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#Übersicht der Tarifkonflikte: Wer streikt gerade eigentlich warum?

Lokführer, Busfahrer, Flugbegleiterinnen, Sicherheitspersonal am Flughafen – bei den vielen Streiks derzeit kann schnell der Überblick verloren gehen, worum es eigentlich bei jedem der Tarifkonflikte geht. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede.

Warum wird jetzt so oft gestreikt?

Die Tarifkonflikte sind Folge von zwei sich gegenseitig verstärkenden Trends: Inflation und Arbeitskräftemangel. Durch die hohen Inflationsraten nach Coronakrise und Ukrainekrieg haben viele Beschäftigte Reallohnverluste erlitten. Die Reallöhne sind – nach kräftigen Anstiegen bis zum Jahr 2019 – auf den Stand des Jahres 2016 zurückgefallen, viele Beschäftige können mit ihren Gehältern also weniger erwerben als noch vor der Coronakrise. Das Durchschnittsgehalt für alle Vollzeitverdiener in Deutschland betrugt zuletzt 51.900 Euro brutto, das sind rund 4300 Euro/Monat – viele der nun Streikenden liegen teils deutlich darunter.

Zugleich verharrt die Arbeitslosenquote auf vergleichsweise niedrigem Niveau, viele Jobs bleiben unbesetzt. Damit können Arbeitnehmer mehr Druck ausüben als in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Das meiste Druckpotential sehen Gewerkschaften in Branchen, in denen ein Streik möglichste viele trifft, also im öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie im Flugverkehr – und wenn diese Unternehmen auch noch dem Staat gehören und Politiker auf die Unternehmensführung Druck ausüben können.

Die Ziele der Gewerkschaften unterscheiden sich aber zum Teil stark, wie der folgende Überblick auf die aktuellen Tarifkonflikte bei Deutscher Bahn, den Nahverkehrsunternehmen, den Flughäfen und bei der Lufthansa zeigt.

Lokführer: 35-Stunden-Woche als Ziel

Die Lokführergewerkschaft GDL kämpft bei der Deutschen Bahn vor allem um kürzere Arbeitszeiten. Sie fordert eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, Beschäftigte sollen also künftig drei Stunden weniger pro Woche arbeiten müssen, aber weiter den gleichen Lohn erhalten. Darum hatte jüngst der Streik auch symbolische 35 Stunden gedauert. Die Deutsche Bahn hatte zuletzt eine stufenweise Absenkung der Arbeitszeit auf 36 Stunden bis 2028 angeboten. An dem Tarifabschluss dürften sich auch andere Bahnunternehmen in ihren Hausverträgen orientieren. Streiks bei der Deutschen Bahn treffen nicht nur Fernzüge wie den ICE und Regionalbahnen, sondern auch viele S-Bahnen in Großstädten und den Güterverkehr.

Laut der Deutschen Bahn liegen die Bruttogehälter von Lokführern zwischen 44.000 und 52.000 Euro im Jahr, da zu ihrem Grundgehalt noch zahlreiche Zulagen wie Nacht- und Wochenendzuschläge, Weihnachtsgeld, Fremdsprachen-Leistungsentgelt oder Verpflegungsmehraufwand bei längeren Reisezeiten hinzukommen.

Nahverkehr: Mehr Urlaub, weniger Wochenarbeit

Wenn U-Bahnen, Busse oder Straßenbahnen streikbedingt nicht fahren, liegt das am Arbeitskampf der Gewerkschaft Verdi mit 130 kommunalen Nahverkehrsunternehmen (außer in Bayern). Auch hier geht es nicht in erster Linie um höhere Löhne, sondern beispielsweise um kürzere Wochenarbeitszeiten, mehr Urlaubstage und zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit sowie Begrenzung geteilter Dienste und unbezahlter Zeiten im Fahrdienst. Verdi argumentiert, dass diese Entlastungen nötig seien, da in Folge des Arbeitskräftemangels die jetzigen 90.000 Beschäftigten mehr Erholung benötigten. Dies würde auch Krankenstände reduzieren und damit den Personalmangel verringern.

Das mittlere Gehalt von Busfahrern beträgt laut Bundesagentur für Arbeit um die 3000 Euro brutto, wobei es regionale Unterschiede gibt: Die etwa 9000 Busfahrer in Hessen etwa kommen auf rund 3100 In Rheinland-Pfalz und Ostdeutschland sind es teils einige hundert Euro weniger, in Baden-Württemberg dagegen sind es 3400 Euro brutto.

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