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#Und wer bezahlt’s? Der kleine Mann!

„Und wer bezahlt’s? Der kleine Mann!“

Ameise und Wespe zählen im Tierreich zu den kleineren Gattungen. Aber sie sind natürlich immer noch Riesen, wenn man sich vor Augen führt, wie die Natur im Inneren beschaffen ist. Nämlich so abgründig, dass sich selbst in den winzigsten Bestandteilen der Wirklichkeit noch Teilbares findet. Und irgendwo weit unten im großen Prozess der Differenzierung tun sich plötzlich ganze Welten auf, etwa das Quantenreich, das im Universum der Marvel-Comics vor allem mit dem Superheldenpaar assoziiert wird, das nach der Ameise und der Wespe benannt ist. Für „Ant-Man“ und „The Wasp“ sind Schlüssellöcher gigantische Portale, und in ontologischen Faltungen bewegen sie sich wie auf Surfwellen.

Das subatomare „quantum realm“ ist ihre persönliche Nische im Multiversum, ein Ort, an den man nur gelangen kann, wenn man „unglaublich klein“ ist. Scott Lang (Paul Rudd) weiß genau, wovon er spricht. In dem neuen Abenteuer „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ sieht man ihn zu Beginn in einer Stimmung beträchtlicher Selbstzufriedenheit. Er hat gerade eine Autobiographie geschrieben, in der er sich ironisch als „Little Man“ bezeichnet. Im großen Bild sollte man immer auch auf die kleineren Figuren achten, und wenn man das Marvel-Universum mit seinem Gewimmel aus komplizierten Egos mit seltsamen Kostümen als Ganzes auf sich wirken lassen wollte, dann wäre Scott tatsächlich eher nicht der Mittelpunkt. Aber er war nun einmal auch dabei, als die Avengers neulich die Welt (vor dem Alleszerstörer Thanos) retteten, in dem Film „Avengers: End­game“. Und so kann er nun ein wenig in der neuen Bedeutung schwelgen. Wobei er schon eine gewisse Reserve mitschwingen lässt: „life doesn’t make ­sense“, das Leben geht nicht wirklich in einem sinnvollen Zusammenhang auf, es fliegt einem eher um die Ohren, bildlich gesprochen.

Und wieder erwächst ein Super-Schurke

Superheldenfilme sind die Konkretion dieser chaotischen Grundverfasstheit des Wirklichen, sie falten aus ins Phantastische, was die meisten Menschen tagtäglich mit der Kaffeemaschine, dem schwierigen Nachbarn oder anderen Tücken des Objekts und der Intersubjektivität erleben. Die übernatürlichen Begabungen arbeiten sich dabei so lange mit Teilrealitäten und Nebenwidersprüchen ab, bis wieder einmal ein Schurke erwächst, der in seiner Negativität alles zusammenfasst, auch die Dimensionen des Quantenreichs, die in der Marvel-Welt bisher eher Orchideenfach waren.

„Ant-Man and the Wasp: Quantumania” ist so eine Verstrebung in der viel größeren Architektur, die sich gerade neu konfiguriert. Der Schauspieler Jonathan Majors („Lovecraft Country“) stattet die Rolle von Kang dem Eroberer mit so gigantischer Melancholie aus, dass man damit selbst einen „Wahrscheinlichkeitssturm“ in nichts auflösen könnte.

In einen solchen Sturm gerät wiederum Scott, der von seiner Tochter Cassie versehentlich ins Quantenreich geschleudert wird. Bei einem „probability storm“ plustern sich alle Kompossibilitäten, die ein einzelnes Leben andauernd rechts und links auf dem Zeitpfeil liegen lässt, zu einem Sausen und Brausen auf. Es ist eine nicht nur spektakuläre, sondern auch philosophisch sinnfällige Szene, wie Scott in einem wichtigen Moment seiner Odyssee zu einem neuen Münchhausen wird: Er zieht sich an der trilliardsten Möglichkeit, ein ganz kleines bisschen Ich und zugleich ein anderer zu sein, selbst aus einem Schlamassel.

Kann er keiner Fliege etwas zuleide tun?

Es gibt noch ein paar weitere hübsche Ideen in einer Geschichte, die sich wohl auch zum Ziel gesetzt hat, das Image des Helden aufzurauen. Paul Rudd ist ein Darsteller für Charaktere, von denen man gemeinhin sagen würde, sie könnten keiner Fliege etwas zuleide tun. Dieses Mal kommt er ordentlich ins Schwitzen, auch deswegen, weil Kang vielleicht nicht der „sexiest man alive“ ist, definitiv aber der sexieste Widersacher seit Luzifers Himmelssturz.

In „Quantumania“ treiben der Drehbuchautor Jeff Loveness und Regisseur Peyton Reed ihr Spiel mit dem Dimensionalen auf verschiedenen Ebenen. Einerseits lassen sie „ganz unten“, also in der Welt unterhalb des Atomaren, eine Typenvielfalt entstehen, die selbst George Lucas’ „Star Wars“-Bestiarien in den Schatten zu stellen versucht (zum Beispiel mit einem Broccoli-Mann und einem Mann mit Scheinwerfer-Kopf). Andererseits wird Scott, der eigentlich meist mikroinvasiv arbeitet, durch eine Volte der Heldenfunktion zu einem Riesen, der dann auch selbst eine naheliegende Assoziation zum Ausdruck bringt: der Ameisenmann als neuer Godzilla? So weit ist es nun also mit dem Marvel Cinematic Universe gekommen. Mit der jungen Cassie (Kathryn Newton) geht der Familienbetrieb Ameise & Wespe in die dritte Generation, während Michael Douglas und Michelle Pfeiffer so frisch wirken, als würden sie den Vorsitz noch lange nicht abgeben wollen. Paul Rudd aber scheint immer noch zu staunen über seine wachsende Bedeutung in einem Genre, das er eigentlich nur von der komischen Seite nehmen kann. Man muss keinen „probability storm“ entfachen, um die Wahrscheinlichkeit für groß zu halten, dass der „Ant-Man“ sich einem „ironic turn“ im Marvel-Universum nicht versagen würde.

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