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#Ukraine-Debatte mit Baerbock und Klitschko in Chemnitz

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Den Ton aus dem Publikum setzt ein weißhaariger Senior, der mit blauem Hemd und gelber Fliege in die Veranstaltungshalle in Chemnitz gekommen ist. Zu DDR-Zeiten habe er den Kriegsdienst verweigert, „mit allen Konsequenzen“, erzählt er. Heute dagegen würde er wohl eine Waffe hin die Hand nehmen, um die Demokratie zu verteidigen. Und dann will er noch etwas Wichtiges loswerden. „Verzeihen Sie uns, dass es so viele Irre gibt, die hier montags mit Russlandfahnen rumlaufen.“ Dafür erhält er viel Beifall am Freitagabend beim Leserforum der Chemnitzer Zeitung „Freie Presse“, zu dem Außenministerin Annalena Baerbock und Boxlegende Wladimir Klitschko gekommen sind. Mehr als 1000 Leser hatten sich für die Veranstaltung zum Thema „Krieg in der Ukraine und die Folgen“ interessiert, weshalb die knapp 300 Plätze per Los vergeben worden waren.

„Man gewöhnt sich an Explosionen“

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Klitschko, der extra aus der Ukraine angereist war, schilderte zu Beginn die Lage in seinem Heimatland. „Man gewöhnt sich an Explosionen, täglich, jede Nacht“, erzählt er. Beinahe jeden Tag greife Russland mit Raketen und Kamikazedrohnen an. „Man gewöhnt sich an die Bilder, Explosionen und daran, den Tod zu sehen, und man lebt weiter.“ Die Ukrainer würden gerade jetzt im Sommer auch gerne „Pläne machen für die Ferien, für das Leben“, so wie die Menschen in Deutschland. Doch das gehe derzeit nicht. „Es ist kein normales Leben in der Ukraine.“ Es ist völlig still im Saal, während der 47 Jahre alte Sportler und jüngere Bruder des Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko spricht.

Baerbock erinnerte daran, dass auch viele Russen diesen Krieg nicht wollen, aber Putin ihn vom Zaun gebrochen habe. „Solange der russische Präsident tagtäglich Menschen bombardieren, verschleppen und vergewaltigen“ lasse, müsse die Ukraine dabei unterstützt werden, sich zu wehren, sagte Baerbock. Sie verstehe, dass viele Menschen wissen wollten, wie lange das alles noch dauern werde, aber diese Frage könne sie nicht beantworten. Zugleich plädierte sie auch aus politischen Gründen dafür, in der Unterstützung nicht nachzulassen. Ohne Flugabwehr und Panzer hätte es noch mehr Tote gegeben. Und: „Was wäre es für ein Zeichen für andere Nuklearmächte, wenn Putin mit seinem Angriff durchkäme?“, fragte sie. Das würden andere wohl als eine Art Freifahrtschein betrachten.

Doch damit war nicht jeder im Publikum einverstanden. Schon seit geraumer Zeit komme keine Seite mehr militärisch voran, sagt ein Mann. Dieses Patt koste täglich viele junge Männer auf beiden Seiten das Leben. Je länger der Krieg dauere, umso größere Konsequenzen habe das doch auch für Deutschland. „Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um zu verhandeln?“, will er von Baerbock wissen. Die Außenministerin räumt zunächst mit einem Vorurteil auf, dass ihr immer wieder begegne. Es stimme nicht, dass nicht miteinander gesprochen werde, sagt sie. Tagtäglich führe sie Gespräche, den Krieg zu beenden. Es gebe kein „Entweder Waffen oder Gespräche“, sondern bis heute stets beides. Praktisch bis kurz vor dem Überfall am 24. Februar vergangenen Jahres habe es Versuche vieler Länder gegeben, diesen Krieg zu verhindern. Das sei leider vergeblich gewesen. Deshalb müsse die Ukraine jetzt militärisch unterstützt werden. „Jedes einzelne Menschenleben, dass wir retten konnten, war die Waffenlieferungen wert.“

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