#Überlebt Miami den Klimaschock?
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„Überlebt Miami den Klimaschock?“
Miami im Jahr 2100. Ein altes Propellerboot rast über kniehohes Sumpfwasser, auf dessen Oberfläche die gleißende Sonne flimmert. Nichts als Gräser, Gestrüpp und Mangroven zu allen Seiten. Die Touristen an Bord schauen verdutzt. Hier war einmal ein Wohngebiet? Schließlich nähert sich das Boot einem verfallenen Haus auf Betonpfählen und bremst ab. „Dieses Haus gehörte jemandem, der sich weigerte zu gehen, als das Hochwasser zu viel wurde“, erklärt der Reiseführer. „Aber die meisten gaben auf. Sie mussten die Nachbarschaften, eine nach der anderen, ans Meer und den Sumpf zurückgeben und in die Hochhäuser in den höher liegenden Stadtteilen ziehen.“ Am Horizont kann die Gruppe sie sehen: Die glänzenden, durch hoch gelegene Fußgängerbrücken verbundenen Wolkenkratzer – die Skyline des neuen, innovativen Miamis, wo Obst und Gemüse in vertikalen Gärten angebaut werden und man das Grundwasser per Solarenergie entsalzt. Man hat gelernt, mit dem Wasser zu leben.
So zeichnet Mario Ariza ein mögliches Zukunftsszenario seiner geliebten Heimatstadt in seinem Buch Disposable City. Fünf Jahre lang hat der Enthüllungsjournalist akribisch recherchiert, um den Folgen des Klimawandels für Miami auf den Grund zu gehen. „Es wird sehr schwierig sein, Miami zu retten“, sagt er heute so bestimmt wie besorgt.
Riesige Vermögenswerte sind bedroht
Nach Hochrechnungen des Weltklimarats IPCC und der amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA ist ein Meeresspiegelanstieg von über einem Meter bis 2100 nicht unwahrscheinlich. Ein großer Teil der Insel Miami Beach und andere tief liegende Gebiete Miamis wären dann unter Wasser. Wie stark der Meeresspiegel steigen wird, hängt den Forschern zufolge davon ab, wie viel CO₂ in der Atmosphäre ist, wie stark sich das Meer dadurch erwärmt und ausdehnt und wie viel Polareis andernorts ins Meer schmilzt. Schon bei einem Anstieg von 60 Zentimetern, der in den nächsten 40 Jahren möglich ist, stünden weite Gebiete Südfloridas unter Wasser. In Miami wären Immobilien im Wert von 15 bis 23 Milliarden US-Dollar dahin, darunter einige der teuersten der Welt. Und diese Rechnung enthält noch keine Wirbelsturmschäden. Während in anderen vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Küstenstädten in China, Indonesien, Bangladesch oder Nigeria weitaus mehr Menschen betroffen sind, stehen in Miami die höchsten Vermögenswerte auf dem Spiel. „Keine Stadt der Welt wird einen höheren Preis zahlen“, hieß es im Magazin „National Geographic“ schon 2015.
Allen solchen Prognosen zum Trotz erlebt Miami gerade den größten Hochhausbauboom seiner Geschichte. Aus Sicht der Immobilienunternehmer spielt es keine Rolle, was in den kommenden Jahrzehnten passiert. Sie bauen und verkaufen, die Kassen klingeln. Weil es in Florida keine Einkommensteuer gibt – öffentliche Einnahmen kommen aus Grund- und Umsatzsteuer –, hat auch die Verwaltung ein großes Interesse an diesen Geschäften. „Die Immobilienunternehmer zählen zu den mächtigsten politischen Kräften im Land“, sagt Mario Ariza, „wie die Ölmänner in Texas.“
So könnte es in Zukunft immer wieder aussehen: Straße in Miami nach heftigen Regenfällen im November 2021
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Bild: MediaPunch
Die teuren Wohnungen gehen zum Beispiel an reiche Jungunternehmer aus Silicon Valley und New York. „Diese jungen Tech-Kids kaufen unglaubliche Immobilien für sechs oder sieben Millionen Dollar“, sagt Josh Stein, ein Makler für Luxusimmobilien in Miami. Die meisten Leute behalten ihre Eigenheime nur bis zu fünf Jahre lang. Was das Meer danach macht, ist also auch für Kaufentscheidungen unerheblich.
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