#„Unsere Motivation bleibt, mehr Menschen einen schweren Verlauf zu ersparen“
„„Unsere Motivation bleibt, mehr Menschen einen schweren Verlauf zu ersparen““
Herr Doktor Çelik, wir sprechen ja regelmäßig über Ihre Arbeit als Oberarzt auf der Isolierstation für Covid-19-Kranke im Klinikum Darmstadt. Wie ist die Lage?
Derzeit haben wir die Phase mit der maximalen Zahl an hospitalisierten Covid-Patienten der vierten Welle bei uns überwunden. In der vergangenen Woche haben wir gesehen, dass die Anzahl der aufgenommenen Patienten bei uns etwas zurückgeht. Dieser Prozess geht auf der Normalstation, also bei Patienten, die weniger schwer betroffen und in dieser Welle auch jünger sind, schneller als auf der Intensivstation. Dort haben wir noch immer eine hohe Zahl an Patienten, alle Betten sind belegt. Auch dort sind die Patienten zwar jünger als in den vergangenen Wellen, es kommt aber zu dem paradox erscheinenden Effekt, dass sie genau deshalb dort länger behandelt werden müssen.
Was für Patienten kommen momentan zu Ihnen?
Die Patienten mit schweren Verläufen lassen sich momentan nach klinischen Aspekten grob in zwei Kohorten unterteilen: einerseits ungeimpfte Patienten mit schweren Verläufen, deren Altersschnitt liegt bei 53 Jahren. Und die sehr viel kleinere Gruppe der Patienten mit schweren Impfdurchbrüchen – bisher war darunter kein geboosterter Patient – da ist der Altersschnitt bei 73 Jahren. Das sind im Mittel 20 Jahre Unterschied und das fällt natürlich stark auf. Immer wieder teilt sich ein junger ungeimpfter Patient mit schwerer Symptomatik das Zimmer mit einem älteren Patienten mit symptomatischen Impfdurchbruch. Wir sehen die milderen Verläufe in der Regel bei den Impfdurchbrüchen. Weiterhin sehen wir das Vollbild einer Covid-Pneumonie bei einem vollständig Geimpften sehr selten, das waren weniger als zehn Prozent unserer Fälle. Diese Praxiserfahrung schlägt sich nicht immer in Todesstatistiken nieder, da jüngere Patienten glücklicherweise mehr Reserven haben und auch schwere Verläufe länger aushalten. Bei der öffentlichen Diskussion über Impfdurchbrüche wird sehr oberflächlich und ohne klinische Details, nur anhand von groben Statistiken diskutiert. Ein genauerer Blick in die Klinik ist aber wichtig, auch angesichts der kommenden Omikron-Welle.
Für Weihnachten ist der Höhepunkt der vierten Welle prognostiziert worden. Rechnen Sie in den kommenden Tagen noch mit einem kurzfristigen Anstieg der Zahlen?
Das wird regional sehr unterschiedlich sein. Aus hessischer Perspektive lässt sich sagen: Hier war die Inzidenz zuletzt deutlich höher als in den Höchstphasen der vorherigen Wellen. Aber die positiven Effekte der Impfung sind ganz deutlich spürbar. Trotz einer Rekordinzidenz in Hessen liegt die Zahl der Hospitalisierungen etwa halb so hoch, wie auf dem Höhepunkt der zweiten Welle. Leider trifft dieser Effekt nicht bei Intensivpatienten zu, da sind wir abermals bei Höchstwerten. Ich kann die kommenden Tage nicht gut einschätzen, denn auch wenn die Inzidenz sinkt, infizieren sich täglich weiterhin viele Menschen. In anderen Teilen Deutschlands kann die Situation aber ganz anders aussehen. Wir wiegen uns durch die sinkenden Inzidenzen auch nicht in falscher Sicherheit. Wir wissen, was bald auf uns zukommt.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.