fernglas die Vorbereitungen und die vielen Schaulustigen vor dem Schloss beobachtet. Auch seine Mutter probte schon fleißig, wie Charles anlässlich ihres 80. Geburtstags erzählte. Elisabeth trug schon am Vorabend – wie an so vielen Tagen zuvor – die Krone auf dem Kopf, als sie ihre Kinder ins Bett brachte, auch um sich an das Gewicht von gut zwei Kilogramm zu gewöhnen. Schlafen konnte Charles danach kaum: Draußen auf der Mall kampierten Tausende, die ihn wach hielten, weil sie immer wieder nach der Königin riefen: „We want the Queen.“

In der Westminster-Abtei dann sieht man Charles, wie er zunächst aufgeregt, dann aber auch zunehmend gelangweilt, der dreistündigen Zeremonie folgt. Hin und wieder zupft er an den Handschuhen seiner Großmutter, um sie etwas zu fragen. Was er damals von ihr wissen wollte, daran kann sich Charles rückblickend nicht mehr erinnern. Im Film ist hingegen zu sehen, wie der Prinz auch einmal ganz verschwindet, die Kamera sucht ihn vergeblich einzufangen, Queen Mum ruft den Abgetauchten dann zur Ordnung. Die Kamera fängt ihn aber im entscheidenden Moment wieder groß im Bild ein, und der Kommentator weist eigens auf eine weitere Besonderheit dieses Tages hin: „Der Herzog von Cornwall sieht, wie seine Mutter gekrönt wurde.“ Nie zuvor in der Geschichte des Königreichs war ein Thronfolger (Charles wurde erst 1958 zum Prince of Wales ernannt) bei der Krönung einer regierenden Königin anwesend.





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F.A.Z.-Serie Schneller Schlau
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Die royale Firma aus dem Buckingham Palast
Bild: F.A.Z.

Später sind Charles und Anne zusammen neben Mutter und Vater auf dem ­Balkon des Buckingham-Palasts zu sehen. Charles winkt brav und zeigt begeistert in die Luft und auf die Flugzeuge, die zu Ehren der Königin am Himmel erscheinen. Die jubelnde Menschenmenge hinterließ einen bleibenden Eindruck bei ihm. Erstmals, so schreibt Charles’ Biograph Jonathan Dimbleby, sei dem Prinzen bewusst geworden, welche besondere Rolle er im Leben zu spielen habe. Fasziniert war der kleine Prinz auch von der Edwardskrone, mit der er nun 70 Jahre später selbst gekrönt wird. Wie sich eine der Ehrendamen der Königin später er­innerte, hatte Elisabeth im Palast die Krone abgenommen und auf einen kleinen Tisch gelegt. „Plötzlich sah ich im Augenwinkel, wie Prinz Charles, er war fast fünf, die Krone sah“, berichtet die heute 90 Jahre alte Lady Jane Rayne Lacey. „Er hatte sie vorher auf dem Kopf seiner Mutter gesehen, er wusste also, wo sie hingehört. Er rannte los, und ich wollte zum Tisch, um ihn aufzuhalten. Ich wusste, er würde sie fallen lassen. Sie war tonnenschwer.“ Eine Hofdame sei ihr dann aber noch zuvorgekommen. „Es war lustig“, so Lady Jane, „denn ich dachte: Oh Gott, das ist geradezu prophetisch. Kann er mit fünf wissen, dass er eines Tages König wird?“

Auf dem offiziellen Krönungsbild, das der Fotograf Cecil Beaton an jenem Tag im Palast noch machte, trägt Königin Elisabeth II. neben Reichs­apfel und Zepter auch die schwere Edwardskrone. Vergessen wurde danach allerdings, auch den Thronfolger und seine Schwester zu fotografieren. Die Bilder von Charles und Anne, die sich heute in der königlichen Sammlung befinden, entstanden erst einen Monat später in einem Londoner Fotostudio, wohin ihr Kindermädchen Helen Light­body die beiden bringen musste. Dafür zogen sie auch noch einmal ihre eigens angefertigten Krönungskleider an. Was fehlt, ist die Pomade in Charles’ Haar. Inzwischen war es ein gutes Stück nach­gewachsen.

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