#Turnierbotschafterin, Kämpferin, Finalistin
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„Turnierbotschafterin, Kämpferin, Finalistin“
So viel Spannung war selten in diesen Tennistagen von Bad Homburg. Die bangen Blicke richteten sich am Freitag mitunter nach oben in den Himmel, wo die Wolken vorüberzogen, andererseits nach unten auf den Centre Court, auf dem eine Reihe von hochklassigen Tennismatches angesetzt waren.
Veranstalter, Zuschauer und Spielerinnen der Bad Homburg Open fragten sich: Ob die Sonne entgegen der Wettervorhersage wohl den ganzen Tag über bleibt, oder ob es wieder zu regnen anfängt wie am Donnerstag, als alle geplanten Begegnungen ausfielen und um einen Tag verschoben werden mussten? Die andere, sportliche Frage lautete: Wie würden die Tennisdamen, allen voran die spielende Turnierbotschafterin Angelique Kerber, die Doppelbelastung ertragen, im besten Fall mittags ihr Viertelfinale zu spielen und später am Tag dann um den Einzug ins Endspiel zu kämpfen? Nun, die Bilanz konnte nicht besser sein aus deutscher Sicht: das Wetter hat gehalten, und ebenso Angelique Kerbers Erfolgsserie.
Nach ihrem Viertelfinalsieg gegen die Amerikanerin Amanda Anisimova zur Mittagszeit bezwang die Kielerin am Abend auch noch die Tschechin Petra Kvitova. Aggressiv und hartnäckig spielte die 33 Jahre alte Deutsche im Duell zweier Wimbledon-Siegerinnen und gewann nach 2:04 Stunden 3:6, 6:4 und 7:6 (7:3). Das Halbfinale war voller Intensität, Hingabe und Klasse und riss die 600 Zuschauer auf den Rängen mit.
„Das ist Gänsehaut“
„Ich habe die letzten sechs Monate hart gearbeitet, um zurückzukommen. Es hat sich gelohnt, selbst wenn es nur für diesen Tag auf dem Centre Court wäre“, sagte die Wimbledonsiegerin von 2018 nach ihrem Sieg gegen die bei den Bad Homburg Open an Nummer eins gesetzte Petra Kvitova. Männliche Zuschauer im Kurpark konnten vor Kerber nur respektvoll ihre Strohhüte ziehen, die sie vorher gegen die überraschend ausdauernden Sonnenstrahlen geschützt hatten. „Das ist Gänsehaut“, sagte die Turnierbotschafterin Kerber, nachdem sie zwei Dreisatzmatches binnen achteinhalb Stunden hinter sich gebracht hatte.
Was soll nach dem Traum-Halbfinale zwischen der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova und Angelique Kerber als Londoner Titelträgerin von 2018 jetzt noch kommen? Für die Deutsche folgt an diesem Samstag ein Duell mit einer weiteren Tschechin, sie trifft auf Katerina Siniakova, die vergleichsweise kraftschonend ins Finale des erstmals ausgetragenen WTA-Turniers an diesem Samstag einzog (13 Uhr/live in ARD und bei DAZN).
Starke Rückhand, ansehnlicher Volley, Triumph im Doppel
Nachdem Siniakova im ersten Nachholspiel des Tages die Metzingerin Laura Siegemund 7:5 und 6:4 in der Runde der letzten acht bezwungen hatte, machte sie am Nachmittag beim 6:2, 6:4-Halbfinalsieg gegen die Spanierin Sara Sorribes Tormo noch kürzeren Prozess. Eine Gesamtarbeitszeit von rund drei Stunden sollten für die ungesetzte Tschechin verkraftbar sein im Hinblick auf ihr erstes Endspiel bei einem Rasenturnier.
„Es wird sicher ein hartes Match, aber ich will versuchen, es zu genießen“, sagte Katerina Siniakova, die bisher zwei WTA-Turniere gewonnen hat und in der Weltrangliste derzeit auf Platz 76 steht. Fürs Rasentennis bringt die 25-Jährige wie die acht Jahre ältere Kerber beste Voraussetzungen mit, verfügt sie doch über eine starke Rückhand und einen ansehnlichen Volley. Wie sehr ihr das Spiel vorne am Netz liegt, hat sie jüngst beim Grand-Slam-Turnier in Paris bewiesen, wo sie an der Seite ihrer Landsfrau Barbora Krejcikova im Doppel-Wettbewerb triumphierte.
Selbstbewusstsein für den Saisonhöhepunkt
Was am Freitag besser vorhersehbar war als Siniakovas Zweifacherfolg und das Wetter: Dass Angelique Kerber ihre Spaziergänge auf der Grünfläche des Centre Court nicht so einfach würde fortsetzen können. Nach zuvor zwei leichten Siegen mit insgesamt nur vier verlorenen Spielen wurde die Kielerin im Viertelfinale erstmals ernsthaft gefordert. Gegen die Amerikanerin Amanda Anisimova, die in der Runde zuvor die Darmstädterin Andrea Petkovic aus dem Wettbewerb bugsiert hatte, sah sich die 33 Jahre alte Deutsche vor allem im ersten Satz immer wieder krachenden Aufschlägen und Grundschlägen ausgesetzt. Trotz verlorenem ersten Satz blieb Angelique Kerber gefasst und begann, ihre Breakchancen zu nutzen. Sie gewann sogar sieben Spiele nacheinander bis zum 4:0 im dritten Satz, dann rumpelte es ein bisschen in ihrem Spiel. Zwei Matchbälle vergab Kerber mit Doppelfehlern. Letztlich war der 2:6, 6:3 und 6:3-Erfolg aber doch ungefährdet.
„Ich habe heute etwas länger gebraucht, um reinzukommen“, sagte die beste deutsche Tennisdame. Für ihr Halbfinale gegen Petra Kvitova hatte sie als Turnierbotschafterin, die der ausgefallene Spieltag am Donnerstag besonders schmerzte, nur einen Wunsch: „Hoffentlich hält das Wetter heute.“ Es hielt bis zum Happy-End.
Während Angelique Kerbers Viertelfinalspiel auf dem Centre Court angesetzt wurde, musste Petra Kvitova zur gleichen Zeit mit einem Nebenplatz hundert Meter weiter vorliebnehmen. Ein ungewohntes Gefühl für die zweimalige Wimbledonsiegerin, die sich beim 6:3 und 7:6 (12:10) gegen die Argentinierin Nadia Podoroska gleichwohl unbeeindruckt zeigte. Da Kerber wie Kvitova jeweils rund 90 Minuten für ihre Viertelfinalmatches benötigten, schienen die Kräfteverhältnisse vor dem Aufeinandertreffen am Abend tendenziell ausgeglichen. Am Ende hatte Angelique Kerber mehr Kraft und Konzentration. „Jetzt versuche ich, mich schnell zu erholen und morgen bereit zu sein“, sagte die Turnierbotschafterin, die womöglich den Siegerpokal behält. Jedenfalls hat sich Angelique Kerber nach ihren vier Bad Homburger Siegen nacheinander schon jetzt viel Selbstbewusstsein geholt für den Saisonhöhepunkt auf dem Rasen von Wimbledon.
Blick auf den Court in Bad Homburg
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Bild: dpa
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