#Unser täglich Buch: Eine Reise ins Poldiversum
Platzbegehung mit einer Ikone: Köln-Fan Andreas Merkel trifft als „Poldi“ auf den echten Lukas Podolski. Heraus kommt sein mit spielerischem Witz und süßsaurer Ironie geschriebenes Buch „Dziękuję Poldi!“
Der Verlag Voland & Quist, seit Jahren eine Quelle literarischer Vielfalt, hat in diesem Jahr eine charmante Idee umgesetzt. Er hat eine Reihe unter dem Titel „Ikonen“ begonnen, in der Autoren über Fußballspieler schreiben, die nicht unbedingt zu den Größten der Branche gehören, jedoch für eine besondere Geschichte stehen.
Anders als in vielen üblichen Star-Biographien werden nicht Werdegang und Erfolge von Kickern nacherzählt, sondern es herrscht ein freies Spiel literarischer Kräfte. Also kein von sprachlicher Taktik geprägtes Geplänkel, sondern lustvolles Bolzen mit treffenden Worten.
Den Auftakt bildete im Frühjahr der schnodderig-schaurige Text „Trautmann. In Trümmern – eine Liebeserklärung“ von Veit Pätzug über eine Gruppe Dresdner Jugendliche, die 1989 in der zugrunde gehenden DDR und ihrer Oberliga mit dem Dynamo-Idol Andreas Trautmann fiebern.
„Etwas sehr Anstrengendes mit Ballbemühungen, Rumschreien, Männerstress.“
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Bild: Verlag Voland Quist
Es folgte „Dziękuję Poldi! Eine buchlose Platzbegehung“, eine Annäherung an Lukas Podolski, dem der Torhüter der deutschen Autoren-Nationalmannschaft und bekennender 1. FC-Köln-Fan Andreas Merkel bis zu dessen Endstation in der ersten polnischen Liga bei Górnik Zabrze folgt. Der frühe Höhepunkt des Werkes mit allerlei Selbstreferenziellem übers Schreiben, Lesen und Leben ist die Begegnung zwischen Podolski und „Poldi“, wie sich der Erzähler selbst nennt: erst auf dem Fußballplatz zu Schießübungen, dann zum Interview. Im Gespräch sei der 130-malige deutsche Nationalspieler „überraschend uncool“, beim Ligaspiel am Tag danach wegen seines One-Man-Jubels eher peinlich.
Erzähler Poldi alias Autor Merkel versteht es, seine Reise ins Poldiversum mit spielerischem Witz und süßsauerer Ironie zu beschreiben. So bringt seine Notiz zur Erstliga-Begegnung zwischen Zabrze und Leczna mindestens neun von zehn Fußballspiele auf den Punkt: „Etwas sehr Anstrengendes mit Ballbemühungen, Rumschreien, Männerstress.“
In der jüngsten Veröffentlichung der „Ikonen“-Reihe – „Anne Hahn träumt Christian Beck“ – dreht sich alles um die Titelfigur und seine (weibliche) Anhängerschaft. Im echten Leben zwischen 2013 und 2021 Mittelstürmer des 1. FC Magdeburg, taucht Beck in dem Büchlein doppelt auf: zum einen als Gestalt in den Träumen der Autorin Hahn, zum anderen in der eigentlichen Erzählung als Geisel im Tiefschlaf, die von drei Krankenschwestern bewacht wird. Für die Freilassung des Magdeburger „Stadtheiligen der Neuzeit“, wie die Vereinsikone Beck genannt wird, fordern sie ein FCM-Museum, in dem die Erfolge des Klubs gewürdigt werden. Die Erzählung verleiht weiblichen Fans eine Stimme, ein glückliches Ende ist inklusive.
Der nächste Band der Reihe („Sören Lerby. Der Wohltäter“ von Jan Böttcher) wird sich um den FC-Bayern-Profi Mitte der Achtzigerjahre drehen, dessen Faszination ein junger Werder-Bremen-Fan erliegt. Man darf wieder gespannt sein.
Andreas Merkel: „Dziękuję Poldi! Eine buchlose Platzbegehung“, Anne Hahn: „Anne Hahn träumt Christian Beck“, jeweils 104 Seiten, 12 Euro, Verlag Voland & Quist 2023.
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