Trumps Zollkonflikt: Börsen weiter auf Achterbahnfahrt

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Der weiter eskalierte Zollkonflikt zwischen den USA und China hat am Mittwoch zu mehreren Richtungswechseln an den Aktienbörsen geführt. Die amerikanischen Standardaktienindizes Dow Jones und S&P 500 drehten am Nachmittag europäischer Zeit nach wenigen Minuten Handel vom Minus leicht ins Plus. Der Index der Technologiebörse Nasdaq erholte sich um zeitweise rund 1 Prozent. Im weiteren Handel kam es immer wieder zu deutlichen Ausschlägen nach oben und nach unten. Der Dax fiel bis zum Börsenschluss um 3 Prozent auf 19.670,88 Punkte
Schon am Mittwochmorgen war eine Gegenbewegung nach oben zum Erliegen gekommen, die am Montag nach einem tiefen Sturz bis auf 18.500 Dax-Punkte eingesetzt hatte – das tiefste Niveau seit September 2024. Die Schwankungen in dieser noch kurzen Woche bleiben indes außergewöhnlich: Am Dienstag erst eroberte der Dax die Marke von 20.000 Punkten zurück, am Mittwoch rutschte er wieder deutlich darunter. Erst eröffnete der Dax bei rund 19.730 Punkten, kletterte dann kurz auf etwas mehr als 20.000 Punkten, um dann wieder scharf nach unten abzudrehen und seinen Eröffnungskurs mit dem Tagestief von 19.391 Punkten um deutlich mehr als 300 Punkte zu unterbieten. Am Mittag hatte sich der Dax dann wieder etwas erholt und lag über 19.800 Punkten, bis China mit weiteren Gegenzöllen auf den von den USA angestoßen Zollkonflikt reagierte.
Die starken Schwankungen am Aktienmarkt sprechen für die Nervosität der Anleger, die sich über die Gewinnaussichten der Unternehmen zunehmend unsicher sind. Viele professionelle Anleger arbeiten auch mit Kursschwellen, ab deren Unterschreiten sie automatisch Aktien abstoßen („Stopp-Loss“). Auch könnten Anleger gezwungen worden sein, für auf Kredite gekaufte Wertpapiere zusätzliche Sicherheiten zu stellen („Margin Calls“). Diese beiden mutmaßlichen Gründe könnten dazu beitragen, dass sich der Abschwung am Aktienmarkt beschleunigt.
Wohnimmobilienaktien litten zur Wochenmitte an der Frankfurter Börse mit am stärksten: Vonovia führte am Mittwoch Nachmittag zusammen mit dem Flugzeugmotorenhersteller MTU mit fünf Prozent minus die Liste der Kursverlierer im Dax an. Die Wohnimmobilienaktien LEG und TAG gaben im M-Dax gut vier Prozent ab. Auch Chipwerte wie Infineon und Aixtron ragten unter den Verlierern mit einem Minus von mehr als fünf Prozent heraus. Kursgewinner gab es unter den 40 Dax-Unternehmen keine.
Schlechte Vorgaben von den US-Börsen
Die US-Aktienindizes waren am Mittwoch abermals schwächer erwartet worden, insofern wurden durch den zeitweise besseren Handelsverlauf an Wall Street abermals Anleger überrascht und manche vermutlich auf dem falschen Fuß erwischt. Schon am Dienstagabend hatte in New York der amerikanische Aktienindex S&P 500 anfängliche Tagesgewinne von bis zu 4,1 Prozent vollständig abgegeben und nahe seines Tagestiefs und 1,6 Prozent im Minus auf 4983 Punkten geschlossen. Die Technologieaktienindizes der Nasdaq verloren am Dienstag nach anfänglichen Tagesgewinnen sogar noch rund zwei Prozent.
Auch der Ölpreis gibt wegen Rezessionssorgen ab. Für 159 Liter der Sorte Brent werden am Mitwoch nur noch 60 Dollar gezahlt, so wenig wie zuletzt vor vier Jahren. US-Staatsanleihen wurden am Dienstag vor allem mit langen Laufzeiten verkauft, angeblich steckt der große US-Gläubiger China dahinter.
Auslöser für den abermaligen Richtungswechsel an den Börsen war schon am Dienstag die weitere Zuspitzung des Zollkonflikts. Ein Vertreter des US-Präsidialamts hatte bestätigt, dass es zusätzliche Zölle gegen China geben soll. Darauf reagierte der Hang-Seng-Index an Börse in Hongkong am Mittwoch zunächst mit Abschlägen, beendete den Handel nach einer starken Aufholbewegung aber 0,6 Prozent höher. Am Montag hatte der Hang-Seng mit einem Rutsch um 13 Prozent den stärksten Wochenverlust seit 1997 erlitten. In Japan allerdings gab es am Mittwoch an der Börse Tokio deutliche Verluste. Der Nikkei-Aktienindex gab 3,9 Prozent ab und schloss mit 31.714 Punkten. Das sind noch mehr als 500 Punkte mehr als im Tief, das der Nikkei am Montag erreicht hatte.
An diesem Mittwoch sind ohnehin die neuen US-Sonderzölle gegen eine ganze Reihe von Ländern in Kraft getreten. Für Waren aus der EU betragen sie 20 Prozent. Die Europäische Union hat bislang noch keine Gegenmaßnahmen angekündigt. Auf Warenimporte anderer wichtiger US-Handelspartner werden zum Teil noch höhere Sätze fällig.
Pharmawerte unter Druck
US-Präsident Donald Trump kündigte außerdem „große Zölle“ auf Pharmaimporte an. Der europäische Aktienindex für Pharmawerte wies daraufhin am Mittwoch die höchsten Verluste aller Branchenindizes auf. Im Schweizer Aktienindex SMI verloren die Aktien von Novartis 6,4 Prozent, Rivale Roche büßte 5,8 Prozent ein. Die Aktie von Bayer verlor im Dax mehr als 4 Prozent.
Für Unruhe an den Finanzmärkten sorgt auch, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Protokolle zu ihrer jüngsten Zinssitzung vom März vorlegen wird. Damals hatte sie die Leitzinsen nicht weiter gesenkt. Die DZ Bank sieht die Notenbanker weiterhin in einem Dilemma: Die Gefahr einer Rezession verlangt eigentlich tiefere Zinsen, doch die Zölle verteuern die Importe in die USA und wirken insofern inflationstreibend, was die Notenbank mit höheren Zinsen bekämpfen müsste.
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