Nachrichten

#Mutters Vorstellungen von Ehe und Treue

Inhaltsverzeichnis

Mutters Vorstellungen von Ehe und Treue

Genrekonventionen können findigen Autoren einen Rahmen bieten, der überbordenden Ideen Halt gibt. Die irische Schriftstellerin Liz Nugent ist so eine findige Autorin, und würde auf dem Umschlag ihres Buches „Kleine Grausamkeiten“ nicht das Wörtchen „Kriminalroman“ stehen, man vergäße glatt beim Lesen, dass es hier eigentlich um einen Mord geht, so klug seziert die Autorin dysfunktionale Familienstrukturen.

Dabei beginnt sie direkt mit einer Beerdigung. Die drei Brüder der Familie Drumm sind anwesend, einer liegt im Sarg, zwei zeigen Trauer. Doch wer tot ist und wer lebt, das gilt es auf den folgenden rund 400 Seiten zu enträtseln.

Nugent ist eine Meisterin von Form und Sprache. In ihrer Einleitung gibt sich ein namenloser Icherzähler als einer der Brüder und potentieller Mordverdächtiger zu erkennen, man findet jedoch kein Anzeichen dafür, um wen es sich handeln könnte. Dann beginnt die Spurensuche in zwei Teilen. Im ersten erzählt jeder Bruder separat seine Erinnerungen in Ichform. Ganz im Gedankenstrom verloren, wechseln Orte und Zeiten, von der Kindheit im irischen Elternhaus, den Bruderkämpfen beim Heranwachsen bis zu Karrierewegen, die schließlich durch Europa und Amerika führen.

Kurz vor der Explosion

William, der Älteste, war der Liebling der Mutter und setzte sich als Filmproduzent durch. Luke, der Jüngste, ist erfolgreicher Popstar, der mit Mitte zwanzig den Zenit des Erfolgs überschritten hat und versucht, mit schwindendem Ruhm und Geld klarzukommen. Und dann ist da noch Brian, der selbst bei den Erzählungen der Geschwister immer irgendwie am Rande steht und gern als Sündenbock verhaftet wird, wie William in Erinnerung an ein grauenhaft eskaliertes Weihnachtsfest erzählt: „Denn bei uns in der Familie, so war das nun mal, musste immer jemand als Zielscheibe des Spotts herhalten, und an diesem Weihnachtsfeiertag war das Brian.“

Liz Nugent: „Kleine Grausamkeiten“. Kriminalroman.


Liz Nugent: „Kleine Grausamkeiten“. Kriminalroman.
:


Bild: Steidl Verlag

Wann werden diese kleinen Spötteleien und Grausamkeiten zu viel? Was gab den Ausschlag für den Brudermord? Nugent spielt mit dem klassischen „Whodunit“-Konzept, das allein nach dem Täter sucht, und erweitert es um die Frage: Wer liegt eigentlich im Sarg? Die Autorin hat ihr Handwerk bei den großen englischsprachigen Literaten der Moderne und Postmoderne gelernt. Das multiperspektivische Erzählen und das Eintauchen in den Gedankenstrom der Figuren sind dem Werk ihres irischen Landsmannes James Joyce entlehnt.

Aufbau und Form erinnern an William Faulkners Novelle „Als ich im Sterben lag“. Auch darin erzählen abwechselnd Geschwister ihre Sicht auf die Familiengeschichte und ergänzen bereits von einer anderen Person Berichtetes um neue Details, stellen so Sichtweisen und Motive für Handlungen infrage. Zudem verbindet eine zweite Idee Nugent mit Faulkner: Die Figur der Mutter stellen beide Autoren in den Mittelpunkt, lassen sie jedoch fast ausschließlich aus der Sicht der Kinder entstehen. Doch im Gegensatz zu Faulkners Mutterfigur, die von romantischen Jungmädchenträumen und deren Scheitern an der harten Realität des Ehe- und Farmlebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählte, ist die Mutter der Drumm-Brüder deutlich komplexer.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!